Haben die Zweitligisten den Poker um die Verteilung der TV-Gelder im deutschen Profifußball verloren? Für den VfB Stuttgart würde dies bedeuten, dass er im Falle eines Nicht-Aufstieges weiteren Boden zur Konkurrenz im Oberhaus einbüßen würde. Doch die Deutsche Fußball-Liga dementiert.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Stuttgart - Nun könnte es einen Grund mehr geben, weshalb der VfB Stuttgart möglichst in dieser Zweitliga-Saison den direkten Wiederaufstieg in die Fußball-Bundesliga schaffen sollte: die künftige Verteilung der TV-Gelder durch die Deutsche Fußball-Liga (DFL). Denn die Zweitligisten könnten die Verlierer beim Kampf um die Verteilung der TV-Milliarden im deutschen Profifußball sein. Laut „Kicker“ erhalten die Zweitliga-Clubs von der Saison 2017/18 an weniger als die bisherigen 20 Prozent aus den nationalen Einnahmen. Doch die DFL dementiert: „Die Darstellung entbehrt jeder Grundlage. Sie entspricht weder in der grundsätzlichen Ausrichtung noch in Details den Tatsachen“, kommentierte ein DFL-Sprecher den Bericht des „Kicker“.

 

Schon jetzt muss der VfB bei den TV-Geldern im Vergleich zu goldenen Erstligazeiten den Gürtel wesentlich enger schnallen. 11,1 Millionen Euro anstatt 36,3 Millionen in der Vorsaison fließen in dieser Spielzeit in die Kassen des Clubs. Im Zahlenwerk von VfB-Finanzchef Stefan Heim sind auf der Ertragsseite daher längst die Einnahmen durch die Sponsoren von 18,7 Millionen Euro in der laufenden Saison der größte und somit wichtigste Posten. Allein der Hauptsponsor Daimler, mit der mit der Mercedes-Benz-Bank auf dem Trikot mit dem Brustring vertreten ist, zahlt rund acht Millionen Euro an den Verein für Bewegungsspiele von 1893. Das sind zwei Millionen Euro mehr, als man eigentlich geben müsste.

Der „Kicker“ bezieht sich in seinem Bericht allerdings nur auf die 4,64 Milliarden Euro, die es national für die vier Spielzeiten von 2017/18 bis 2020/21 gibt. Was mit den rund 1,3 Milliarden Euro aus der internationalen Vermarktung wird, ist unklar.

Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) will am 24. November den neuen Verteilungsschlüssel, der vom Ligavorstand erarbeitet wurde, öffentlich machen. Zuvor werden die Vertreter der 36 Clubs bei einer Informationsveranstaltung unterrichtet. „Das Thema TV-Gelder wird derzeit in den zuständigen Gremien der DFL behandelt“, will der VfB-Finanzvorstand Heim nicht vorgreifen: „Uns liegen also bisher keine offiziellen Informationen vor. Solange das nicht der Fall ist, werden wir uns nicht öffentlich äußern.“

Derzeit erhält die Bundesliga 80 Prozent aus den TV-Einnahmen, die zweite Liga 20 Prozent. Zukünftig könnte dem Unterhaus nur noch die aktuelle Ausschüttung in Höhe von 141 Millionen Euro garantiert werden. An den Zuwächsen aus dem neuen Vertrag könnte die zweite Liga also mit einem niedrigeren Prozentsatz beteiligt werden. Dadurch würde der VfB im Falle eines Nicht-Auftsieges nicht vom monetären Aufschwung auf dem Fernsehmarkt profitieren, während die Konkurrenz aus Liga eins mit wesentlich mehr TV-Geld rechnen dürfte. Auch die Lücke zu Clubs wie Augsburg, Hoffenheim oder Bremen, die nicht international spielen, würde dadurch größer werden. Schon jetzt sind die Bilanzzahlen beim VfB in den Keller gerauscht: So ist der Umsatz von 119 Millionen Euro aus der Vorsaison um 43 Prozent auf erwartete 68 Millionen Euro in der zweiten Liga zurück gegangen.

Der VfB würde bei den TV-Geldern stagnieren

In der nächsten Saison könnten die Zweitligisten 180 Millionen Euro von den insgesamt 1,16 nationalen Milliarden – beim Beibehalten der 20-Prozent-Regelung wären es 232 Millionen Euro gewesen. Im Schnitt könnte so jeder Zweitligist künfig zehn Millionen Euro an TV-Geldern kassieren. Für den VfB als Traditionsverein mit einem Zweitliga-Zuschauerschnitt von bisher 49 800 Besuchern sowie der Vita als ehemaliger Erstligist würde es aufgrund der weichen Faktorem mehr Geld geben. Doch diese Summe dürfte kaum wesentlich höher ausfallen als die 11,1 Millionen Euro, die schon jetzt zu Buche stehen.

Unter dem Strich hätte sich also vor allem der Rekordmeister Bayern München mit seinen Forderungen durchgesetzt. Bayern-Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge hatte sich mehrmals für eine „Deckelung“ der Gelder für die zweite Liga ausgesprochen. Bisher wurden die TV-Gelder zu 65 Prozent als Sockelbetrag an die Clubs verteilt. Der Rest ergab sich aus der Fünfjahreswertung, die den sportlichen Erfolg abbildet (5,8 Prozent für den Ersten – 0,75 Prozent für Platz 36). Nun sollen die weichen Faktoren als drittes Kriterium für die Ausschüttung dazukommen.