Am Sonntag stehen sich der VfB und der 1. FC Nürnberg auf dem Fußballplatz gegenüber. Am Verhandlungstisch werden sich beide Parteien bald wiedersehen.

Stuttgart/Nürnberg - Vor der Reise in die alte Heimat musste Daniel Didavi tief in die Tasche greifen. Mehr als 20 Eintrittskarten hat der Fußballprofi des 1. FC Nürnberg gekauft, damit neben seiner Familie auch alle seine Freunde dabei sein können, wenn Didavi am Sonntag (15.30 Uhr) in der Mercedes-Benz-Arena mit den Franken beim VfB Stuttgart antritt.

 

Es ist das erste Mal überhaupt, dass der 22-jährige Mittelfeldspieler gegen den VfB aufläuft. Im Hinspiel war er verletzt, und zuvor hatte er seit Jugendtagen selbst das Stuttgarter Trikot getragen. Und weil Didavi nur bis zum Saisonende ausgeliehen ist und beim VfB noch einen Vertrag bis 2013 hat, könnte es sein, dass es auch das vorerst letzte Mal sein wird, dass er sich in der Gästekabine umziehen muss.

Club-Manager Bader ist mit Didavi sehr zufrieden

Sicher ist dies jedoch keineswegs. Der Club-Manager Martin Bader jedenfalls ist mit Didavi „sehr zufrieden“ und würde den Mittelfeldspieler gerne dauerhaft an den Verein binden. Bei der Leihgabe Julian Schieber war dieses Vorhaben im Vorjahr gescheitert – doch dieses Mal scheint die Verhandlungsposition günstiger. Denn im Gegenzug ist der VfB stark an dem Nürnberger Timothy Chandler interessiert, dessen Vertrag ebenfalls bis 2013 läuft. So gesehen wäre ein Tauschgeschäft die naheliegendste Lösung, doch so weit ist es noch lange nicht. „Beide Personalien“, sagen Martin Bader und sein VfB-Kollege Jochen Schneider wie mit einer Stimme, „werden getrennt voneinander verhandelt.“

Die Personalie Daniel Didavi: der 22-Jährige fühlt sich in Nürnberg „richtig wohl“. Nachdem er zu Saisonbeginn wegen eines Meniskusschadens lange ausgefallen war, hat er spätestens seit der Rückrunde Fuß gefasst. In dem Trainer Dieter Hecking hat er einen großen Fürsprecher und darf auf seiner Lieblingsposition im zentralen offensiven Mittelfeld spielen. In den vergangenen beiden Spielen hat Didavi sogar jeweils ein Tor geschossen. „Besser könnte es nicht laufen“, sagt er: „Es ist genau so gekommen, wie ich es mir erhofft hatte.“

Vom VfB hat Didavi lange nichts gehört

Er könne sich gut vorstellen, länger beim Club zu bleiben, sagt er. Weil dies jedoch nicht in seiner Hand liegt, sagt Didavi gleichzeitig nicht, dass er auf keinen Fall zurückwill zum VfB. Er sitzt gewissermaßen zwischen den Stühlen und will sich daher nicht mehr darüber beklagen, dass er unter Bruno Labbadia in der Vorsaison keine Chance bekommen hatte („Ich bin dem Trainer nicht böse. Er hatte eben sein Team gefunden – und da war ich außen vor“). Und er mag sich auch nicht darüber beschweren, dass sich vom VfB seit Monaten keiner gemeldet habe („Es ist nicht so, dass ich die ganze Zeit vor dem Telefon sitze und darauf warte, dass Bobic oder Labbadia anrufen“).

Nur wüsste Didavi eben ganz gerne, ob und wie der VfB mit ihm plant: „Bisher habe ich nichts gehört.“ Jochen Schneider erklärt zwar unmissverständlich: „Er ist Bestandteil unserer Kaderplanung für die neue Saison.“ Restlos überzeugt jedoch klingt es nicht, wenn Bruno Labbadia sagt, „momentan“ sei es so, „dass Daniel Didavi unser Spieler ist – also gehen wir davon aus, dass er auch zurückkommt“.

Chandler soll in Stuttgart Boulahrouz ersetzen

Die Personalie Timothy Chandler: der 21-Jährige hat schon vor Wochen Verhandlungen mit dem VfB aufgenommen. In Stuttgart ist er zur neuen Saison als Ersatz für den Niederländer Khalid Boulahrouz auf der rechten Abwehrseite vorgesehen, wo er sich am wohlsten fühlt; in Nürnberg spielt er derzeit im rechten Mittelfeld. Der FCN hatte die Kontaktaufnahme genehmigt – was nichts daran ändert, dass der Club den in Frankfurt aufgewachsenen US-Nationalspieler gerne behalten will.

„Wir versuchen, ihn davon zu überzeugen, in den nächsten 14 Tagen seinen Vertrag zu verlängern“, sagt Bader – und will auch nicht klein beigeben, wenn der 21-Jährige nicht vorzeitig verlängern sollte. Dann denkt der Manager darüber nach, Chandler bis zum Vertragsende 2013 zu behalten – obwohl er ihn dann ablösefrei ziehen lassen müsste: „Das widerspricht zwar meiner Philosophie. In diesem Falle würden wir dieses Risiko aber eingehen.“

Das Pokerspiel zwischen dem VfB und Nürnberg, die ein sehr gutes Verhältnis pflegen, ist also in vollem Gange. Beide Parteien hätten, zumindest offiziell, gerne beide Spieler. Man kann also davon ausgehen, dass einige Verhandlungsrunden nötig sein werden, bis es zu einem Abschluss kommt. „Jeder wird sein Visier nach unten klappen und mit harten Bandagen kämpfen“, sagt Martin Bader: „Und hinterher werden wir wieder nett zueinander sein.“