Der VfB Stuttgart steht vor weitreichenden Entscheidungen. Wenn am Montag in der Porsche-Arena die Mitgliederversammlung stattfindet, will der VfB-Vorstand den Mitgliedern seine Idee einer Ausgliederung der Profi-Abteilung vorstellen.

Der VfB Stuttgart steht vor weitreichenden Entscheidungen. Wenn am Montag in der Porsche-Arena die Mitgliederversammlung stattfindet, will der VfB-Vorstand den Mitgliedern seine Idee einer Ausgliederung der Profi-Abteilung vorstellen.

 

Stuttgart - Der VfB Stuttgart wirkt derzeit wie eine Baustelle. An vielen Ecken wird gewerkelt und umgestaltet. Während auf dem Trainingsgelände gerade das neue Nachwuchsleistungszentrum des Fußball-Bundesligisten entsteht, hat der Verein auch personell einiges verändert. Der frühere U-21-Nationaltrainer Rainer Adrion ist als Sportlicher Leiter für die U 17- bis U 23-Teams zurückgekommen, um die Talentförderung wieder anzukurbeln. Und nicht zuletzt sorgte die Rückkehr von Meister-Trainer Armin Veh nach dem Beinahe-Abstieg der vergangenen Saison für ein wenig bessere Stimmung am Cannstatter Wasen. Nun plant der VfB jedoch weit Grundlegenderes: die Ausgliederung seiner Profiabteilung in eine Kapitalgesellschaft.

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Diese Strukturreform, von Präsident Bernd Wahler als „ganz zentrales Projekt“ bezeichnet, soll den Einstieg von Investoren ermöglichen und den Club nach der jüngsten sportlichen und finanziellen Talfahrt dank größerer Wettbewerbsfähigkeit wieder dahin führen, wo er sich selbst sieht: nach oben. Auf der Hauptversammlung am Montag wird der Vorstand seine Ideen den Mitgliedern vorstellen und für die Reform werben, entschieden wird darüber aber noch nicht.

„Das Wichtigste ist, dass wir uns über diese strukturelle Veränderung frisches Kapital zuführen könnten“, sagte Wahler kürzlich der „Stuttgarter Zeitung“. Der VfB sei 2007 unter Veh der letzte eingetragene Verein gewesen, der deutscher Meister wurde, erklärte er. „Und die Wahrscheinlichkeit, dass das bald wieder ein e.V. schafft, halte ich dann doch für eher gering.“ Wahler weiß aber auch, dass sich manches Mitglied aus der Angst vor Fremdbestimmung und Traditionsverlust heraus schwertut mit der geplanten Neuerung.

Vorbild FC Bayern München?

Rückkehrer Veh hat sich in der Frage bereits festgelegt. „Die Ausgliederung wird aus meiner Sicht unabdingbar sein, sonst werden wir es schwer haben. Das bedeutet aber nicht, dass man seine Tradition aufgibt“, sagte er. In der Konkurrenz mit finanzstarken Clubs wie Bayer Leverkusen oder dem VfL Wolfsburg sieht Veh gerade für Traditionsvereine wie den VfB die Gefahr, auf Dauer abgehängt zu werden, wenn sie sich nicht neu aufstellen.

Als positives Beispiel nennt er den Branchenprimus Bayern München, der ebenfalls auf starke Investoren setzt. „Der FC Bayern ist auch nicht verkauft worden. Heute geht es ihm auch deshalb so gut, weil er diesen Weg damals eingeschlagen hat“, erklärte Veh. Ein Hickhack wie zuletzt beim Hamburger SV, dessen Profiabteilung jetzt eine Aktiengesellschaft ist, wollen die VfB-Oberen aber vermeiden.

Statt Erfolgen wie bei den Bayern bestimmten in Stuttgart zuletzt Defizite und Sparzwänge den Alltag. Sportvorstand Fredi Bobic konnte noch so oft auf die überschaubaren Mittel für Neuzugänge verweisen - die Anhänger machten den Absturz in den Tabellenkeller besonders an seiner Personalpolitik fest. Daher könnten die Mitglieder Bobic einen unruhigen Abend bescheren. Mit Investoren würden sich jedoch gerade mit Blick auf personelle Verstärkungen neue Perspektiven auftun.

Zudem will der VfB künftig verstärkt sein Netzwerk mit früheren Spielern oder Trainern nutzen, um die Fußball-Kompetenz auf der Führungsebene zu stärken, wo Bobic in dieser Hinsicht bisher fast allein ist. Einer ist Weltmeister Guido Buchwald, der auch für den Ehrenrat kandidiert. Das Gremium wird wie der Aufsichtsrat neu gewählt. Vereinschef Wahler hatte 2013 nach seiner Wahl bekräftigt, dass er den VfB in einigen Jahren wieder in der Champions League sehen will. Die Ausgliederung der Profis soll den entsprechenden Schub geben.