VfB-Stürmer Ciprian Marica ist vom Training ausgeschlossen worden und wird auch dem Kader nicht mehr angehören. Der Grund: Er habe seine Interessen nicht denen der Mannschaft untergeordnet.

Stuttgart - Der VfB Stuttgart greift im Kampf um den Klassenerhalt knallhart durch. Der stark abstiegsbedrohte Tabellenvorletzte der Fußball-Bundesliga hat Stürmer Ciprian Marica mit sofortiger Wirkung vom Mannschaftstraining ausgeschlossen. Der 25 Jahre alte rumänische Nationalspieler gehört auch nicht mehr zum Kader.

Marica habe seine persönlichen Interessen nicht denen der Mannschaft untergeordnet, begründete Manager Fredi Bobic am Dienstag die Entscheidung. Er betonte ausdrücklich, dass es sich um keine Suspendierung handle. Aber es sei "nur hypothetisch, dass er nochmals spielt".

Trainer Bruno Labbadia versicherte, es handle sich "um kein Bauernopfer". Es solle damit im Abstiegskampf auch kein Signal an andere Spieler gesendet werden. In ausführlichen Gesprächen am Montag habe es von Marica kaum Entgegenkommen gegeben. "Das ist so nicht akzeptabel." Er und Bobic hätten mit dem Spieler jeweils über eine Stunde geredet. "Wir haben versucht, ihm eine Tür aufzumachen", versicherte Labbadia. Die gemeinsam getroffene Entscheidung sei Marica am Dienstagvormittag vor dem Training mitgeteilt worden, noch ehe die Mannschaft darüber informiert worden sei.

Marica gilt als kompliziert


Grund für die "Kaltstellung" des als kompliziert geltenden Marica sei aber nicht dessen Interview mit einer rumänischen Zeitung gewesen, in dem der Spieler unverhohlen seinen Wechsel gefordert hatte. Vor gut einer Woche hatte Marica gegenüber "Gazeta Sporturilor" erklärt, es sei besser, wenn der VfB und er "im Sommer eine Lösung" fänden. Er sei als zweiter Stürmer mit Defensivaufgaben verschenkt.

Die beiden VfB-Verantwortlichen sehen keine Chance mehr, sich mit Marica auf eine gemeinsame Linie zu verständigen. "Der Verein und die Mannschaft stehen immer über dem Einzelinteresse", erklärte Labbadia. Bobic, der die disziplinarische Maßnahme den Medien nach dem Vormittagstraining mitteilte, betonte: "Der Verein steht im Vordergrund, nicht der einzelne Spieler." Beide betonten mehrfach, dass in der aktuellen bedrohlichen Situation absolute Geschlossenheit und Zusammenhalt der Mannschaft unabdingbar seien.

Wegen der juristisch schwierigen Situation darf Marica individuell weiter trainieren. Bobic sagte, eine Versetzung in die in der 3. Liga spielende zweite Mannschaft sei ebenso wenig möglich wie ein Ausschluss vom Trainingsbetrieb. "Man muss inzwischen fast schon Jura studieren", wies Labbadia auf die komplizierte Rechtslage hin.

Marica hat bei den Schwaben noch einen Vertrag bis Saisonende 2012. Vor knapp vier Jahren war er mit 8,5 Millionen Euro die teuerste Verpflichtung in der Vereinsgeschichte. Allerdings konnte Marica nie die hohen Erwartungen erfüllen. Für viele Fans war er deshalb ein Buhmann. Mit der Suspendierung könnten als Nebeneffekt die zunehmend kritischer reagierenden Zuschauer etwas beruhigt werden.