Domenico Tedesco gilt als Trainertalent und trifft nun mit den A-Junioren von 1899 Hoffenheim an diesem Samstag auf seinen Ex-Club – den VfB Stuttgart. Beim VfB konnte – oder wollte – Tedesco niemand eine Perspektive für seine weitere Trainerkarriere aufzeigen, also ging er 2015 zur TSG.

Sport: Carlos Ubina (cu)

Hoffenheim - Dreieinhalb Stunden können lange sein. Vor allem, wenn sie sich zäh auf den Straßen von Bad Cannstatt nach Hoffenheim hinziehen. Fast täglich nimmt Domenico Tedesco diese Tort(o)ur auf sich, um an seinen Arbeitsplatz in der TSG-Akademie und wieder zurück zu kommen. Doch wie es sich für einen strategisch denkenden Trainer der neuen Generation gehört, hat sich der 31-Jährige auch dafür einen Mini-Matchplan zurechtgelegt.

 

Tedesco telefoniert, und wenn er die Freisprechanlage seines zum mobilen Büro umfunktionierten Autos gerade nicht mit Analysen über den Fußball strapaziert, dann denkt er über Fußball nach. Wie er Spieler von einer Position auf die andere verschiebt. Wie sie den Gegner mit Angriffszügen überfallen können. Wie sie sich bei Ballverlust schon in der vordersten Reihe zur Verteidigung organisieren.

All diese Überlegungen münden dann in den wahren Matchplan – und dieser steht auch für diesen Samstag. Da erwarten die A-Junioren der TSG Hoffenheim in der Bundesliga den VfB Stuttgart (13 Uhr). Ein Spiel wie jedes andere. Einerseits. Andererseits ist es für Tedesco eine Begegnung mit der Vergangenheit, vielleicht sogar mit einer alten Liebe. Doch große Gefühle lässt er nicht zu: „Früher oder später musste ich ja mal auf die alten Jungs treffen.“

Tedesco war Jahrgangsbester

Acht Jahre lang war er beim VfB Jugendtrainer. Im Gespann mit den Ex-Profis Thomas Schneider und Andreas Hinkel, ehe der Deutschitaliener im Juni 2015 die Stuttgarter verließ. Mit einem letzten Erfolg, da er den Jahrgang 1998 mit Hinkel in das Endspiel um die deutsche U-17-Meisterschaft geführt hatte.

Doch beim VfB konnte – oder wollte – Tedesco niemand eine Perspektive für seine weitere Trainerkarriere aufzeigen. In Hoffenheim schon. Dort übernahm er zunächst die U 16 in der Oberliga und schloss parallel das Diplom zum Fußballlehrer ab. Als Jahrgangsbester. Seither ist er verstärkt in den Fokus gerückt, aber bereits vorher galt Tedesco als großes Trainertalent.

Es gab auch schon Kontakte zu Zweit- und Drittligisten, im Vordergrund steht jedoch die Aufgabe in Hoffenheim. Sportlich, weil er die Mannschaft voranbringen will. Möglichst so weit, wie die Kraichgauer in den vergangenen Jahren gekommen sind. Dreimal stand der TSG-Nachwuchs da im Endspiel um die deutsche Meisterschaft.

Ein weiter Weg ist das noch für den Tabellenvierten der Süd-Südwest-Staffel der Bundesliga. Doch Tedesco räumt dem Team und sich Zeit zur Entwicklung ein. Auch, weil es in Hoffenheim menschlich und von den Möglichkeiten der Weiterbildung passt: „Ich fühle mich sehr wohl und sehr wertgeschätzt.“ Allerdings ist ebenso klar, dass Tedescos Vertrag im Juni des kommenden Jahres ausläuft und er sich für den nächsten Schritt bereit fühlt – und das kann nur der Sprung auf eine größere Bühne als die U-19-Bundesliga sein.