Der VfB Stuttgart hat in Leverkusen durch einen späten Treffer von Martin Harnik ein 2:2 erreicht. Dabei lagen die Stuttgarter zwei Mal zurück.

Stuttgart - Der VfB Stuttgart hat den Abwärtstrend zumindest gebremst. Nach zuletzt vier Niederlagen in Folge kamen die Stuttgarter nach einem späten Treffer von Martin Harnik noch zu einem 2:2 (1:1) bei Bayer 04 Leverkusen. Dabei hatte der VfB vor 28.000 Zuschauern in der BayArena fast 30 Minuten einen Mann mehr auf dem Platz.

 

Spielverlauf: VfB-Trainer Bruno Labbadia baute seine Mannschaft im Vergleich zur 0:3-Niederlage gegen Borussia Mönchengladbach radikal um. So standen gegen Leverkusen Khalid Boulahrouz, Georg Niedermeier, Christian Gentner, Julian Schieber und Shinji Okazaki in der Startelf. Okazaki war es auch, der kurz nach dem Anpfiff gleich die erste gute Chance hatte - er verzog allerdings aus halbrechter Position.

Auf der Gegenseite wurde auch Sven Ulreich im VfB-Tor geprüft - er entschärfte den strammen Schuss von Michal Kadlec aus gut 20 Metern (6. Spielminute).

Kießling baut Statistik aus 

In der 11. Spielminute spielte André Schürrle einen schönen Pass auf Neuzugang Vedran Corluka, der von der Grundlinie in den Strafraum flankte. Dort war Bayer-Kapitän Simon Rolfes am Elfmeterpunkt völlig unbedrängt und schoss volley auf das Tor von VfB-Schlussmann Ulreich, der den Schuss jedoch parierte. Die Situation war aber noch nicht geklärt, das Spielgerät noch im Fünfmeterraum. Stefan Kießling kam vor Serdar Tasci an den Ball und netzte den Nachschuss zur 1:0-Führung der Gastgeber ein. Das Tor war Kießlings zehnter Bundesliga-Treffer gegen den VfB - so viele schoss er gegen keinen anderen Verein.

Auf der Gegenseite gelang den Stuttgartern nicht allzu viel - bis zur 23. Minute. Da bekamen die Gäste nach einem Handspiel von Gonzalo Castro einen Freistoß aus 25 Metern zugesprochen. Den legte Cristian Molinaro ein Stück quer, sodass Julian Schieber ihn besser um die Mauer herum schießen konnte. Und genau das tat er auch: Mit einem strammen Linksschuss, der sich immer mehr ins rechte untere Eck drehte, und dem VfB das 1:1 bescherte. Für Schieber war es nach seiner Rückkehr vom 1. FC Nürnberg zu Saisonbeginn und einer langen Verletzungspause der erste Saisontreffer.

Der Ausgleich schien den Schwaben Auftrieb zu geben. Danach kamen sie besser ins Spiel und schafften es, die schnellen Angriffe der Hausherren früh zu unterbinden. Einzige nennenswerte Chance auf Seiten des VfB war ein Distanzschuss von Cacau, der aber mittig auf das Tor von Bernd Leno kam und somit kein Problem für den Ex-Stuttgarter darstellte (32.).

Gegentor direkt nach Wiederanpfiff

Die zweite Hälfte begann mit einem Aufreger. Tasci sprang nach einem hohen Anspiel auf Lars Bender beim Kopfball ungestüm in ihn hinein und Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer entschied auf Elfmeter. Diesen verwandelte Simon Rolfes zur 2:1-Führung (47.). Ulreich ahnte zwar die Ecke, konnte gegen den Linksschuss allerdings nichts ausrichten.

Doch die Stuttgarter zeigten wie nach dem ersten Rückstand, dass sie gewillt waren, zurückzukehren. Nach einem Anspiel von Cacau auf Vedad Ibisevic zögerte der Bosnier aber zu lange mit dem Abschluss und wurde geblockt (52.). Sieben Minuten später war es wieder Ibisevic, der im Strafraum an den Ball kam. Doch Manuel Friedrich konnte im letzten Momente klären. Friedrich war es auch, der auf der Gegenseite eine Kopfballchance hatte, doch Ulreich hielt den Ball fest (60.).

VfB in Überzahl

Die Partie wurde zusehends körperlicher geführt. Dabei erwies Kadlec seiner Mannschaft einen Bärendienst. Nachdem er nur fünf Minuten zuvor nach einem Foul die Gelbe Karte gesehen hatte, hielt der Tscheche in der 63. Minute Cacau fest und wurde mit Gelb-Rot des Feldes verwiesen. Damit bestritt der VfB die Partie beinahe eine halbe Stunde in Überzahl und kam durch den auffälligen Gentner zur nächsten Chance. Nach einer Hereingabe nahm er den Ball direkt, traf ihn aber nicht richtig (68.).

Danach machte der VfB Druck, zwingende Chance ergaben sich allerdings selten. Doch in der 89. Minute schlug der mittlerweile eingewechselte Tamas Hajnal einen Ball hoch in den Strafraum. Dieser kam zu Cacau, der den Ball im Getümmel weiter zu Martin Harnik bekam. Der ebenfalls eingewechselte Österreicher schob anschließend den Ball aus kurzer Distanz durch die Beine von Bayer-Schlussmann Leno.

Kartenflut in zweiter Halbzeit

Außer der Gelb-Roten Karte gegen Kadlec saßen im zweiten Abschnitt auch sonst die Karten locker bei Schiedsrichter Kinhöfer. Insgesamt sechs davon verteilte er in der zweiten Hälfte. In der Nachspielzeit gab es dann auch noch Rot für Molinaro. Der Stuttgarter Linksverteidiger sprintete Schürrle hinterher und traf diesen beim Klärungsversuch mit dem Fuß im Gesicht.

Kurz vor dem Abpfiff hätte Renato Augusto die Werkself zum dritten - und dann wohl auch letzten Mal - in Führung bringen können. Sein Schuss von der Strafraumgrenze flog aber knapp über die Querlatte des Stuttgarter Tores, sodass es nach der turbulenten Schlussphase beim 2:2 blieb.

Entscheidende Szene: Der Platzverweis von Michal Kadlec war aus Sicht des Tschechen absolut unnötig - aber berechtigt. Denn obwohl er kurz zuvor mit der Gelben Karte verwarnt worden war, ging er zu hart in den Zweikampf. Der Leverkusener hielt Cacau fest und ermöglichte so dem VfB, noch einmal zurückzukommen, auch wenn die Stuttgarter die zahlenmäßige Überlegenheit lange nicht in ein Tor ummünzten.

Kommentar: Martin Harnik musste 75 Minuten auf der Bank ausharren, eher er eingewechselt wurde. Doch dann war er zur Stelle, als sich die Chance für ihn ergab und erzielte den so wichtigen Ausgleichstreffer. Am Ende war die Punkteteilung gerecht. Die Leverkusener hatten zwar mehr vom Spiel, während es unentschieden stand. Doch nach den beiden Rückständen gab der VfB nicht auf. Ärgerlich aus Sicht der Stuttgarter war dabei vor allem das 1:2 direkt nach dem Seitenwechsel, das vor allem in seiner Entstehung durch den Elfmeter sehr unglücklich war. Doch durch den späten Treffer brachte die Mannschaft von Trainer Bruno Labbadia erstmals seit Oktober (2:2 in Nürnberg) wieder einen Punkt aus der Fremde mit.

Bayer 04 Leverkusen: Leno - Corluka, Schwaab, Friedrich, Kadlec - Reinartz - Castro, Rolfes - Bender (72. Sam / 84. Renato Augusto) - Kießling, Schürrle.

VfB Stuttgart: Ulreich - Boulahrouz, Tasci, Niedermeier, Molinaro - Kvist (79. Hajnal), Gentner - Okazaki (76. Harnik), Schieber - Ibisevic, Cacau.

Tore: 1:0 (11.) Kießling, 1:1(23.) Schieber, 1:2 (47.) Rolfes (Foulelfmeter), 2:2 (89.) Harnik.

Schiedsrichter: Thorsten Kinhöfer (Herne).

Zuschauer: 28.000.