Die Fußball-Bundesliga ist in vollem Gange. Nach den Verletzungen von Serdar Tasci und Georg Niedermeier ergibt sich beim VfB Stuttgart die Frage, ob noch ein Innenverteidiger verpflichtet werden soll.

Sport: Carlos Ubina (cu)

Stuttgart - Ein gutes Auge ist jetzt gefragt. Auch ein sicheres Gespür für die Situation. Und strategisches Geschick. Alles Eigenschaften, die einen brauchbaren Innenverteidiger in der Fußball-Bundesliga ausmachen. Aber auch alles Qualitäten, die der Manager des VfB Stuttgart nun wieder benötigt. Schließlich beschäftigt sich Fredi Bobic nach der 2:3-Niederlage beim FSV Mainz 05 intensiv damit, ob der VfB auf dem Transfermarkt noch einmal tätig wird und einen Abwehrspieler verpflichtet.

 

Das ist keine leichte Aufgabe für Bobic, denn er muss gegebenenfalls ja nicht nur einen geeigneten Mann finden, sondern vorher die heikle Frage klären, ob die Stuttgarter bedingungslos auf ihre Nachwuchskräfte Antonio Rüdiger und Benedikt Röcker setzen wollen, oder ob sie nach den Verletzungen von Georg Niedermeier und Serdar Tasci nicht doch lieber noch einen erfahrenen Sicherheitsbeauftragten in ihren Kader einbauen – für den Fall der Fälle. „Das ist keine einfache Situation, wenn dir zwei Innenverteidiger innerhalb kurzer Zeit wegbrechen“, sagt Bobic.

Das Dilemma auf dem Wasen

Ein Dilemma ist das sogar. Ewig geht es rund um den Wasen darum, einerseits die nötige Geduld mit Talenten aufzubringen, ihnen eine echte Chance zu geben und sie zu entwickeln. Andererseits müssen gleichzeitig Ergebnisse geliefert und gehobene Ansprüche erfüllt werden. Und die Partie in Mainz hat nun keinesfalls einen Beitrag zur Problemlösung beigetragen. Vielmehr verdeutlichte sie die Gegenpole.

Bruno Labbadia vertraute auf Röcker, weil er seine Viererabwehrkette nach dem Ausfall von Niedermeier nicht gleich komplett auseinanderreißen wollte. Nach 20 Minuten blieb dem Trainer aber nichts anderes übrig, weil sich der ohnehin angeschlagene Tasci am linken Knie verletzte.

Ob der Kapitän pausieren muss, ist noch ungewiss. Die Bänder seien okay, heißt es. Eine weitere Untersuchung heute soll mehr Aufschluss über die Schwere der Verletzung geben. Klar ist dagegen, dass Tascis Körper anfällig bleibt. Eine Instanz im Abwehrzentrum ist der 26-jährige Deutsch-Türke aber nur im fitten Zustand. In der vergangenen Saison absolvierte Tasci 25 Bundesliga-Spiele, fehlte hauptsächlich im April und Mai wie zuletzt wegen Achillessehnenproblemen – für Labbadia ein Grund, warum der VfB als Tabellenzwölfter so mäßig abschnitt. Zu häufig sah sich der Chefcoach dazu gezwungen, seine Abwehrmitte neu zu besetzen.

Und jetzt lässt es sich gleich wieder zäh an. Erst erwischt es Niedermeier, dann Tasci. Rüdiger war in Mainz nach einer Roten Karte aus der Vorsaison letztmals gesperrt. Zudem kam Röcker als Startelf-Neuling zwar gut in die ersten Zweikämpfe, doch danach ereilte den 1,97-Meter-Schlacks das Pech, dass er bei den Fernsehzusammenfassungen der Partie am Sonntagabend öfters im Bild war, als ihm lieb sein konnte – an jedem Stuttgarter Gegentor war der 23-Jährige in irgendeiner Form beteiligt, seine ordentlichen Szenen wurden nicht gezeigt.

Keine Notkäufe

„Wir werden jetzt aber nicht in Panik verfallen“, sagt Bobic, „wir schauen uns um, wollen aber keine Notkäufe tätigen.“ Seine Gedanken spinnt der Manager dabei in alle Richtungen. Ein Leihgeschäft wie in der vergangenen Rückrunde mit dem Wolfsburger Felipe ist genauso möglich wie die Verpflichtung eines gestandenen Profis aus dem Ausland. Sofort zu haben wäre ein Alexander Madlung, weil arbeitslos.

Mehr Stabilität und weniger Nachlässigkeiten wünscht sich natürlich auch Labbadia. „Wir haben zu einfache Gegentore kassiert“, sagt der Trainer. Wobei beim ersten Gegentreffer durch Nicolai Müller der VfB-Linksverteidiger Gotoku Sakai die Fehlerkette auslöste. Beim dritten Mainzer Tor (wieder durch Nicolai Müller) offenbarte sich die sogenannte Schnittstelle im Zentrum als klaffende Lücke, und zuvor hatte der Ex-Stuttgarter Shinji Okazaki aus einer Abseitsposition heraus getroffen.

„An den Umstellungen in der Abwehr lag das jedoch nicht“, sagt Bobic. Wenngleich diese nach Tascis Auswechslung einer schwäbischen Versuchsanordnung glichen. Konstantin Rausch kam ins Spiel und übernahm die linke Seite von Sakai, der nach rechts wechselte. Von dort rückte Daniel Schwaab nach innen zu Röcker.

Das ergab einigen Abstimmungsbedarf, wobei Schwaab mit seiner Flexibilität bisher die Konstante darstellt. Er lieferte innen wie außen eine solide Vorstellung ab. Gut möglich also, dass er weiter in der Innenverteidigung aufläuft. Ein Problem ist das nicht. „Ich bin das gewohnt, weil ich zuletzt in Leverkusen meistens innen gespielt habe“, sagt Schwaab und blickt nach dem Deckungsdurcheinander in Mainz weiter. Die Bayer-Elf kommt am Samstag und Schwaab weiß: die schnellen Stürmer seines ehemaligen Clubs werden die VfB-Abwehr wieder vor Zerreißproben stellen.