Rosa Budziat, die Leiterin der Volkshochschule Unteres Remstal, verabschiedet sich nach elf Jahren. Sie wird künftig im Bereich Bildungsmanagement und als selbstständige Supervisorin tätig sein.

Waiblingen - Von Montag an werde sie erst mal Dauerschlafen, sagt Rosa Budziat, die an diesem Freitag aus ihrem Amt scheidet. Wer die langjährige Leiterin der Volkshochschule Unteres Remstal ein bisschen kennt, hat da so seine Zweifel. Die 53-Jährige macht den Eindruck, als sei sie ständig in Bewegung – oder dabei, etwas zu bewegen, neue Projekte auszuhecken, Leute zu vernetzen. Von wegen Dauerschlaf. Und selbst wenn sie all das nicht macht, tut die leidenschaftliche Leserin zumindest das: Buchstaben konsumieren.

 

Ihren Job als Volkshochschulleiterin hat Rosa Budziat rund elf Jahre gemacht – und das gerne: „Er ist toll und sehr vielfältig, da hört man nicht so leicht auf.“ Insofern habe sie lange nachgedacht, ob sie das Angebot des Stuttgarter Moreno Instituts annehmen soll, das ihr eine Tätigkeit im Bereich Bildungsmanagement angetragen hat. Das Institut bietet Seminare zur Beratung in der Arbeitswelt, zur Arbeit mit Kindern, Jugendlichen, Eltern und zur Selbsterfahrung und Persönlichkeitsentwicklung an. Sie wird als Weiterbildungsleiterin andere darin qualifizieren, Gruppen professionell zu leiten.

Freiberufliche Arbeit als Trainerin und Supervisorin

Rosa Budziats zweites Standbein ist künftig die freiberufliche Arbeit als Trainerin und Supervisorin. „Ich will weniger in Strukturen eingebunden sein“, sagt sie. Ob Führungskräfteentwicklung, Teamberatung, eine gelungene Bürgerbeteiligung in Kommunen oder eine Fusion zweier Organisationen – all das sind Dinge, für welche sie sich in den vergangenen Jahren das nötige Wissen angeeignet hat. Elf Jahre als Leiterin einer Weiterbildungseinrichtung gehen halt nicht spurlos an einem wissbegierigen Menschen vorbei. Und so hat Rosa Budziat obendrein auch noch unter anderem das Brezelbacken, Jodeln, Dirndlnähen und Trompete spielen gelernt.

Die Trompete hat sie vor vier Jahren von ihrem Mann, dem Jazzmusiker Eberhard Budziat, zu Ostern geschenkt bekommen. Er hat ihr auch davon erzählt, dass zwei seiner Posauneschüler, die das Down-Syndrom haben, in keinem Orchester wirklich willkommen sind. So reifte der Entschluss, eine inklusive Jazz-Band unter dem Dach der Volkshochschule zu gründen. Inzwischen ist die Bigband Groove Inclusion sogar schon bis nach China gereist.

Die Band ist ein Beispiel, das Rosa Budziat als „schönes Projekt“ bezeichnet, ein anderes ist das VHS-Angebot „Plug“, welches das Motto „Lernen für Ungeübte“ hat. „Die Kurse sind für Menschen gedacht, die nie gute Erfahrungen in der Schule gemacht haben“, sagt Rosa Budziat. Das Projekt „Lernen vor Ort“ richtete sich an eine ähnliche Zielgruppe und hatte zum einen den Zweck, die unterschiedlichen Bildungsanbieter im Landkreis zu vernetzen, zum anderen sollte es jene ansprechen, die nicht zu den klassischen Volkshochschulbesuchern gehören. Deshalb gab es Informationsstände im Einkaufscenter, bei Babykleidermärkten oder im Tafelladen. Eine lohnende Aktion, davon ist Rosa Budziat überzeugt: „Es ist unglaublich, wie viele Leute nicht wissen, dass es eine Abendschule oder die Ludwig-Schlaich-Akademie gibt.“

Die „Easy Uni“ als Herzenssache

Eine Herzenssache ist auch das Angebot „Easy Uni“, welches die Volkshochschule mit der Diakonie Stetten für Menschen mit Lernschwierigkeiten konzipiert hat. „Da hat man schon gemerkt, dass ich Sozialarbeiterin bin“, sagt Rosa Budziat.

Das Studium kam nach dem Abitur am Saliergymnasium in Waiblingen, wo sie aufgewachsen ist. Schon als Jugendliche hat Rosa Budziat, die „in der katholischen Kirche groß geworden“ ist, Jugendgruppen geleitet. Sie war Vorsitzende des Kreisjugendrings, hat sieben Jahre für die Diözese Rottenburg im Bereich Jugendarbeit gearbeitet. „Ich wollte immer selbst gestalten und mit Menschen Projekte machen“, sagt sie. Eine gute Kommunikation sei dabei das A und O. „Wenn Konflikte nicht angesprochen werden, wirken sie weiter“, sagt Budziat. Dementsprechend habe sie die Volkshochschule geführt: „Streit gehört dazu.“

Neubau und Umzug

Seit ihrem Start bei der Volkshochschule Unteres Remstal hat sich viel getan und verändert: Die Volkshochschule am Standort Waiblingen ist in einen Neubau am Alten Postplatz gezogen, in Weinstadt und Stetten wurden die Räume umgebaut, und auch am Standort Fellbach ist ein Neubau im Werden. Die Teilnehmerzahlen und die Zahl der Kurse seien explodiert, erzählt Rosa Budziat: von knapp 30 000 auf nunmehr 52 000 Unterrichtseinheiten. Und noch etwas hat sich verändert: „Heute sind zwei Fünftel unserer Kundschaft Leute mit Migrationshintergrund.“ Da machen sich auch die Integrationskurse bemerkbar.

Apropos Kurse: Auch nach ihrem Abschied als Leiterin will Rosa Budziat ihrer Volkshochschule treu bleiben: „Ich habe mich schon für zwei Dinge angemeldet: einen Fitness-Work-out- und einen Ungarisch-Kurs.“