Ibrahima Traorés Heimat Guinea qualifiziert sich überraschend für den Afrikacup - und auch in der Bundesliga geht es voran.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Stuttgart - Am Ende haben die Super Eagles aus Nigeria in ihrem Nationalstadion von Abuja ganz lange Gesichter gezogen. Einen Heimsieg über Guinea hätte die Fußball-Großmacht des schwarzen Kontinents benötigt, um wie gewohnt in die Endrunde des Afrikacups einzuziehen, der im Januar 2012 ausgespielt wird. Doch daraus ist nichts geworden. Der Grund: "Ein hundertprozentiges VfB-Tor", wie der Stuttgarter Ibrahima Traoré seinen Treffer zum 2:2-Endstand nennt.

 

Insgesamt ließ der Schiedsrichter in der entscheidenden Partie der Qualifikationsgruppe B Mitte Oktober stolze 15 (!) Minuten nachspielen. So waren bereits 102 Minuten absolviert, als Traoré das Tor auf Vorlage seines Landsmannes und VfB-Clubkollegen Mamadou Bah gelang. "Unsere Fans zu Hause in Guinea sind ganz schön aus dem Häuschen", erzählt der gut gelaunte Ibrahima Traoré, "wir wollen jetzt auch beim Afrikacup eine gute Rolle spielen. Aber die Favoriten sind wir nicht."

Beim VfB ist die Konkurrenz groß

Traoré lacht derzeit ganz gerne, schließlich ist es für den schmächtigsten aller VfB-Profis auch nach seiner Glanzleistung von Abuja weiter gut gelaufen: Im DFB-Pokal gegen den FSV Frankfurt absolvierte der 23-Jährige, der im Sommer vom FC Augsburg kam, sein erstes Pflichtspiel für den VfB von Beginn an. Traoré bereitete beim Stuttgarter 3:0-Erfolg über den FSV die ersten beiden Treffer vor und erzielte den dritten selbst. Am vergangenen Samstag gegen den Deutschen Meister Borussia Dortmund hatte er daher ein wenig mit einem erneuten Einsatz in der Startelf geliebäugelt.

"Der Ibo spielt leichtfüßig und dynamisch", kennt auch Bruno Labbadia die Qualitäten des neuen Nationalhelden Guineas. Doch gegen den BVB stellte der VfB-Trainer im linken offensiven Mittelfeld wie gewohnt Shinji Okazaki auf. Traoré wurde aber in der 70. Minute für den Japaner eingewechselt, machte wie im Pokal auf der linken Seite im Verbund mit dem Außenverteidiger Cristian Molinaro ordentlich Betrieb und prüfte obendrein den BVB-Schlussmann Roman Weidenfeller mit einem kernigen Linksschuss.

Die Konkurrenz beim VfB ist groß

"Natürlich habe ich mir mehr Einsätze erhofft, als ich sie bisher hatte. Aber beim VfB ist die Konkurrenz eben groß. In der Nationalelf bin ich schon ein Führungsspieler - das möchte ich auch hier werden", sagt der schnelle Flügelspieler, der sich Ende November 2010 im Zweitligaspiel mit dem FC Augsburg gegen den KSC sämtliche Bänder im rechten Sprunggelenk gerissen hatte. Danach kam Traoré, der einen Vertrag bis 2014 besitzt, nur schwer wieder in Tritt - und beim VfB bisher über Teileinsätze in der Bundesliga nicht hinaus.

Geholt wurde der Guineer vom VfB-Manager Horst Heldt, der sich die Dienste Traorés bereits in der Spielzeit 2009/10 sicherte, in der der Afrikaner seine bisher beste Saison absolvierte. Weil der FC Augsburg Traoré damals nicht ziehen lassen wollte, kam der Außenspieler ein Jahr später ablösefrei zum VfB. Nun hießen Manager und Trainer aber nicht mehr Horst Heldt und Christian Gross, sondern Fredi Bobic und Bruno Labbadia - und für den linken Flügel war in Okazaki eine starke Alternative verpflichtet. Ibrahima Traoré nimmt die Situation aber afrikanisch gelassen. "Wenn ich meine Leistung bringe", sagt er, "werde ich mich durchsetzen."