Helmut Roleder ist der dritte Bewerber um das Amt des VfB-Präsidenten. Eine Satzungsänderung ist Voraussetzung für die Nominierung.  

Stuttgart - Die Frage, ob Helmut Roleder (57) jetzt vor seinem ersten Auftritt als Präsidentschaftskandidat des VfB Stuttgart vielleicht sogar aufgeregter sei als 1984 vor seinem ersten Länderspiel gegen die UdSSR, beantwortet seine Frau Simone Zipperle so: "Heute ist er gar nicht aufgeregt, weil er weiß, dass er sich gut vorbereitet hat." Sie ist zur moralischen Unterstützung mitgekommen ins Römerkastell nach Bad Cannstatt, wo der frühere Stuttgarter Torwart sein Konzept vorstellt, das er mit der "Aktion VfB 2011" abgestimmt hat. Seit Mittwoch ist Roleder damit der dritte Bewerber um das Präsidentenamt, nach Gerd Mäuser und Björn Seemann. Das zeigt, dass das ein sehr begehrter Job sein muss.

 

Formal erfüllt allerdings nur der ehemalige Porsche-Manager Mäuser die Voraussetzungen, da er der Einzige sein wird, den der Aufsichtsrat um Dieter Hundt vorschlägt. Das entspricht der Satzung. So haben die Mitglieder auf der Versammlung am 18.Juli nur die Wahl, Mäuser abzulehnen oder ihn zu akzeptieren, wozu eine einfache Mehrheit genügt.

Gesundes Selbstbewusstsein

Hopp oder topp - Roleder eröffnet den Wahlkampf offensiv. "Ich bin Helmut Roleder, ich bin der nächste Präsident des VfB Stuttgart", sagt er - um nach einer kleinen Kunstpause hinzuzufügen: "Wenn einige Bedingungen zusammenkommen." Dieser Einleitungssatz belegt, dass er in der Tat nicht aufgeregt ist, was Simone Zipperle kopfnickend registriert. Und vorbereitet hat er sich auch. Hundt wird keine zweite Person mehr nominieren, sondern seine Linie mit Mäuser bis zum Schluss verfolgen. Alles andere wäre eine Sensation.

So bleibt Roleder nur die Chance, dass sein Widersacher auf der Mitgliederversammlung durchfällt und eine Satzungsänderung beschlossen wird. Der Antrag der Roleder-Partei lautet, dass die Mitglieder die Option erhalten sollen, selbst einen Mann ins Rennen zu schicken - wenn sie für ihren Kandidaten 500 Unterschriften sammeln. Um diesen Passus im VfB-Gesetzbuch verankern zu können, müssen jedoch 75 Prozent der auf der Versammlung anwesenden Mitglieder zustimmen.

Roleder und Seemann müssen mobilisieren

Deshalb wird entscheidend sein, wie viele Menschen Roleder mobilisieren kann, die am 18. Juli den Finger für ihn heben. Darin liegt er im Übrigen auf einer Linie mit Björn Seemann, dessen Taktik nicht anders angelegt sein kann. Beide müssen jetzt verstärkt Basisarbeit leisten, um einen großen Teil der Anhänger hinter sich zu bringen. Das ist die einzige Möglichkeit, um Gerd Mäuser zu verhindern.

Insofern wären der Ausbau der Fankultur sowie die Stärkung der Mitgliederrechte elementare Anliegen von Roleder, falls er Präsident würde. Dazu will er die Sponsorensuche vor allem auf internationaler Ebene ausweiten und die Medienarbeit dahingehend verbessern, dass die Profis verpflichtet werden, noch mehr öffentliche Termine wahrzunehmen. Das sind keine revolutionären Ansätze. Für einen radikalen Umsturz gibt es aber auch keinen Grund, weil der VfB in vielen Bereichen gut aufgestellt ist. Wirtschaftlich, infrastrukturell mit dem neuen Stadion - und trotz der schwierigen vergangenen Saison auch sportlich. Immerhin war der Club im Europapokal zuletzt Stammgast.

Eine Zukunft mit Bobic und Labbadia

Darum beneiden den VfB nicht wenige andere Bundesligisten - was jetzt aber zu einem Problem für die Oppositionsgruppen werden könnte. Wo können sie den Hebel ansetzen? Roleder versucht es im Kerngeschäft, dem Fußball. So will er ehemalige namhafte Spieler wie Guido Buchwald und Karl Allgöwer in operative, beratende oder repräsentative Aufgaben einbinden. Entsprechende Gespräche hat er geführt. "Das sind Leute, die sich ihr Leben lang mit dem VfB identifiziert haben", sagt er, "diese Erfahrungen muss man nutzen."

Der Eckpfeiler seines Programms besteht jedoch in der langfristigen Bindung des Trainers Bruno Labbadia und des Managers Fredi Bobic. Das müsse die Vereinsphilosphie sein, sagt Roleder, "beide haben in den letzten Wochen gezeigt, dass sie die Mannschaft führen und nach vorne bringen können. An ihnen rüttle ich nicht."

Im Gegensatz zu Gerd Mäuser, der seine Rede am Freitag vom Blatt abgelesen hatte, braucht Roleder keinen Spickzettel. Er nimmt die Vorlage seines Konkurrenten auf, der mehrmals davon gesprochen hatte, dass das Runde ins Eckige müsse. "Für den VfB muss es künftig heißen: das Runde gehört nach Stuttgart - und mit dem Runden meine ich die Meisterschale", sagt Roleder am Ende seiner Wahlkampferklärung. Und wieder schmunzelt Simone Zipperle.

Der Motivationstrainer

Fußball: Der in Freital in der früheren DDR geborene Helmut Roleder hat als Profi nur für einen Club im Tor gespielt: von 1972 bis 1986 für den VfB (347 Einsätze). Tiefpunkt war der Abstieg aus der Bundesliga 1975, Höhepunkt der Gewinn der Deutschen Meisterschaft 1984. Nach der Karriere arbeitete er als Co-Trainer und bis 1989 als Koordinator weiter für den VfB.

Beruf: Nach 1989 war er als Journalist sowie in der Unternehmensleitung eines Verlags tätig. Heute ist er Agenturinhaber und Businesstrainer für Motivation und Kommunikation. Er berät Firmen und Führungspersönlichkeiten.