Michael Brunner feiert heute Abend mit dem Goldmarks Geburtstag. Vor vier Jahren hat er die Kneipe aus dem Universum heraus gegründet. Sein Idee war es, einen Club abseits der Mainstream-Kultur zu schaffen.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

S-Mitte - Vor vier Jahren ist er für sein Konzept noch belächelt worden. Damals entschloss sich Michael Brunner, direkt neben dem Club Universum am Charlottenplatz eine Kneipe zu eröffnen. Seine Idee war, einen Ort zu schaffen jenseits der Mainstream-Musik und -Clubkultur. Einen Ort, an dem die Konzerte im Mittelpunkt stehen, besonders Gitarrenmusik. Dort soll gerade nicht das gespielt werden, was gerade angesagt ist. Hip-Hop, Elektro und Techno hören die Gäste im Goldmarks bis heute äußerst selten. Soul, Garage, Punkrock, Hardcore oder Powerpop spielen die Bands in Brunners Goldmarks.

 

Passend zum Konzept wünscht sich Michael Brunner, dass alle DJs bei ihm mit Vinylplatten auflegen. Daher kommt auch der Name der Kneipe: Peter Carl Goldmark gilt als der Erfinder der Langspielplatte. Laptops, von denen lediglich Playlists abgespielt werden, sind unerwünscht.

Der Charlottenplatz ist schon 1B-Lage

Es war für Brunner nicht leicht, die Kneipe in der Szene zu etablieren. „Für die Innenstadt sind wir ja schon 1B-Lage“, sagt er. Zu Beginn habe sich das potenzielle Publikum selbst vom Palast der Republik an der Lautenschlagerstraße aus selten an den Charlottenplatz verirrt, sagt Brunner. Zwei Jahre habe er gebraucht, bis sich das Goldmarks getragen habe. „Ich konnte das zum Glück über das Uni anschieben“, sagt er. Dort ist er immer noch Geschäftsführer. Heute, vier Jahre später, hat das Goldmarks ein festes Publikum. Dabei spielt es für den gebürtigen Calwer Brunner, der den größten Teil seines Lebens in Stuttgart verbracht hat, noch immer keine Rolle, was die Masse gerne hört. Er setzt auf handgemachte Gitarrenmusik. „Für uns ist es nicht wichtig, ob die Tanzfläche voll ist“, sagt er. Das wird sich auch nicht ändern. „Ich bin jetzt 37 Jahre und seit 15 Jahren in der Gastro unterwegs, auch als Gast“, sagt Brunner. Immer seltener finde er gute Clubs und Kneipen. Mit der Konzert- und Clubkultur in Stuttgart ist er nicht zufrieden. Oft sei nur noch Einheitsbrei zu hören. Von vielen Clubs weiß er, dass sie Konzerte oft schon um halb acht beginnen lassen, um von 23 Uhr an das massentaugliche Programm spielen zu können. Selbst wenn Brunner frei hat, verbringt er seine Zeit am liebsten im eigenen Laden.

Vom Schocken über Zwölfzehn zum eigenen Laden

Nach mehreren Stationen in der Stuttgarter Gastroszene – vom Schocken ging es über das Zwölfzehn und das Kap Tormentoso in den Club Universum – scheint Brunner mit dem Goldmarks erst einmal angekommen zu sein. Einst hatte Brunner einen „richtigen Job“, wie seine Mutter es formulierte. Mehrere Jahre arbeitete er nach seinem Sport- und BWL-Studium in München beim Sportfernsehen. Aber „ich hatte schon immer einen Bezug zu Gastro, Musik und Bands.“ Einen eigenen Laden zu haben, gefällt ihm am besten, trotz der vielen Arbeit. „Aber es fällt mir deutlich leichter, härter zu arbeiten, wenn ich mein eigenes Ding machen kann“, findet er.