Cristian Molinaro saß beim VfB zuletzt nur noch auf der Tribüne. Einen Vereinswechsel im Sommer schließt der 28-Jährige daher nicht aus.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Stuttgart - Am Dienstagmittag hat Cristian Molinaro zwischen den beiden Trainingseinheiten des Tages schnell mal zu Hause vorbeigeschaut. Schließlich ist seine Ehefrau Roberta im sechsten Monat schwanger. „Da willst du schon wissen, ob alles in Ordnung ist“, sagt der 28-jährige Italiener – der gut gelaunt auf das Vereinsgelände zurückkehrte. Denn der Mutter geht es gut wie auch dem ungeborenen Sohn, der nach einer Familientradition der Molinaros einmal Emilio heißen soll.

 

Unklar ist jedoch, wo der kleine Emilio im Sommer das Licht der Welt erblicken wird, obwohl Roberta Molinaro mit der Arbeit der Stuttgarter Gynäkologen vollauf zufrieden ist. Allerdings kann es sein, dass ihr Mann im Juli, wenn die Entbindung ansteht, gar nicht mehr beim VfB unter Vertrag steht. Das klingt zunächst einmal ungewöhnlich, ist Cristian Molinaro doch erst seit 26 Monaten in Stuttgart, wo er und seine Frau sich auch sehr wohlfühlen. Das Paar aus dem 2000-Seelen-Dörfchen Pellare in der Region Kampanien hat sich schnell integriert, was allein an Molinaros gutem Deutsch abzulesen ist. Überdies besitzt der Linksverteidiger ja noch einen Vertrag bis zum Sommer 2014.

Molinaro sitzt im Tal der Tränen

„Bisher haben wir noch nicht gesprochen. Ich muss erst einmal wissen, was der Verein eigentlich künftig mit mir vorhat“, sagt Cristian Molinaro, der nach seiner ersten Hochphase beim VfB, der tollen Rückserie der Saison 2009/2010, zwei Länderspiele für Italien absolvierte. Doch momentan sitzt der Süditaliener bezüglich seines VfB-Engagements im Tal der Tränen. „Ich hatte auf eine Chance gehofft, aber sie kam nicht. Natürlich bin ich jetzt unzufrieden“, sagt Molinaro, der im Anschluss an die Rote Karte in der Schlussphase der Partie in Leverkusen drei Spiele gesperrt war.

Seinen Stammplatz hat er in jener Zeit an den erst 21 Jahre jungen Japaner Gotoku Sakai verloren, der seine Sache links in der Viererkette bis heute sehr gut macht. Doch für Molinaro kam es noch einen Tick schlimmer. „Das ist hart für einen Spieler in den besten Jahren, der Ambitionen auf Spiele für die Squadra azzurra hegt“, wie er sagt. Denn in den vergangenen beiden Bundesligapartien gegen Kaiserslautern und in Hoffenheim saß Molinaro als Nummer drei in der Riege der VfB-Linksverteidiger nur noch auf der Tribüne; Arthur Boka wurde derweil der Posten des Sakai-Ersatzes auf der Reservenbank zugewiesen.

„Cristian war nach seiner Sperre erstaunt, dass er nicht gespielt hat“, sagt sein Berater Uli Ferber, der ebenfalls betont, dass sich sein Spieler beim VfB eigentlich sehr gut aufgehoben fühlt. „Er hat sich in seiner Zeit hier nie mit etwas anderem beschäftigt als mit dem VfB“, sagt Ferber, der Ehemann der Schlagersängerin Andrea Berg, der unter anderem auch für Mario Gomez und Serdar Tasci die fußballerischen Karriereschritte lenkt.

Der AC Mailand zeigt Interesse

Wie die beiden deutschen Nationalspieler ist auch Cristian Molinaro ein international interessanter Akteur, weshalb bei der Firma Fairsport-Marketing in Kleinaspach, die Uli Ferber leitet, in den vergangenen Monaten diverse Anfragen für den Italiener eingegangen sind. Interessiert sind offenbar auch die  Rossoneri, die Schwarz-Roten des AC Mailand, die sich den VfB-Linksverteidiger, der einst von Juventus Turin an den Neckar wechselte, wohl gut in ihrem Trikot vorstellen könnten.

Molinaro kennt seinen Stellenwert

„Es waren Anfragen da. Aber wir haben uns immer auf den VfB fokussiert“, bestätigt Uli Ferber, „wenn sich die Position des Vereins gegenüber Cristian nun geändert hätte, dann sollte man uns ansprechen.“ Schließlich weiß auch Molinaro, „dass drei Linksverteidiger beim VfB einer zu viel ist“. Und klar ist ihm auch, dass der junge Sakai, der vom japanischen Club Albirex Niigata mit Kaufoption ausgeliehen ist, längerfristig in Stuttgart bleiben wird. Zudem hat der Ivorer Arthur Boka, dessen Vertrag im Sommer ausläuft, bereits signalisiert, dass er wohl auch für ein schmaleres Gehalt in Stuttgart spielen würde.

Ein wenig hat sich die Situation am Mittwochnachmittag aber geändert: Weil sich Khalid Boulahrouz im Trainingsduell mit Christian Gentner den linken großen Zeh brach und vier Wochen ausfällt, wird wohl Sakai nach rechts rücken. Auf links hätte Molinaro so einen Rivalen weniger.

„Wir müssen sehen, wo wir am Saisonschluss in der Tabelle landen“, sagt derweil der Manager Fredi Bobic, „und was die Spieler wollen, die momentan nicht so zufrieden sind.“ Das klingt so, als wäre die Zukunft der Familie Molinaro einerseits von der Europa-League-Qualifikation des VfB abhängig, und andererseits von den Optionen des Spielers. Immerhin weiß auch das Stuttgarter Management, dass sich im Fall eines Transfers von Cristian Molinaro – anders als bei Arthur Boka – noch eine erkleckliche Ablösesumme von rund fünf Millionen Euro erzielen ließe.

Der 28-jährige Sohn eines Sportlehrers kennt dabei seinen Stellenwert. „Ich habe in der Vorrunde der Vorsaison nicht immer gut gespielt“, sagt Cristian Molinaro, „aber ich weiß, dass sich italienische Clubs für mich interessieren – und dass ich in der Heimat mehr Chancen auf eine Rückkehr in die italienische Nationalelf hätte.“