Der Abwehrspieler Andreas Beck spricht im StZ-Interview vor dem Derby über die Vereinspolitik seiner beiden ehemaligen Clubs Stuttgart und Hoffenheim.

StuttgartAndreas Beck spielt in der Türkei bei Besiktas Istanbul. Davor war er jahrelang bei der TSG Hoffenheim und beim VfB Stuttgart unter Vertrag. Kein Wunder, dass er das Derby an diesem Samstag mit besonderem Interesse verfolgt.

 
Herr Beck, acht Jahre lang haben Sie für den VfB gespielt und sieben Jahre für Hoffenheim. Fühlen Sie sich mehr als VfBler oder mehr als Hoffenheimer?
Geht auch beides?
Wenn Sie sich nicht entscheiden können, beginnen wir mit dem VfB.
Das war die Schmiede für mich, in der ich als Fußballer ausgebildet worden bin und wo ich die ersten Schritte in meiner Karriere gemacht habe. Meine Eltern wohnen nach wie vor nicht weit weg vom Stadion. Das verbindet.
Wären Sie angesichts dessen im Sommer nicht gerne nach Stuttgart zurückgekehrt?
Diese Frage stellte sich mir nicht, denn dazu hätte es ja zuerst ein Angebot vom VfB geben müssen.
Sie sind mit Christian Gentner befreundet, mit dem Sie schon in der Jugend beim VfB zusammengespielt haben. Deshalb werden Sie vermutlich noch mitbekommen, was im Club gerade so passiert.
Ja, über zwei oder drei Ecken erfahre ich noch manches.
Und was bekommen Sie da so mit?
Die Mannschaft hat ihre Klasse auch im Herbst immer wieder gezeigt, aber keine Erfolge eingefahren. Das änderte sich, nachdem Jürgen Kramny neuer Trainer geworden ist.
Der kleine Aufschwung scheint jedoch bereits wieder vorbei zu sein. Zuletzt setzte es zwei Niederlagen. Besonders das 0:4 in Gladbach dürfte schmerzen.
Stimmt, das war ein Rückschlag. Entscheidend wird jetzt aber sein, wie Mannschaft und Verein damit umgehen. Sie haben alles in der eigenen Hand. Noch stehen in dieser Saison ja zehn Spiele auf dem Programm – und zwei oder drei Siege dürften zum Klassenerhalt reichen.
Insgesamt befindet sich der Club jedoch seit Jahren auf Talfahrt. Wo sehen Sie die Gründe dafür?
Man spricht ja immer gerne von der Qualität der Mannschaft und den tollen Möglichkeiten, die der Wirtschaftsstandort Stuttgart bietet. Auf der anderen Seite muss man aber auch sehen, wie sich die Liga entwickelt hat und wie groß die Konkurrenz inzwischen ist. Die Mehrheit der Vereine will sich ja für einen internationalen Wettbewerb qualifizieren. Da bedarf es kluger Entscheidungen der Clubspitze und manchmal auch etwas Glück, um seine Ziele erreichen zu können.
Wurden beim VfB in der Vergangenheit solch kluge Entscheidungen der Clubspitze getroffen?
Zumindest ist die Mannschaft zuletzt nie abgestiegen.
Weiter fällt aber auch auf, dass schon seit längerer Zeit kaum noch eigene Nachwuchsspieler den Durchbruch bei den Profis in der Bundesliga schaffen – im Gegensatz zu früher.
Ich weiß aus Erfahrung, welche Dynamik die Nachwuchsabteilungen beim VfB immer ausgestrahlt haben. Es war ganz normal, dass die besten Spieler der Region nach Stuttgart gegangen sind, weil sie gewusst haben, dass sie da bei entsprechender Leistung die Chance bekommen, relativ schnell in der Bundesliga aufzulaufen. Das war der Anreiz.
Und wie ist es heute?
Fest steht, dass der VfB im Kampf um die besten Talente in Baden-Württemberg mittlerweile einen direkten Rivalen vor der Haustür hat – Hoffenheim.
Hoffenheim hat auch viel Geld zur Verfügung. Wie wichtig ist das, um vorwärts zu kommen?
Unabhängig von Hoffenheim: Geld ist die Grundvoraussetzung, um gute Spieler verpflichten zu können – und um Ideen in der Kaderplanung umzusetzen.
Solche Ideen dürfte Julian Nagelsmann in Hoffenheim haben. Mit 28 ist er der jüngste Cheftrainer, der jemals in der Bundesliga tätig war. Sie haben ihn schon als Co-Trainer bei den Profis erlebt. Was zeichnet ihn aus?
Mutiges Spiel, variables Spiel.
Einige vergleichen ihn mit Thomas Tuchel, einem Ihrer Jugendtrainer beim VfB.
Jeder ist anders, aber beide leben für den Fußball, besitzen viel Kompetenz und haben eine positive Aura, die sich auf ihre Mannschaften überträgt. Das sieht man ja momentan in Dortmund und Hoffenheim.
Das Geld in Hoffenheim kommt von Dietmar Hopp. Wie bringt er sich im sportlichen Bereich ein?
Was man gemerkt hat – bei ihm steckt Herzblut drin. Ohne ihn wäre Hoffenheim nie in die Bundesliga gekommen. Er wollte immer, dass es dem Verein und seinen Mitarbeitern gut geht. Dazu hat er eine sensationelle Infrastruktur geschaffen. Das zeichnet einen guten Unternehmer aus.