Unter Jürgen Kramny sind in den vergangenen Wochen neue Hierarchien in der Mannschaft des VfB Stuttgart entstanden.

Stuttgart - So kann es jetzt aber wirklich nicht weitergehen. Das dürfte sich Jürgen Kramny (44) gedacht haben, nachdem er am 24. November die Nachfolge von Alexander Zorniger (48) als Cheftrainer des VfB Stuttgart angetreten hat. Und in der Folge änderte sich dann ja auch tatsächlich einiges – vor allem die sportliche Bilanz mit inzwischen vier Siegen nacheinander, aber auch die Spielweise, die Atmosphäre in der Mannschaft und die Aufstellung. In der Bundesliga schickte Kramny zuletzt gegen Köln, Hamburg und Frankfurt dreimal die gleiche Startformation aufs Feld. So gibt es Gewinner und Verlierer des unter ihm eingeleiteten Aufschwungs.

 

Gewinner Kevin Großkreutz (27). Der im Winter für 2,2 Millionen Euro von Galatasaray Istanbul verpflichtete Nationalspieler erkämpfte sich trotz bisher nur durchschnittlicher Leistungen gleich einen Stammplatz. Mittelfristig ist er auch als Leitfigur eingeplant und als ein Mann, der das Team in kritischen Situationen während einer Partie aufrüttelt. Insofern war es ein Signal des VfB an ihn, dass er im Trainingslager in Belek das Zimmer mit dem jungen Mart Ristl (19) teilte – ein Zeichen in der Hinsicht, dass ihm Verantwortung übertragen wird und dass er die Talente führen soll.

Verlierer Florian Klein (29). Seit seinem Wechsel von RB Salzburg nach Stuttgart im Sommer 2014 war er gesetzt – bis Großkreutz gekommen ist. Dabei gehörte Klein in den zurückliegenden schweren Phasen immer zu den zuverlässigsten Spielern und war anerkannt in der Mannschaft. Jetzt sitzt er jedoch auf der Bank – was zusätzlich problematisch für ihn ist, weil dadurch auch sein Platz im österreichischen Nationalteam gefährdet ist. Sein großes Ziel ist die EM im Sommer in Frankreich, aber ob der Trainer Marcel Koller einen Reservisten nominiert, ist zumindest ungewiss.

Gewinner Georg Niedermeier (29). Unter Zorniger schaffte er es nicht einmal mehr in den Kader, sodass sein Abgang im Winter eigentlich schon so gut wie beschlossen war. Kramny setzt jedoch auf ihn als Eckpfeiler in der Abwehr. „Natürlich ist es nie einfach, wenn man nicht spielt, aber ich will nicht in die Vergangenheit schauen und nachkarten, sondern nach vorne blicken“, sagt Niedermeier. Nach dieser Saison endet sein Vertrag – Verlängerung plötzlich nicht mehr ausgeschlossen.

Verlierer Toni Sunjic (27). Unter Zorniger gekauft, ist er seit seiner Gelb-Roten Karte zum Abschluss der Hinrunde gegen Wolfsburg nur noch Ersatz. Die 3,3 Millionen Euro, die der VfB im Sommer für ihn an Krasnodar überwiesen hat, waren offensichtlich nicht gut angelegt. Kramny sind seine Schwächen auf jeden Fall nicht entgangen – vor allem die fehlende Schnelligkeit, die ihn oft zu Fouls zwingt, siehe der Platzverweis gegen Wolfsburg.

Gewinner Daniel Schwaab (27). Ihm erging es bei Zorniger wie Niedermeier. Er wurde ausgebootet, obwohl ihn der alte Trainer als einen der professionellsten Spieler im Kader bezeichnete. Mit dieser Einstellung kämpfte er sich dann zurück. Kramny schätzt ihn als ehrlichen, verlässlichen Arbeiter, dessen Wort in der Mannschaft zählt, weil er sich als Teamplayer begreift. Wie bei Niedermeier läuft sein Vertrag aus.

Verlierer Timo Baumgartl (19). Bei Zorniger war er die Nummer eins auf dieser Position – und auch Kramny ist prinzipiell von seinen Qualitäten überzeugt. Schließlich hat er ihn einst schon in der zweiten Mannschaft gefördert und an die Profiabteilung herangeführt. Für die Zukunft ist er ein Fixpunkt, aber aktuell ist er nur die Nummer vier hinter Niedermeier, Schwaab und Sunjic. Er hat Defizite im athletischen Bereich, die jedoch auch der Tatsache geschuldet sind, dass er im Trainingslager in Belek einige Einheiten wegen einer Virusinfektion verpasste. Dennoch war im Januar sogar der FC Bayern lose an ihm interessiert.

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Gewinner Lukas Rupp (25). Vom Ergänzungsspieler zum Leistungsträger – das beschreibt seine Entwicklung in den Wochen nach der Winterpause. Da hat er gezeigt, dass er einer ist, der die Abläufe des Spiels versteht und deshalb immer wieder für überraschende Aktionen sorgen kann. Auf diese Weise hat er einige Tore vorbereitet. „Er ist ein Spieler, wie man ihn sich als Trainer nur wünschen kann“, sagt Kramny. Auch körperlich wirkt er mittlerweile stabiler. Dazu sagt Rupp selbst, dass er unter Zorniger gelernt habe, wie man richtig in die Zweikämpfe geht.

Verlierer Martin Harnik (28). Er hatte das Pech, dass er lange verletzt ausgefallen ist, als die Karten unter Kramny neu gemischt wurden. Erst jetzt ist er wieder fit ist, aber nun muss er sich hinten anstellen – was für ihn wie im Fall von Klein gleich doppelt bitter ist. Denn auch er will zur Europameisterschaft und gilt in der österreichischen Nationalelf eigentlich als feste Größe. Dazu benötigt er jedoch Spielpraxis beim VfB, wo er nur noch einen Vertrag für diese Saison hat. Die Zeichen stehen auf baldige Trennung.

Fazit Das sind dann die Gewinner und Verlierer beim VfB, wobei es in der Natur der Sache liegt, dass aus den Gewinnern auch schnell wieder Verlierer werden können – und umgekehrt.