Ein Sieg in Paderborn beschert dem VfB den Klassenerhalt. Die Stuttgarter sind Favorit, doch Sportvorstand Dutt weiß: „An so einem Spieltag kann in einem Spiel alles passieren.“ Von der Rettung ist er allerdings fest überzeugt.

Stuttgart - Die Anspannung vor dem Saisonfinale steigt auf den Höhepunkt, doch Huub Stevens lässt sich vor seinem womöglich letzten Auftritt als Trainer des VfB Stuttgart nichts anmerken. Mal spielt er den Knurrer, mal macht er Späße und lacht fröhlich auf. Fußballer zu sein sei doch das Schönste überhaupt, gibt er seinen Spielern vor dem Existenzkampf bei Schlusslicht SC Paderborn mit auf den Weg. „Wenn Du keinen Spaß mehr hast im Beruf, dann musst Du aufhören“, sagt er vor dem Spiel am Samstag (15.30 Uhr/Sky).

 

Von Spaß würden die meisten anderen Angestellten des Clubs wohl nicht sprechen, schließlich geht es für den Tabellen-16. - wie auch für Paderborn - um alles: das Überleben in der Fußball-Bundesliga. „In Paderborn wird die Hütte kochen. Das ist ein kleines Stadion, aber da wird es rund gehen“, sagt denn auch VfB-Sportvorstand Robin Dutt.

In seiner Trainerkarriere ist Stevens noch nie abgestiegen

Nach den Siegen gegen Mainz 05 (2:0) und den Hamburger SV (2:1) fahren die Stuttgarter zwar als Favorit nach Ostwestfalen, doch auch Dutt weiß, dass ein Fußballspiel nur begrenzt planbar ist. Ein Elfmeter für die Gastgeber, ein unglücklicher Platzverweis für den VfB - und schon sähe alles anders aus. „An so einem Spieltag kann in einem Spiel alles passieren. Aber wir haben uns dieses Endspiel erarbeitet. Wir wollen dieses Finale gewinnen“, betonte Dutt.

In seiner Trainerkarriere ist Stevens jedenfalls noch niemals abgestiegen, und das soll auch so bleiben. Schafft er mit dem VfB zum zweiten Mal nach 2014 den Klassenverbleib, dann könnte er sein Amt als Retter an Alexander Zorniger weitergeben. Dass der frühere Coach von RB Leipzig den Niederländer nach dieser Saison beerben wird, ist in Stuttgart ein offenes Geheimnis. Falls der VfB aber in die Relegation muss, würde Stevens noch zweimal mehr auf der Bank sitzen.

Das könnte - abhängig von den Ergebnissen der Abstiegskonkurrenten HSV und Hannover 96 - bei einem Unentschieden passieren. Im Falle eines Sieges wäre der VfB jedoch gerettet, bei einer Niederlage würde er zum zweiten Mal nach 1975 in die 2. Liga absteigen.

"Ausrutscher sind verboten"

Verantwortliche und Spieler aber vermeiden es tunlichst, sich an Rechenspielen zu beteiligen. Schließlich hat die Mannschaft alles selbst in der Hand. „Rechnen bringt nichts. Wir wissen, dass wir unseren Job erledigen müssen“, sagte Kapitän Christian Genter dem „kicker“ (Donnerstag). „Ausrutscher sind verboten.“ Es ist also wie in einem Cup-Finale, nicht umsonst rief der VfB nach dem 2:3 vor drei Wochen bei Schalke 04 den Pokalmodus aus. „Viertelfinale“ gegen Mainz: gewonnen. „Halbfinale“ gegen Hamburg: gewonnen. Und jetzt?

Die Paderborner, die selbst bei einem Sieg auf die Mithilfe der Schalker in Hamburg angewiesen sind, werden „brennen und alles raushauen“, erwartet Dutt. Und sie haben den Heimvorteil. Doch für die Stuttgarter spricht, dass ihre Formkurve nach Monaten mit Pleiten, Pech und Pannen zuletzt deutlich nach oben zeigte. „In der Offensive waren wir stark und in der Defensive wieder in der Lage, stabiler zu stehen und weniger Fehler zu machen“, erklärte Dutt.

Ihr früherer Stürmerstar Giovane Elber drückt aus, was viele in Stuttgart denken. „Sie hatten eine schwere Saison. Ich habe damit nicht mehr gerechnet“, sagte der Brasilianer der Deutschen Presse-Agentur. „Der VfB hat jetzt aber sehr gute Chancen. Sie haben viel Selbstvertrauen, müssen aber nochmal alles geben.“ Mittelfeldspieler Gentner sagt es so: „Unser Fokus ist auf einen Sieg gerichtet. Es darf kein anderes Ziel geben.“