Neuer Torwarttrainer, neue Nachwuchsstrukturen – Manager Fredi Bobic krempelt den Stuttgarter Club auf verschiedenen Ebenen weiter um.

Stuttgart - So muss ein guter Stürmer sein. Er darf nicht lange zögern, sondern muss schnell reagieren und kompromisslos handeln können. Fredi Bobic (39) war ein guter Stürmer - und entsprechend interpretiert er auch seinen Job als Manager des VfB Stuttgart. Bobic krempelt den Club radikal um. Im Herbst feuerte er nacheinander die Trainer Christian Gross und Jens Keller. Parallel dazu trennte er sich von dem Teambetreuer Jochen Rücker und dem Konditionstrainer Christian Kolodziej. Den anderen Teambetreuer Ralph Herkommer stufte er zurück. Auf diese Weise hat Bobic damals begonnen, alte Zöpfe abzuschneiden - und das setzt er jetzt auf verschiedenen Ebenen fort.

 

Die Profiabteilung

Wie Rücker ist Eberhard Trautner ein VfB-Urgestein. Er arbeitete viele Jahre als Torwarttrainer - eine Ära, die nun endet. Denn Bobic verpflichtete dafür Andreas Menger von Eintracht Frankfurt. Trautner wurde ein Vertrag im Jugendbereich angeboten. Das sei eine schwierige Entscheidung gewesen, sagt Bobic, "aber ich brauchte im Profibereich eine starke Persönlichkeit, die aus den Torhütern auch Typen macht". So wurde innerhalb weniger Monate der komplette Trainerstab ausgetauscht. Vor der Vertragsverlängerung steht dagegen Christos Papadopoulos, der Kolodziej als Konditionstrainer abgelöst hat.

Damit hat Bobic also einen Transfer mit Frankfurt abgewickelt. Dass auf Menger jedoch noch zwei Spieler der Hessen folgen, ist fast ausgeschlossen, obwohl der VfB großes Interesse an Sebastian Jung (20) und Sebastian Rode (20) besitzt. Aber nach StZ-Informationen hat der Eintracht-Vorstandschef Heribert Bruchhagen seine Zukunft mit dem Bleiben dieser beiden Talente verknüpft. So kann Bobic nichts Neues von der Wechselbörse erzählen, zumal es keine Anzeichen dafür gibt, dass der VfB einen seiner nicht mehr erwünschten Profis bald loswird. Im Gegenteil, der ausgemusterte Ciprian Marica hat Bobic jetzt über den Berater Roger Wittmann sogar mitteilen lassen, dass er gar nicht an einen Abgang denke. Die Taktik ist offensichtlich - Marica will vom VfB eine Abfindung und die Zusicherung, ablösefrei zu sein.

Die zweite Mannschaft

Nun ist auch amtlich, was die StZ bereits am vergangenen Freitag berichtete: Jürgen Kramny tritt die Nachfolge des entlassenen Trainers Jürgen Seeberger an und erhält einen Zweijahresvertrag. "Er lebt unsere Philosophie", sagt Bobic. Für Seeberger habe das nicht gegolten, "weil er kein Ausbildungstrainer ist, sondern ein typischer Mann für eine erste Mannschaft".

Nägel mit Köpfen machte Bobic zudem, indem er jetzt die Verträge einiger hoffnungsvoller Talente verlängerte - etwa die von Bernd Leno, Raphael Holzhauser, Patrick Bauer und Kevin Stöger. Weit sind die Verhandlungen auch mit Antonio Rüdiger und Pascal Breier. Diese Nachwuchsspieler sollen weitgehend mit der Profimannschaft trainieren. "Das bedeutet nicht, dass sie morgen in der Bundesliga spielen, aber sie haben die Chance dazu", sagt Bobic.

Die Jugend

Auch hier hat der Manager tiefe Einschnitte vorgenommen. So steigt der bisherige U-17-Trainer Marc Kienle auf - in die neu geschaffene Position des sportlichen Leiters, der für alle Mannschaften von der U15 bis zur U23 verantwortlich ist. Kienle bekommt einen Vertrag bis 2015 und soll vor allem dafür sorgen, dass die Durchlässigkeit von der Jugend über das zweite Team bis zu den Profis verbessert wird. "Wir hatten zuletzt an den Schnittstellen etwas Probleme, unsere Talente durchzubringen", sagt Bobic. In der Tat schaffte seit Serdar Tasci und Sami Khedira kein Feldspieler aus dem Nachwuchs mehr den Sprung zur Stammkraft in der Bundesliga - und das war im Jahr 2006.

Kienle ist der Vorgesetzte von Thomas Albeck und Frieder Schrof, die bisher die Jugendabteilung führten. Beide sind VfB-Urgesteine wie Rücker und Trautner - und sie sollen dem VfB auch in ihren Funktionen erhalten bleiben. Von außen hinzu kommt der frühere Stuttgarter Profi Thomas Schneider, der die U19 von Kramny oder die U17 von Kienle übernimmt.

Das Fazit

"Es soll nicht so rüberkommen, dass wir jetzt alles anders machen wollen, aber wir wollen Dynamik reinbringen", sagt Bobic. Ab und zu müsse man dazu neue Reize setzen. "Bewegung tut immer gut." Der stürmische Manager packt heiße Eisen an, an denen sich sein Vorgänger Horst Heldt nicht die Finger verbrennen wollte. Aber der war einst ja auch Mittelfeldspieler.

VfB-Vorbereitungstermine: 20. Juni: Trainingsauftakt; 9. Juli Testspiel in Kirchheim; 15. bis 23. Juli: Traininslager in Längenfeld (Ötztal).