Der VfB Stuttgart verliert in Berlin durch ein spätes Gegentor 1:0. Manager Fredi Bobic ist wegen der Niederlage verägert.

Berlin - Es ist der bislang heißeste Tag des Jahres 2011 in der Hauptstadt gewesen. Berlin meldete noch am späten Abend drückende 26 Grad, als sich Fredi Bobic auf der blauen Tartanbahn des Olympiastadions einen kurzen Sommerspaziergang gönnte. Auf seinem Weg zu den Fernsehkameras fuhr der impulsive Manager seine Emotionen herunter. Und doch war dem 39-Jährigen weiter anzumerken: die Schlappe in seiner Wahlheimat, in der die Frau Britta mit den Töchtern weiterhin lebt, nagte sehr an Fredi Bobic.

 

Mit einer vermeidbaren 0:1-Niederlage endete das Gastspiel des VfB beim Aufsteiger aus Berlin. Es war das Wiedersehen der beiden Trainer Bruno Labbadia und Markus Babbel, die einst in der Saison 1991/92 zusammen beim FC Bayern gespielt hatten. Doch wie Bobic war auch Labbadia am Ende nicht zum Lachen zu Mute.

Später Knockout

Durch ein Kopfballtor des Brasilianers Raffael – der VfB-Innenverteidiger Maza war kurz zuvor weggerutscht – kassierten die Stuttgarter den späten Knockout (86.). Dem passablen Saisonstart des VfB folgt durch die zwei Niederlagen in Folge nun die große Ernüchterung. „Unsere Spieler haben ohne Willen und ohne Mut agiert. Sie haben in vielen Aktionen viel zu schlampig gespielt“, sagte Fredi Bobic, dem der Schweiß von der Stirn perlte: „Für die Qualität unseres Kaders war das zu wenig.“

Erstmals in dieser Saison hatte Bruno Labbadia Veränderungen an der Startformation vorgenommen: Für den gesperrten Khalid Boulahrouz spielte Stefano Celozzi rechter Verteidiger, im linken Mittelfeld begann Shinji Okazaki für Christian Gentner. Der VfB kontrollierte die Partie bei den zunächst biederen Herthanern sofort. Es zeigte sich, dass die Stuttgarter über die deutlich besseren Einzelspieler verfügen – dennoch agierten die Gäste oftmals zu einfallslos.

VfB mit zwei Chancen

Zwei Chancen erarbeitete sich der VfB dennoch: Zunächst prüfte der engagierte Celozzi den Berliner Torwart Thomas Kraft mit einem Distanzschuss (22.), dann setzte sich der zweite Neue, Shinji Okazaki, in Szene. Nach einem Freistoß von Tamás Hajnal touchierte ein Kopfball des 1,74 Meter kleinen Japaners die Querlatte des Berliner Tores (28.). Die beste Möglichkeit besaß aber die Heimelf von Trainer Markus Babbel: Doch der Schlussmann Sven Ulreich entschärfte einen Schuss von Patrick Ebert aus spitzem Winkel (38.).

Auch nach der Pause änderte sich wenig am Szenario eines mittelmäßigen Bundesligaspiels. Organisiert vom umsichtigen Kopenhagen-Neuzugang William Kvist stand die Stuttgarter Hintermannschaft sehr lange sicher. In der Offensive gelang Hajnal und Co. derweil nicht viel Überzeugendes. Dies lag zum einen daran, dass die Partie über weite Strecken erneut an dem engagierten Regisseur aus Ungarn vorbei lief. Hajnal wurde letztlich zum dritten Mal in Folge ausgewechselt (73.). Aber auch die Kollegen Martin Harnik und Cacau tauchten zu oft ab, waren häufig gar nicht anspielbar.

Bestnoten für Tasci und Kvist

Wie gegen Leverkusen fehlte es dem VfB im Spiel nach vorne an Kreativität. Gefahr für das Hertha-Tor enstand meist nur durch Standards oder Distanzschüsse, etwa durch zwei Versuche von Kvist (51., 56.). Mit spielerischen Mitteln drangen die oft ideenlosen Stuttgarter allerdings viel zu selten in den Strafraum vor. Hinten solide, vorne ohne Durchschlagskraft – die Parallelen zum Leverkusen-Heimspiel (0:1) aus der Vorwoche waren unübersehbar.

So war es kein Wunder, dass sich beim VfB in William Kvist und dem stets aufmerksamen Serdar Tasci zwei Defensivspieler die Bestnoten verdienten. Dem eingewechselten Pawel Pogrebnjak boten sich in der Schlussphase zwar noch zwei gute Möglichkeiten. Dann schlug aber Raffael zu: Nach dem Ausrutscher von Maza konnte Ulreich einen Ramos-Schuss noch abwehren, ehe der 26-Jährige zum Berliner 1:0 einköpfte – und beim VfB für entgeisterte Mienen sorgte. „Natürlich haben wir im Hinterkopf, dass wir wieder hinten rein rutschen könnten“, sagte Serdar Tasci.

Berlin – Lell, Hubnik, Mijatovic, Kobiaschwili – Ottl, Niemeyer – Ebert (90. Janker), Raffael (89. Lustenberger), Ramos – Lasogga (65. Torun).

Stuttgart Ulreich – Celozzi (60. Boka), Tasci, Maza, Molinaro – Kvist, Kuzmanovic (79. Gentner) – Harnik, Hajnal (73. Pogrebnjak), Okazaki – Cacau.

Schiedsrichter Jochen Drees (Münster).

Zuschauer 52.232.

Tor 1:0 Raffael (86.).