Studierende der Uni Stuttgart produzieren das Architekturmagazin Mies.de. Für die Filme besuchen sie Architekten und Studenten der Hochschulen oder gehen städtebaulichen Fragen nach. Aktuell: Wie steht es um den Raum für die Stuttgarter Kreativszene?

Stuttgart - Zu Beginn des Studiums wurden sie für verrückt erklärt. Leonard Herrmann, Johannes Klieber und Maximilian Schäfer studieren Architektur an der Universität Stuttgart. Aktuell sind sie schon im Master, die Lage hat sich nun, im elften Semester, deutlich gewandelt. Architekten sind gefragt, vor allem in Stuttgart, wo an allen Ecken gebaut wird. „Die Baubranche boomt“, sagt Maximilian Schäfer.

 

Während die Aufträge nicht ausgehen, so geschieht das gleiche mit Themen rund um die Architektur. Die drei Studenten haben sich deshalb an das internationale Netzwerk Mies.TV angegliedert, das von Architekturstudenten der TU Wien entwickelt worden ist. Mies.TV sieht sich als eine junge studentische Stimme im Architekturdiskurs. Inzwischen produzieren Studierende aus Frankreich, Großbritannien, Mexiko, den Niederlanden und der Slowakei eigene Sendungen – seit etwas mehr als zwei Jahren kommen diese Videos dank der Stuttgarter auch aus Deutschland.

Studierende vernetzen

In Videointerviews sprechen sie und weitere Kommilitonen, die zur Mies-Familie gehören, mit Persönlichkeiten aus der Architektur. Mehrmals im Semester entsteht so eine dreißigminütige Sendung, die bei einem Screening an wechselnden Orten in Stuttgart gezeigt wird, etwa im Zwölfzehn, im Projektraum Lotte oder im Ribingurumu. Anschließend sind die Interviews auf Youtube zu sehen. „Die Filmabende sind ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit“, sagt Leonard Herrmann. Ziel sei es auch, die drei Hochschulen in Stuttgart, an denen man Architektur studieren kann, zu vernetzen. „Das ist immer ein Anlass über den eigenen Tellerrand zu schauen“, sagt Johannes Klieber. Viel zu selten gebe es einen Austausch zwischen der Akademie der Bildenden Künste, der Hochschule für Technik und der Universität – und das obwohl letztere beiden in unmittelbarer Nachbarschaft zueinander liegen.

Die Beiträge gliedern sich in drei Sparten: Im „Port-Re“ stellen Architekten sich und ihre Arbeitsweise vor, in einem Beitrag beispielsweise der Stuttgarter Architekt Stefan Behnisch. Studentische Fragen kommen in „Die Uni“ zur Sprache, etwa wie es nach dem Studium weitergehen soll. Der „Re-Port“ behandelt jeweils ein spezifisches architektonisches Thema, oft mit aktuellem Bezug.

Das Hauptproblem ist Raum

Dank ihres Formats bekommen die Studierenden, im Moment sind es acht Aktive, Einblick in Themen und Büros. Einblick, den man sonst vielleicht nicht bekommen würde. „Und diesen Input möchten wir mit anderen teilen“, sagt Johannes Klieber.

Das nächste öffentliche Screening wird am Mittwoch in der Bar White Noise stattfinden. In Anbetracht der gewählten Thematik, liegt die Vermutung nahe, dass auch Fachfremde in die Bar in Stuttgart-Mitte kommen werden. „Das Hauptproblem ist Raum“ lautet der Titel des fünften Beitrags, Thema ist die Stuttgarter Kreativszene und Alternativkultur, die immer wieder mit Verdrängung und mangelnder Akzeptanz zu kämpfen hat.„Für uns ist das ein sehr wichtiges Thema. An den Universitäten wird es aber kaum thematisiert“, sagen die drei. Deshalb haben sie versucht in ihrem Beitrag dem Thema näher zu kommen. Zu Wort kommen unter anderem Hannes Steim vom Fluxus sowie Peter Weigand und Lukasz Lendzinski vom Büro Umschichten aus den Wagenhallen.

Mies.de: Nächstes Screening am Mittwoch, 21.12., 21 Uhr, im White Noise.