Bei der Heimniederlage gegen Köln hat der VfB-Verteidiger Antonio Rüdiger gepatzt. Und das ausgerechnet vor den Augen des Bundestrainers Joachim Löw, der Rüdiger in das Nationalteam berufen hat.

Stuttgart - Diesmal trägt Antonio Rüdiger keine seiner gefürchteten Baseballmützen, auf denen schon mal Dinge stehen wie „Fuck your girlfriend“. Doch kann auch so niemand übersehen, dass mit dem Abwehrspieler des VfB Stuttgart nicht zu spaßen ist. Die Miene finster, die Schritte lang, so entschwindet Rüdiger nach dem 0:2 gegen den 1. FC Köln aus dem Stadion und sieht keinerlei Veranlassung, seine Meinung zur Heimpleite kundzutun.

 

Dem Gefühlshoch folgt die Enttäuschung

Viel Positives hätte Antonio Rüdiger nicht finden können. Der Stuttgarter Innenverteidiger war so schwach wie der Rest der Mannschaft; so ernüchternd die Heimpremiere für die VfB-Fans war, ist sie auch für Rüdiger gewesen. Im Gefühlshoch war er noch am Tag vorher, als ihn Joachim Löw für die beiden Länderspiele am Mittwoch gegen Argentinien und am Sonntag gegen Schottland nominierte. Doch schon am Samstag landete er wieder unsanft in der Realität – und das Blöde war: der Bundestrainer saß auch noch auf der Tribüne.

Die Nominierung sei „ein großer Ansporn“, hatte Rüdiger vor dem Spiel gesagt – dann zeigte sich, dass er bei seinem Vorhaben, ein Weltklasseverteidiger zu werden, noch einen weiten Weg vor sich hat. Dem vorentscheidenden Gegentreffer zum 0:2 ging ein klarer Fehler von Rüdiger voraus, der sich bei einem Kopfball verschätzt und so dem Kölner Anthony Ujah freie Bahn beim Torschuss ermöglicht hatte. Es war nicht seine einzige unglückliche Aktion. Rüdiger hatte zwar wie üblich hervorragende Zweikampfwerte, doch wirkte er in der einen oder anderen Situation fahrig. Dabei hatte er es vor den Augen von Löw sicher besonders gut machen wollen.

Der AS Monaco bot 15 Millionen Euro

Einen Zusammenhang zwischen der Nominierung und dem folgenschweren Fehler wollte Fredi Bobic nicht herstellen. Rüdiger habe in dieser Situation „die falsche Entscheidung“ getroffen, sagt der VfB-Manager, „so etwas hat man aber auch schon bei Weltmeistern gesehen“. Grundsätzlich gelte, dass Rüdigers Entwicklung „richtig positiv“ sei, sonst hätte man das Eigengewächs schließlich verkauft. Der FC Porto hat in der Sommerpause großes Interesse gezeigt; noch hartnäckiger war der AS Monaco, der sein Angebot bis auf 15 Millionen Euro erhöhte (die StZ berichtete). Der VfB lehnte ab, weil Rüdiger ein zentraler Bestandteil der Zukunftsplanungen ist.

Der 1,90-Meter-Modellathlet, der im Frühjahr 2011 von Borussia Dortmund zum VfB kam, ist noch immer erst 21 Jahre alt. Fehler gehören ebenso zur Entwicklung wie schwankende Leistungen. Rüdiger ist in den vergangenen Monaten zweifellos besser geworden. Er ist mittlerweile unumstrittener Stammspieler und scheint nach zwei Roten Karten inzwischen auch seine Nerven viel besser im Griff zu haben. Klar ist aber auch, dass Rüdiger aufgrund seiner eigenen großen Ambitionen, seiner gestiegenen Stellung innerhalb der VfB-Mannschaft und seiner Berufung ins Nationalteam künftig an höheren Maßstäben als bislang gemessen wird.

Rüdiger will die Nachfolge von Mertesacker antreten

Neben Mario Gomez und Marco Reus ist Rüdiger im 21-Mann-Kader einer von nur drei Nominierten, die im Juni in Brasilien nicht Weltmeister geworden sind. Im Testspiel eines deutschen B-Teams gegen Polen hatte er kurz vor der WM sein Debüt gefeiert. Nun stehen nach dem Rücktritt von Per Mertesacker die Chancen nicht schlecht, sich dauerhaft im Kreis der DFB-Auswahl zu etablieren. Das ist Rüdigers erklärtes Ziel, Joachim Löw sagt: „Er kann eine Alternative für die Abwehr sein.“ Voraussetzung dafür ist, das wird auch Rüdiger selbst genau wissen, dass Fehler wie gegen Köln die absolute Ausnahme bleiben.