Da der Torhüter Sven Ulreich für eine Ablösesumme von 3,5 Millionen Euro zum FC Bayern geht, soll der Pole Przemyslaw Tyton zum VfB Stuttgart kommen.

Sport: Carlos Ubina (cu)

Stuttgart - Endlich haben diese bitteren Gänge aus Sven Ulreichs persönlicher Sicht ein Ende. Wie vor Gericht kam sich der Torwart häufig vor, wenn er nach einem Spiel des VfB Stuttgart seine eigene Leistung vor Fernsehkameras und Mikrofonen kommentieren sollte. Doch was heißt kommentieren. Erklären musste er sich, oft genug auch verteidigen, weil sie ihm wieder ein Gegentor ankreideten – die Fachleute und die Fans.

 

Wann genau sich Ulreichs Rolle vom Publikumsliebling zum vermeintlichen Sündenbock beim Fußball-Bundesligisten gewandelt hat, ist jedoch nicht überliefert. Nur so viel: der 26-jährige Schlussmann hatte genug davon, zumal sich bei ihm das Gefühl verfestigte, dass er sich nach einem anderen Club umschauen könne.

Nach 17 Jahren und 176 Bundesligaeinsätzen für die Stuttgarter wechselt Ulreich nun zum FC Bayern. Das war die überraschende Nachricht am Dienstagvormittag. Für etwa 3,5 Millionen Euro lässt der VfB das Eigengewächs nach München ziehen, wo Ulreich hinter dem Nationaltorwart Manuel Neuer den Status der Nummer zwei erhält. „Ich werde immer da sein, wenn man mich braucht“, sagt Ulreich zu seiner neuen Aufgabe beim Rekordmeister, wo er einen Vertrag bis 2018 unterschrieben hat. Zum bajuwarischen Torhütertrio zählt dann nach dem bevorstehenden Abgang von Pepe Reina – voraussichtlich zum SSC Neapel – noch Tom Starke.

Nach dem Klassenverbleib wird es konkret

Der erste Kontakt zu den Bayern erfolgte vor einigen Wochen und nach dem Klassenverbleib bahnte sich der Transfer an. „Da wurde dieser Wunsch von Sven Ulreichs Seite an uns herangetragen“, sagt der VfB-Manager Robin Dutt. Zuletzt ging es schnell. Trotz eines Vertrages bis 2017. Und trotz einer hohen Identifikation mit dem Brustring. Dennoch war Ulreich auch intern immer wieder in die Kritik geraten. Nicht, weil er ständig danebengriff, sondern weil er nicht immer sicher zupackte. Zudem vermisste nicht nur der frühere Trainer Armin Veh bei Ulreich die Ausstrahlung und Autorität eines Klassekeepers – und stellte deshalb kurzzeitig Thorsten Kirschbaum in den Kasten.

Doch der Ersatzmann erwies sich nicht als besser. Sogar als wackliger, weshalb Ulreich wieder ins Tor durfte und der VfB sich immer konkretere Gedanken über eine Zukunftslösung für den Posten zwischen den Pfosten machte. Nun soll Przemyslaw Tyton kommen. Ein 1,95 Meter großer und 28 Jahre alter Pole, der in der abgelaufenen Saison an den spanischen Erstligisten FC Elche ausgeliehen war – vom PSV Eindhoven, an den Tyton bis 2016 vertraglich gebunden ist.

Weidenfeller ist eine Überlegung

Das bedeutet: eine Ablösesumme ist für den Mann fällig, der bei der EM 2012 in seinem Heimatland als Held gefeiert wurde, weil Tyton damals unmittelbar nach seiner Einwechslung gegen Griechenland einen Elfmeter hielt und so einen Fehlstart des Co-Gastgebers verhinderte. Doch das ist Vergangenheit, die Zukunft heißt auf Vermittlung des Tyton-Beraters Maikel Stevens (der Sohn des VfB-Retters Huub Stevens) wohl Stuttgart.

Eine weitere Überlegung beim VfB ist Roman Weidenfeller, da die Bemühungen um den Ex-Freiburger Roman Bürki (Dortmund) vergeblich waren und dem jungen Odisseas Vlachodimos der Sprung in die Bundesliga noch nicht zugetraut wird. Und Kirschbaum will ja zum 1. FC Nürnberg, der aber die Ablöse von 750 000 Euro nicht aufbringt. „Die Torhütersituation ist jetzt wieder offen“, sagt Dutt. Doch Weidenfeller eröffnet mit seinen 34 Jahren nicht gerade verheißungsvolle Perspektiven, und er dürfte zu viel an Gehalt verlangen. Außerdem soll der Dortmunder damit liebäugeln, in die USA zu wechseln – nachdem sich die Option mit den Bayern zerschlagen hat.