Der VfB Stuttgart will sich nach dieser Saison von mindestens acht Spielern trennen - damit ist ein personeller Umbruch der Mannschaft in Sicht. Wir zeigen, welche Kandidaten feststehen und wer darüber hinaus den Verein verlassen könnte.

Stuttgart - Wenn Robin Dutt (50) gefragt wird, wie die Strategie des VfB Stuttgart für die nächste Saison aussieht, antwortet er zunächst immer so: „Damit beschäftige ich mich momentan nicht.“ Dann macht der Manager eine Pause, um hinzuzufügen: „Aber das bedeutet nicht, dass ich nichts tue.“ Was wie ein Widerspruch klingt (er tut etwas, obwohl er sich nicht damit beschäftigt), hängt mit der angespannten Situation im Abstiegskampf zusammen, die keinen Spielraum für andere Themen lässt – offiziell. Inoffiziell und im kleinen Kreis hat Dutt dagegen schon gesagt, was nach dieser Runde grob geplant ist. Nach StZ-Informationen sollen mindestens acht (aber eher zehn oder zwölf) Profis abgegeben werden. Einige Kandidaten stehen fest.

 

Mohammed Abdellaoue (29, Vertrag bis 2017). Der Stürmer, der vor knapp zwei Jahren für 3,5 Millionen Euro aus Hannover gekommen ist, hat beim VfB nie Fuß gefasst – weder vor seiner schweren Verletzung (Knorpelschaden im Knie) im vergangenen Sommer noch danach. Zwischendurch wurde er in der zweiten Mannschaft in der dritten Liga eingesetzt, zuletzt am 22. März gegen Bielefeld. Seitdem ist er ohne Spielpraxis, da er zwar bei den Profis mittrainiert, aber nicht den Sprung in den Kader schafft. Hannover hat grundsätzlich Interesse daran, den charakterlich integren Abdellaoue zurückzuholen – jedoch für viel weniger Geld als der VfB gezahlt hat.

Karim Haggui (31, Vertrag läuft aus). Dem im August 2013 für 1,5 Millionen Euro ebenfalls aus Hannover verpflichteten Innenverteidiger geht es wie Abdellaoue – er ist nie wirklich angekommen in Stuttgart. Jetzt verlässt er den Verein wieder – ablösefrei. Nachdem er in der Bundesliga nur sechsmal (278 Minuten) zum Zug gekommen ist, hilft er seit Wochen im zweiten Team aus (sieben Einsätze). Bei keinem VfB-Profitrainer hat er sportlich eine Rolle besetzt, nicht bei Thomas Schneider, nicht bei Armin Veh, nicht bei Huub Stevens. Allerdings wird Haggui als Ansprechpartner speziell für jüngere Spieler geschätzt.

Vedad Ibisevic (30, Vertrag bis 2017). Warum der Vertrag des früheren Torjägers im Juli 2014 noch einmal um ein Jahr verlängert worden ist, bleibt vermutlich das Geheimnis des alten Managers Fredi Bobic, der gleichzeitig sogar das Gehalt von Ibisevic aufgebessert hat – auf rund drei Millionen Euro. Dabei hätte damals die Möglichkeit bestanden, den seit Januar 2014 torlosen Angreifer nach England zu verkaufen. Stoke City bot fünf Millionen Euro und damit die Summe, die der VfB für Ibisevic im Januar 2012 nach Hoffenheim überwiesen hat. Bobic lehnte jedoch ab. Ein solcher Betrag fließt nun kaum mehr in die Kasse.

Thorsten Kirschbaum (28, Vertrag bis 2016). Der Torhüter konnte seine Chance nicht nutzen, als ihm der Trainer Armin Veh im Herbst 2014 den Vorzug vor Sven Ulreich gab. Kirschbaum patzte noch häufiger als sein Konkurrent, sodass die Entscheidung nach sechs Partien revidiert worden ist. Aktuell steht der Keeper unmittelbar vor einem Wechsel zum 1. FC Nürnberg. Er will zu dem Zweitligisten – und der Zweitligist will ihn. Platzen könnte der Transfer wohl nur noch, wenn der Club aus Franken von der DFL keine Lizenz für die nächste Saison erhalten würde.

Moritz Leitner (22, Vertrag endet). Bei dem Mittelfeldspieler sind die Fronten geklärt – er kehrt nach Dortmund zurück. Der VfB hat kein Interesse, mit der Borussia über eine Verlängerung des auf zwei Jahre angelegten Leihgeschäfts zu verhandeln. Dazu stand sich Leitner in Stuttgart zu oft selbst im Weg – mit seiner selbstgefällig wirkenden Art auf dem Platz und auch außerhalb davon. So machte er sich im Verein und in der Mannschaft wenig Freunde. Zuletzt gehörte er nicht einmal mehr zum Aufgebot und wurde zwischendurch in die zweite Mannschaft abgeschoben.

Konstantin Rausch (25, Vertrag bis 2016). Noch heute wundern sich in Hannover viele Fans, wie der VfB im Sommer 2013 auf die Idee kommen konnte, ihn in einem Aufwasch mit Abdellaoue und Haggui als linken Verteidiger zu verpflichten. Die Hannoveraner Schiene war das. Zu offensichtlich waren und sind seine defensiven Schwächen, die dazu führten, dass Rausch mittlerweile nur noch zur zweiten Mannschaft zählt (neun Einsätze). Daran ist er selbst am wenigsten schuld. Seine Möglichkeiten sind nun einmal beschränkt. Eine Ablöse dürfte der VfB für Rausch kaum erzielen.

Oriol Romeu (23, Vertrag endet). Bei ihm verhält es sich wie bei Leitner – der VfB wird nicht versuchen, das Leihgeschäft mit dem FC Chelsea fortzusetzen. Nachdem der defensive Mittelfeldspieler unter Veh gesetzt war und bis zum Abgang des Trainers nach dem zwölften Spieltag alle Partien bestritten hatte, verlor er unter Stevens seinen Stammplatz an Serey Dié. So hat sich Romeu im Endeffekt nicht durchgesetzt – so wenig wie zuvor in Chelsea, beim FC Valencia und dem FC Barcelona.

Sercan Sararer (25, Vertrag bis 2017). Bei dem offensiven Mittelfeldspieler liegt es nicht am fehlenden fußballerischen Talent, dass er beim VfB keine Perspektive mehr hat. Vielmehr deutet vieles darauf hin, dass es sich bei ihm um ein Kopfproblem handelt. So ist er in der Vergangenheit durch Eskapaden auffällig geworden, etwa als er kürzlich mit 282 Stundenkilometern über die Autobahn raste und dabei den Tacho fotografierte. In eine kleine Schlägerei war er auch schon verwickelt. Auch als Folge davon trainiert er seit einiger Zeit nur noch mit dem zweiten Team. Aber nicht einmal da schaffte er es zuletzt in die Mannschaft.

Das sind die acht Spieler, die den VfB auf jeden Fall verlassen sollen. Die Schwierigkeit ist jedoch, dass kaum einer von ihnen eine höhere Ablöse einbringen dürfte. Weil die Abgänge aber wohl nicht nur durch Eigengewächse aufzufangen sind, braucht der VfB frisches Geld für Verstärkungen. Deshalb könnten weitere Profis verkauft werden wie Antonio Rüdiger, Martin Harnik und Alexandru Maxim. Doch darüber will Robin Dutt eigentlich ja nicht sprechen.