Champions-League-Dauergast Dortmund und der so ambitioniert in die Saison gegangene VfB Stuttgart stecken mitten im Abstiegskampf. Am Freitag kommt es zur richtungsweisenden Partie zwischen den beiden Traditionsclubs.

Stuttgart - Schwäbisches Schaffen gegen Ruhrpott-Maloche: Im hoch brisanten Keller-Duell zwischen dem Tabellenletzten VfB Stuttgart und der nur einen Punkt von einem Abstiegsplatz entfernten Dortmunder Borussia stehen Kampfbereitschaft, Einsatzwille und Aggressivität im Vordergrund. „Das wird Abstiegskampf pur“, prognostizierte BVB-Trainer Jürgen Klopp. „Sehr intensiv und auf einem schlechten Platz.“ Sein Stuttgarter Kollege Huub Stevens sagte zur enormen Bedeutung dieser richtungweisenden Partie am Freitag (20.30 Uhr/Sky): „Ich weiß das - und die Jungs wissen das.“

 

VfB-Sportvorstand Robin Dutt forderte vor dem Schlüsselspiel volles Engagement und einen Sieg: „Das würde der Mannschaft sehr viel Kraft geben.“ Angesichts der eklatanten Heimschwäche und des jüngsten Dortmunder Aufwärtstrends erscheint ein Erfolg aber fraglich. Der VfB weist mit mageren fünf Punkten und 4:19 Toren die mit Abstand schlechteste Heimbilanz aller Fußball-Bundesligisten auf. Bei bislang zehn Auftritten in der Mercedes-Benz-Arena gelang den völlig verunsicherten Stevens-Schützlingen ein einziger Sieg - am 27. September gegen Hannover 96 (1:0). Und seit quälend langen 554 Minuten glückte den Stuttgartern zu Hause kein Treffer mehr.

Kein Wunder, dass nicht nur der schwäbische Traditionsclub, sondern auch das Selbstbewusstsein der Profis tief im Keller steckt. Dutt und Stevens versuchen, ihre angeknacksten Kicker moralisch aufzurichten. Zusätzlicher Druck und verbale Prügel wären in der prekären Situation eher kontraproduktiv. Mit Bezug auf das in der Nachspielzeit unglücklich verloren gegangene Spiel in Hoffenheim sagte der niederländische Trainer-Routinier am Donnerstag: „Man muss das Tief überwinden.“ Er sei trotz aller Enttäuschung über diese Niederlage „gut gelaunt“ und positiv eingestellt.

Der erst seit Januar amtierende Dutt betonte: „Wir müssen diese positive Einstellung und Überzeugung jeden Tag vorleben. Wir haben die Qualität, unsere Ziele zu erreichen, brauchen dafür aber ein Schlüsselerlebnis.“ Und überzeugt versicherte der ehemalige Trainer: „Wir schaffen den Klassenerhalt.“

Klopp: "Wir sind noch weit von Perfektion entfernt"

Spricht beim VfB dafür aktuell nur wenig, hat Dortmund erste wichtige Schritte aus der Krise geschafft. Aus dem Gröbsten heraus ist der Champions-League-Achtelfinalist aber trotz seiner zwei Siege noch längst nicht. In Stuttgart eine Niederlage - und schon droht der erneute Absturz auf einen Abstiegsrang. „Wir haben zuletzt eine positive Entwicklung gezeigt, aber sie ist noch nicht zu Ende. Es muss weitergehen, keine Frage“, warnte deshalb Klopp. „Wir sind noch weit von Perfektion entfernt.“

Andererseits winkt dem BVB im Fall eines dritten Sieges in Serie - was er in dieser Saison noch nicht geschafft hat - der Anschluss ans Mittelfeld. Aber Fragen nach Ambitionen, sich mittels einer Aufholjagd noch für einen europäischen Fußball-Wettbewerb zu qualifizieren, blockte Klopp einige Tage vor dem Achtelfinal-Hinspiel in der Königsklasse bei Juventus Turin entschieden ab: „Das einzige, was mich interessiert, ist der Abstand nach unten. Und der soll möglichst schnell größer werden. Der Abstand nach oben interessiert mich überhaupt nicht. Wir wollen ausschließlich in dieser Liga bleiben und das so früh wie möglich klarmachen.“

Diesen Wunsch haben auch die Stuttgarter. Dabei dient Dutt Dortmund sogar ein wenig als Vorbild. Der kommende Kontrahent sei „ein gutes Beispiel“ dafür, wie wichtig es sei, in schwierigen Situationen einen klaren Kopf zu behalten. „Letztlich zählt aber nur die Konzentration auf uns“, sagte der Manager.

Um gegen den BVB erfolgreich abzuschneiden, muss der VfB laut Stevens „als Mannschaft auftreten und jeder Einzelne über die 90 Minuten hundertprozentig konzentriert sein“. Denn es sei klar, dass „die Gelben“ mit ihrer hohen Qualität „nicht da unten hingehören, die gehören eigentlich ganz nach oben hin“.