Thomas Schneider übernimmt den Trainerposten des entlassenen Bruno Labbadia beim VfB Stuttgart. Der 40-Jährige betreute zuvor die U-17 des Fußball-Bundesligisten – und will künftig die Eigengewächse stärker einbinden.

Stuttgart - Ein Blick durch den Raum genügt, dann weiß Thomas Schneider, was es bedeutet ein Bundesligatrainer zu sein. Voll besetzt sind vor ihm die Reihen, dahinter haben sich 19 Kameras in Stellung gebracht und übertragen teils live seinen ersten Auftritt in neuer Funktion. Er sei „ein bisschen nervös“, sagt Schneider, weißes Hemd, graue Jeans, denn hier sei „ein bisschen mehr los“, als er es aus seinem bisherigen Trainerleben kannte.

 

An die Dauerbeobachtung seiner Person wird sich Schneider bald gewöhnen, denn am Montag ist der U-17-Trainer des VfB zum Chefcoach der Stuttgarter Bundesligamannschaft befördert worden. Der 40-Jährige ist Nachfolger des entlassenen Bruno Labbadia und hat einen Vertrag bis 2015 unterschrieben. „Wir sind felsenfest überzeugt davon, dass das der richtige Schritt ist“, sagt der VfB-Manager Fredi Bobic.

Im Anschluss an die 1:2-Niederlage in Augsburg am Sonntagabend ist Bobic mit den Gremien des Vereins darin übereingekommen, dass die Zeit für einen Trainerwechsel nun endgültig gekommen ist. Von sieben Pflichtspielen in dieser Saison habe der VfB nur eines gewonnen – und was noch schwerwiegender sei: Er habe bereits in der Vorbereitung gespürt, „dass die Mannschaft vom Trainer nicht mehr zu hundert Prozent erreicht wird“.

Das Eigengewächs genießt höchste Wertschätzung

Schon seit Wochen hat sich Bobic also auf jenen Tag vorbereiten können, an dem er sich mit einem Dankeschön von Labbadia und dessen Assistenten Eddy Sözer verabschiedet. Von Beginn an rückte bei diesen Überlegungen der Name Thomas Schneider in den Mittelpunkt. Im gesamten Verein genießt das Eigengewächs höchste Wertschätzung. Man hat ihn daher davon abgebracht, eines der Angebote anzunehmen, als Assistent zu einem anderen Club zu wechseln. „Wir haben ihm immer gesagt: Du bist kein Co-Trainer – Du bist ein Cheftrainer“, berichtet Bobic. Nun habe sich die Geduld ausgezahlt.

„Mit großem Respekt“ macht sich Schneider an die Arbeit, ist gleichzeitig aber „voller Zuversicht, dass ich die Aufgabe bewältigen kann“. Er gilt als analytisch, strukturiert, überzeugend in der Ansprache – und kann zumindest als Profi auf einige Erfahrung zurückgreifen. Als langjähriger Innenverteidiger des VfB ist er geprägt worden von Christoph Daum („Ein großer Motivator“), Joachim Löw („Ein toller Mensch“) oder Felix Magath, bei dem er gelernt habe, „dass man seinen Schweinehund auch mehrmals überwinden kann“.

Als Trainer begann Schneider beim Bayernligisten FC Dingolfing und schloss 2010 als Zweitbester die Fußballlehrerausbildung ab, der auch der Hoffenheimer Trainer Markus Gisdol angehörte. Im Jahr darauf kehrte Schneider zum VfB zurück. Mit der U 17 wurde er im ersten Jahr Vizemeister, in diesem Sommer holte er den Titel. „Imponierend“ fand Bobic beide Male die Spielweise der Teams von Schneider, der seine Philosophie mit den Attributen „dominant“, „mutig“ und „ständig angriffsbereit“ umschreibt.

Gemeinsam den Umschwung einleiten

Schneider weiß selbst, dass der Sprung von der B-Jugend in die Bundesliga ein sehr großer ist. Auch deshalb ist es für ihn entscheidend gewesen, dass er sich seine Assistenten selbst aussuchen durfte. Alfons Higl (48) ist mit dem VfB an der Seite von Armin Veh 2007 Meister geworden und hat zuletzt im Scouting des Vereins gearbeitet, nachdem er zuvor Nachwuchstrainer in Hoffenheim gewesen war. Tomislav Maric (40) ist gleichberechtigter Co-Trainer und rückt von der U 16 auf. „Das ist ein Team, dem ich voll vertraue und in dem ich mich aufgehoben fühle“, sagt Schneider.

Gemeinsam wollen sie den Umschwung einleiten – und gleichzeitig dafür sorgen, dass die Fans künftig wieder mehr Eigengewächse in der Bundesliga zu sehen bekommen. „Ich habe es mir auf die Fahnen geschrieben, dass die jungen Spieler wieder ein besseres Standing bekommen, als es zuletzt der Fall gewesen ist“, sagt Scheider. „Eine gewisse Wertschätzung“ wolle er dem Nachwuchs entgegenbringen – und ist ganz sicher, „dass wir uns schon bald auf den einen oder anderen jungen Spieler freuen dürfen“.

Am Dienstag stellt sich Schneider aber erst einmal den Profis vor – und hat schon eine genaue Vorstellung davon, wie der Empfang aussehen könnte: „Die Mannschaft wird hoffentlich in Jubel ausbrechen.“