Der VfB Stuttgart hat seit dem Abstieg viel Geld durch Spielerverkäufe eingenommen. Doch der Club kann längst nicht die komplette Summe in den Spielerkader stecken.

Sport: Dirk Preiß (dip)

Stuttgart - Es gibt ja durchaus eine Menge Leute, die sich fragen: Was, um alles in der Welt, will Filip Kostic beim Hamburger SV? Weil man doch dachte, dem serbischen Flügelflitzer stünde die große weite Fußballwelt samt internationalen Einsätzen offen. Seit Montag steht nun aber der Wechsel des Mannes nach Hamburg fest, für den der VfB Stuttgart vor zwei Jahren sechs Millionen Euro an den FC Groningen überwiesen hat. Und für den er nun mindestens 15 Millionen Euro bekommt. Weshalb sich ja durchaus eine Menge Leute fragen: Was, um alles in der Welt, macht der VfB eigentlich mit dem ganzen Geld?

 

Rund 15 Millionen Euro für Filip Kostic, zehn Millionen Euro für Timo Werner (RB Leipzig), neun Millionen für Antonio Rüdiger (AS Rom), sechs Millionen für Lukas Rupp (TSG Hoffenheim), dazu noch jeweils eine sechsstellige Summe für Serey Dié (FC Basel) und Przemyslaw Tyton (Deportivo La Coruna) – macht zusammen: knapp mehr als 40 Millionen Euro. Und bei oberflächlicher Betrachtung kann man wohl sagen: selten konnte ein Zweitligist besser ausgestattet die neue Saison planen. Stefan Heim sagt dazu: „Wir sind handlungsfähig.“ Was deutlich bescheidener klingt als die Summe, die der Herr über die VfB-Finanzen durch die Verkäufe diverser Spieler hat einstreichen dürfen.

Nun ist Stefan Heim nicht als einer bekannt, der die Vereinskasse nur unter Androhung von Folter öffnet. Doch der Finanzvorstand des Clubs geht eben auch nicht jeden Morgen in den Keller des Clubhauses, um im Geld zu baden. Viel lieber stellt er klar, dass der Verein immer mal wieder angewiesen ist auf derlei Erlöse aus Spielerverkäufen und aktuell ganz froh ist über das Volumen. Er weiß aber eben auch, dass die 40 Millionen beileibe nicht der Summe entsprechen, die der VfB wieder schnurstracks in den Zweitligakader stecken kann. Nicht nur, weil derartige Erlöse auch versteuert werden müssen und nicht jede Ablösesumme sofort in voller Höhe auf das Konto in Stuttgart fließt. Der Einschnitt auf der Einnahmenseite ist nach dem Abstieg aus der Bundesliga eben auch beträchtlich.

Der Umsatzrückgang in Liga zwei beträgt 40 Prozent

Um 40 Prozent gehe der Umsatz zurück, sagt Stefan Heim. Für den VfB bedeutet das: dem Club fehlen Einnahmen in Höhe von rund 40 Millionen Euro. Zum einen, weil über die Hälfte der TV-Einnahmen wegbricht, zum anderen, weil Tickets, Hospitality-Pakete und einige Sponsorenleistungen nicht mehr auf Erstliganiveau bezahlt werden. „Wir sind mit 40 Prozent weniger Umsatz unterwegs“, sagt Heim, „unsere Partner und die DFL wollen wissen, wie wir das Schiff dennoch auf Kurs halten.“

Und so wurde und wird den Mitarbeitern eine Sparrunde abverlangt, mit Sponsoren über die künftigen Beträge verhandelt, mit Dienstleistern neu kalkuliert – und, wie gesagt, auf dem Transfermarkt entsprechend agiert. Alles unter der großen Prämisse: Dem Trainer Jos Luhukay eine Mannschaft zu stellen, die mit guten Chancen die Mission Wiederaufstieg angehen kann. „Wir wollen möglichst wenig von den Transfererlösen einsetzen, um unseren Umsatzrückgang auszugleichen“, versichert Heim. Ganz ohne diesen Beitrag ist der Abstieg finanziell aber nicht abzufedern. Doch es kommen dem VfB auch einige Begebenheiten entgegen.

Weil unter den Abgängen der eine oder andere Großverdiener war, fällt es vermutlich nicht ganz so schwer, die Personalkosten von 40 Millionen Euro ordentlich zu drücken. Doch auch hier will der VfB ja nicht zum Sparfuchs werden, der potenziellen neuen Spielern nichts mehr zu bieten hat. Simon Terodde, Marcin Kaminski, Jean Zimmer, Jens Grahl, Anto Grgic und Hajime Hosogai konnte der Club bereits von einem Engagement in Stuttgart überzeugen. Zwischen acht und neun Millionen Euro musste der VfB bereits für Ablösesummen aufwenden. Was zu diesen Ausgaben noch hinzukommt?

Noch über zehn Millionen Euro für neue Spieler

Unklar, Stand heute. Von den 40 Millionen Euro an Transfererlösen dürfen wohl noch zehn bis 15 Millionen Euro investiert werden. Bestätigen mag Stefan Heim diese Zahlen nicht, in Richtung des Sportvorstands Jan Schindelmeiser sagt er aber: „Er kennt unsere Leitplanken, innerhalb derer wir uns bewegen können.“ Und: „Er kann agieren.“

Vor allem die Offensive soll noch gestärkt werden, gerade auf den Außenbahnen besteht Handlungsbedarf. Erst Recht, seit sich Filip Kostic am Montag endgültig für den Hamburger SV entschieden hat.