Raphael Holzhauser kann mit seinem ersten Bundesligaspiel von Beginn an und über 90 Minuten zufrieden sein. Der 19-Jährige will jetzt noch mehr Engagement zeigen, um in der VfB-Mannschaft zu bleiben.

Stuttgart - Der Mann, der beim VfB Stuttgart die neue Generation der jungen Wilden mitprägen soll, entspricht diesem Bild rein optisch nur bedingt. Dass Raphael Holzhauser (19) jung ist, kann zwar jeder sofort erkennen, aber mit dem Kulturbeutel unter dem Arm und seinen akkurat zurückgekämmten kurzen Haaren sieht er nicht wild aus. So verlässt er die Kabine im Nürnberger Stadion, wo er zuvor beim 2:0-Erfolg seiner Mannschaft erstmals bei einem Bundesligaspiel in der Startformation stand. „Ich bin froh, dass mir der Trainer das Vertrauen gegeben hat“, sagt Holzhauser brav und bescheiden.

 

Später äußert sich auch Bruno Labbadia zu diesem Thema. Vor drei Wochen habe er ein klares Gespräch mit dem Talent geführt und ihm erklärt, dass er gewisse Dinge abstellen müsse, sagt der Trainer, „danach hat er eine gute Reaktion gezeigt.“ Wie er den Premierenauftritt von Holzhauser beurteile, wird Labbadia dann noch gefragt. Die Antwort lautet: „Seine Leistung war okay.“

Wahre Begeisterung hört sich anders an. Vielmehr klingt die Aussage von Labbadia ein bisschen wie „er hat sich stets bemüht“. Wenn das im Zeugnis steht, war die Leistung kaum ausreichend. Dabei hat Holzhauser überzeugt, zumindest solange seine Kraft reichte, also 75 oder 80 Minuten lang. Dann musste er dem Tempo etwas Tribut zollen, das in der Bundesliga höher ist als in der dritten Liga, wo Holzhauser bis jetzt vorzugsweise zum Einsatz gekommen ist.

Manchmal ist er etwas bequem

Die Zurückhaltung von Labbadia hat jedoch womöglich auch etwas damit zu tun, dass Holzhauser nicht nur brav und bescheiden ist, sondern dem Vernehmen nach gelegentlich auch zur Bequemlichkeit und zur Selbstzufriedenheit neigt. Das hatte vor einem Jahr schon Jürgen Kramny bemängelt, der den VfB II in der dritten Liga betreut – und darum dürfte es auch gegangen sein, als sich Labbadia kürzlich mit Holzhauser unterhalten hat.

Jetzt hat er den Fuß in der Tür, die zu einer Karriere im Profigeschäft führt. Ob er vollends durchgehe, liege nur an ihm, sagt der Manager Fredi Bobic, „dass er die Anlagen dafür hat, steht außer Zweifel, aber das Talent alleine reicht nicht“. Die Einstellung muss stimmen, was Holzhauser im Prinzip auch weiß. „Ich habe inzwischen kapiert, dass ich noch mehr an mir arbeiten muss, um nach oben zu kommen“, sagt er.

Eine Kampfansage an die Gegner

Vor drei Jahren hat ihn der VfB von Rapid Wien verpflichtet, da er in Österreich als sehr begabt galt. Trotz seines jungen Alters bestritt er schon zehn Spiele (sechs Tore) für das U-21-Nationalteam seines Heimatlandes. Warum, deutete er in Nürnberg an. Er gehörte zu den Besseren im Team. Holzhauser war viel in Bewegung, er strahlte Torgefahr aus, er spielte ein paar kluge Pässe, er gewann Zweikämpfe und wurde von den Kollegen akzeptiert. „Er hat seine Aufgabe souverän gelöst und seine Chance genutzt“, sagt der Kapitän Serdar Tasci.

Dass er auf diese Chance ziemlich lange warten musste, darüber will Holzhauser nicht reden. Er schaut nach vorne. „Jetzt muss ich noch mehr tun, weil ich in der Mannschaft bleiben möchte“, sagt er. Das ist eine Kampfansage. Insofern ist Holzhauser dann doch nicht nur jung, sondern auch wild – wenigstens ein bisschen.