Der VfB Stuttgart verpflichtet den Wolfsburger Innenverteidiger Felipe, der dort nur Ersatz war – und verärgert damit sein Talent Antonio Rüdiger.

Stuttgart - In der Stunde der Niederlage darf sich Fredi Bobic zumindest über einen kleinen Erfolg freuen. Denn am Rande des 0:2 in Wolfsburg ist der VfB-Manager mit seinem Amtskollegen Klaus Allofs darin übereingekommen, den brasilianischen Innenverteidiger Felipe bis zum Saisonende auf Leihbasis nach Stuttgart zu transferieren. Neben der sportärztlichen Untersuchung sind nur noch letzte Vertragsdetails zu klären, an denen es jedoch nicht scheitern dürfte, dass der 25-Jährige am Dienstagnachmittag ins erste VfB-Training der neuen Woche einsteigen wird.

 

Felipe gehörte zu den vielen Spielern im aufgeblähten Wolfsburger Kader, welche die Niedersachsen vor dem Ende der Transferfrist von ihrer Gehaltsliste bekommen wollen. In dieser Saison ist er nur ein einziges Mal eingewechselt worden, gegen den VfB saß er am Samstag auf der Tribüne. Dennoch sind die Stuttgarter überzeugt davon, einen Mann zu verpflichten, der ihnen in den nächsten Monaten weiterhilft.

„Er ist ein guter Junge, den wir schon lange im Visier hatten“, sagt Bobic. Schon als Felipe noch für den portugiesischen Club Nacional Funchal gespielt hat, habe man ihn unter Beobachtung gehabt. Für 2,5 Millionen Euro wechselte er Anfang 2012 nach Wolfsburg, wo er im ersten halben Jahr Stammspieler war. In dieser Saison, sagt Bobic, sei Felipe einer jener Spieler gewesen, die bei dem längst entlassenen Felix Magath ohne ersichtlichen Grund in Ungnade gefallen seien. Von mehreren Wolfsburgern wie dem früheren VfB-Profi Christian Träsch habe sich der Manager aber noch einmal versichern lassen, dass Felipe über ein sehr großes Potenzial verfüge.

Der Transfer dürfte vor allem auf Initiative von Bruno Labbadia zustande gekommen sein. Heftig hatte sich der VfB-Trainer Anfang Januar darüber beklagt, dass Maza nach Mexiko zurückgekehrt ist („Das ist eine Katastrophe“). Bobic hingegen hatte betont, man werde den Verlust Mazas aus den eigenen Reihen ersetzen und Antonio Rüdiger (19) und Benedikt Röcker (23) die Chance geben. „Wir holen definitiv keinen Ersatz“, sagte der Manager noch nach Weihnachten. Nun sagt er: „Dass wir Felipe holen, heißt nicht, dass wir unseren jungen Spielern nicht vertrauen. Aber wir brauchen personelle Alternativen, da wir in drei Wettbewerben vertreten sind.“

Felipe kommt also – aber geht deshalb Rüdiger? Der Abwehrspieler und sein Berater Uli Ferber sind angesichts der Entwicklung jedenfalls alles andere als begeistert. Deshalb will Ferber in dieser Woche beim VfB vorsprechen, um auf die sofortige Freigabe für seinen Schützling zu dringen, der als eines der größten deutschen Abwehrtalente gilt und bereits von mehreren Clubs umworben wird. Allerdings hat der VfB die Möglichkeit, auf Vertragserfüllung zu bestehen, da Rüdiger noch bis zum 30. Juni 2014 an den Verein gebunden ist.

Genauso lange läuft die Abmachung mit dem Kapitän Serdar Tasci (25), der wenig Bereitschaft zeigt, seinen Vertrag zu verlängern. Im Gegenteil, der Innenverteidiger wird momentan intensiv auf dem englischen Markt angeboten – wie übrigens auch der offensive Stuttgarter Mittelfeldspieler Ibrahima Traoré (24), dessen Kontrakt ebenfalls 2014 endet.

Allerdings gibt es für Tasci allem Anschein nach nur wenige Interessenten – abgesehen vom FC Southampton, der aktuell jedoch nur den 15. Tabellenplatz belegt und in Abstiegsgefahr schwebt. Zudem ist es sehr unwahrscheinlich, dass Tasci dort ein ähnliches Gehalt wie beim VfB beziehen könnte. Wenn er es in Stuttgart in einer Saison auf mindestens 25 Pflichtspieleinsätze bringt, kassiert er nach StZ-Informationen vier Millionen Euro zuzüglich Prämien.