Der VfB startet mit einigen ungeklärten Fragen in die Rückrunde. Ein neuer Innenverteidiger ist noch nicht gefunden, vier Verträge laufen am Saisonende aus. Der Manager Robin Dutt bewahrt die Ruhe.

Stuttgart - Wenn es einen Fachmann für das Spezialgebiet „Innenverteidiger im internationalen Profifußball“ gibt, dann ist es: Robin Dutt. Seit einem Jahr sondiert der VfB-Manager gemeinsam mit seinen Scouts den Markt und sagt: „Wir kennen praktisch jeden Innenverteidiger aus den relevanten Ligen in Europa.“ Mit einigen hat er sogar gesprochen.

 

Sein Vorhaben jedoch, einen von ihnen nach Stuttgart zu holen, hat Robin Dutt noch nicht in die Tat umsetzen können. Die Allzweckwaffe Kevin Großkreutz hat der Sportchef im Winter verpflichtet und den Stürmer Artem Kravets ausgeliehen – auf einen neuen Mann für die Abwehrzentrale aber warten sie beim VfB noch. Dabei lag angesichts der Flut an Gegentoren in der Hinrunde genau darauf eigentlich der Schwerpunkt der Transferbemühungen.

Den Wolfsburger Klose hat Norwich City verpflichtet

Die Probleme sind unverändert. Erstens: „Wir haben noch nicht den gefunden, der uns verstärkt und gleichzeitig finanzierbar ist.“ Zweitens: „Wir können und wollen nicht irgendwelche Mondpreise bezahlen.“ Das tun bekanntlich die Engländer – für elf Millionen Euro hat Norwich City zuletzt den Wolfsburger Ersatzspieler Timm Klose verpflichtet, einen Mann, der auch für den VfB interessant gewesen wäre. Dank ihrer vielen Fernsehmillionen kaufen die Engländer alles weg und behalten trotzdem ihre eigenen Spieler. Erst in ein, zwei Jahren, glaubt Dutt, werde sich die Lage wieder entspannen: „Spätestens dann sind die Kader mancher Clubs so überfüllt, dass die Spieler wieder auf den Markt kommen.“

Im Moment hilft das nicht weiter. Dutt hofft zwar noch, dass in der letzten Transferwoche endlich Bewegung in den Markt kommt und doch noch eine Verpflichtung gelingt. Er stellt sich aber auch schon darauf ein, dass der VfB die Runde ohne neuen Innenverteidiger zu Ende spielt. „Ich sehe das relativ entspannt und glaube, dass wir auch mit den vorhandenen Innenverteidigern unsere Ziele erreichen können.“

Vier Verträge laufen am Saisonende aus

Die Innenverteidigersuche ist vor dem Rückrundenauftakt am Samstag in Köln nicht die einzige offene Baustelle des VfB. Ungeklärt ist auch die Zukunft von Daniel Didavi, Martin Harnik, Georg Niedermeier und Daniel Schwaab, deren Verträge am Saisonende auslaufen. Mit allen hat Dutt in der Winterpause Gespräche geführt – Entscheidungen stehen aber noch aus.

Als quasi unersetzbar gilt von ihnen nur Didavi. „Wir hätten für ihn im Sommer viel Geld kassieren können, haben uns aber aufgrund seines sportlichen Werts dagegen entschieden“, sagt Dutt. Die Folge: „Jetzt haben wir es nicht mehr selbst in der Hand.“ Der Spielmacher hat die freie Auswahl, die Interessenten stehen Schlange – man kann sich daher nur schwer vorstellen, dass er verlängert. Andererseits gilt Didavi als sehr heimatverbunden, was dem VfB zumindest eine Resthoffnung gibt. Eine Frist wie im vergangenen Herbst will Dutt dem Eigengewächs nicht mehr setzen: „Es ist sein gutes Recht, sich intensive Gedanken über seine Zukunft zu machen.“

Schwaab und Niedermeier spielen um neue Verträge

Viel einfacher wären Niedermeier und Schwaab zum Bleiben zu bewegen – doch lautet bei ihnen die Frage, ob das der VfB überhaupt will. Bis vor Kurzem war man sich im Verein weitgehend einig darüber, die Verträge der Abwehrspieler nicht zu verlängern. Mit der Beförderung von Jürgen Kramny zum Cheftrainer haben sich die Dinge geändert. „Es gibt noch kein abschließendes Urteil“, sagt Dutt: „Wir werden dies in den nächsten Wochen in der sportlichen Leitung und mit dem Trainerteam bewerten und besprechen.“ In Köln dürften Schwaab und Niedermeier die Innenverteidigung bilden – und haben eine weitere Chance, sich um einen Anschlussvertrag zu bewerben.

Martin Harnik hingegen wird dem VfB nach seiner Knieverletzung noch eine Weile fehlen. Nicht nur deshalb stehen in seinem Falle die Zeichen auf Trennung. Der Österreicher gehört beim VfB zu den Topverdienern – seine Leistungen aber sind den Verantwortlichen zu schwankend. An interessierten Clubs dürfte es Harnik nicht fehlen – ganz gewiss auch in England.