Nach den zwei Auftaktniederlagen gegen Köln und Hamburg findet sich Robin Dutt in der Rolle wieder, die der Stuttgarter Sportchef auch vergangene Saison bekleidet hat – als eine Art menschgewordene Beruhigungspille.

Stuttgart - Ein paar Tage muss Robin Dutt noch durchhalten. Das Heimspiel gegen Frankfurt am Samstag, das Ende der Transferfrist am Montag – danach nutzt der VfB-Manager die Länderspielpause und verabschiedet sich in den Urlaub. Eine Woche wird er sich ins Allgäu zurückziehen – und freut sich auf das, was ihm gefehlt hat, seit er Anfang des Jahres beim VfB eingestiegen ist: ein bisschen Ruhe.

 

Das Thema Ruhe ist ein zentrales Motiv im bisherigen Wirken von Robin Dutt. Ruhe auszustrahlen, das hat er in seinem ersten halben Jahr als seine Hauptaufgabe betrachtet. Neben anderen Dingen hat diese Strategie dazu beigetragen, dass es der VfB geschafft hat, den Abstieg in die zweite Liga im letzten Moment abzuwenden. So weit soll es eigentlich nie mehr kommen, das haben nach dem Happy End von Paderborn alle Beteiligten ganz fest beteuert. Doch findet sich Dutt nach zwei ernüchternden Niederlagen zum Saisonbeginn schon wieder in der altbekannten Rolle wieder: als Sportchef des Stuttgarter Bundesligisten, der die Ruhe bewahrt, während die ersten Fans beginnen, leicht nervös zu werden.

Das Ziel bleibt ein Mittelfeldplatz

„Nach zwei Spieltagen sehe ich keinen Grund, irgendwelche Saisonziele in Frage zu stellen“, sagt Dutt. Einen Platz im gesicherten Mittelfeld hat der VfB angepeilt – daran wird sich auch nichts ändern, wenn weitere Niederlagen folgen sollten. „Theoretisch kannst du noch mehr Spiele verlieren – das würde noch lange nicht bedeuten, dass die Saison dann im Eimer wäre.“ Spätestens seit den drei Siegen am Ende der vergangenen Saison wissen sie in Stuttgart: abgerechnet wird erst ganz am Schluss.

Ruhe bewahrt Dutt daher auch in Bezug auf die neue Spielkonzeption. Zweimal hat die Mannschaft einen großen Aufwand betrieben, ist unermüdlich gerannt, hat hoch verteidigt – und damit genau das getan, was der Trainer von ihr erwartet. Zweimal jedoch hat der VfB verloren und dabei fünf der sechs Gegentreffer in der Schlussviertelstunde kassiert. Natürlich gebe es im Fußball immer die Möglichkeit, die Taktik zu ändern, sagt Dutt: „Wenn man den Eindruck bekommen sollte, an gewissen Stellschrauben drehen zu müssen, könnte man das tun – das heißt aber nicht, dass der alte Weg ein schlechter war.“ Rein theoretischer Natur jedoch sind diese Gedanken, denn „davon sind wir sehr weit entfernt“.

Zweiklassengesellschaft im VfB-Kader

Dutt sieht keine Veranlassung, daran zu zweifeln, dass Personal und Spielkonzeption zueinanderpassen. Nach der Niederlage in Hamburg hatte der Trainer Alexander Zorniger die fehlende Breite im Kader beklagt und davon gesprochen, dass die Qualität nicht ausreichend sei. Dutt teilt die Einschätzung, dass es derzeit „eine Diskrepanz zwischen den Spielern 1 bis 14 und jenen dahinter“ gebe und sagt: „Wir werden nicht durchkommen, wenn sie nicht weiter aufschließen.“ Doch setzt er darauf, dass die Kluft in den nächsten Wochen kleiner wird: „Wir wollen es schnellstmöglich hinbekommen, dass sich die Spieler aus der zweiten Reihe so entwickeln, dass sie sich der ersten Elf annähern.“

Mit der gebotenen Ruhe und ohne Aktionismus will der Manager daher auch seine Bemühungen auf dem Transfermarkt in den letzten Tagen zu Ende bringen. „Wir werden jetzt nicht irgendwelche neuen Leute präsentieren, damit sich die Gemüter für zwei, drei Monate beruhigen“, sagt Dutt. Es bleibt auch nach zwei Auftaktpleiten dabei: mehr als ein neuer Innenverteidiger soll nicht dazukommen, es gibt „zwei, drei Kandidaten von denen wir sportlich überzeugt sind“. Und wenn die Verhandlungen mit ihnen zu keiner Einigung führen? „Dann wird es keine 1-C-Lösung geben, nur damit etwas passiert.“

Diese Variante hätte für den Manager auch durchaus Vorteile: Dutt müsste keinen Neuzugang vorstellen, könnte womöglich schon früher in den Urlaub – und hätte endlich ein bisschen Ruhe.