Die Schulleiter des Hegel-Gymnasiums, der Robert-Koch-Realschule, der Pestalozzischule und der Verbundschule Rohr haben im Bezirksbeirat ihr Campus-Konzept vorgestellt. Sie ernteten Begeisterung, aber auch Kritik.

Vaihingen - Vier gestalten Schule – so lautet das Motto der vier Vaihinger Bildungsstätten Hegel-Gymnasium, Robert-Koch-Realschule (RKR), Pestalozzischule und Verbundschule Rohr, die zusammenwachsen sollen und inzwischen auch wollen. In der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirats erläuterten die vier Schulleiter das Konzept, das die vier Einrichtungen mittelfristig zum Campus Vaihingen machen soll.

 

An allen Schulen herrscht Sanierungsbedarf. Das Schulverwaltungsamt hat beschlossen, die Sache gleich richtig anzugehen und zu klotzen anstatt zu kleckern: das Campus-Konzept war geboren. In einer Machbarkeitsstudie wurden mehrere Möglichkeiten untersucht, die Variante West sieht unter anderem vor, die RKR abzubrechen und neu zu bauen. Zudem sollte es ein Lernhaus geben, das von Klassen aller Schulen genutzt werden kann. Dies haben die beteiligten Schulen inzwischen zum sogenannten „C4“ weiterentwickelt, dem Campushaus (unsere Zeitung berichtete).

Zunächst präsentierten die Vertreter der Schulen das Konzept des C4. In diesem soll der komplette Musik- und Kunstunterricht aller Schulen sowie naturwissenschaftlicher Unterricht abgehalten werden. Dafür braucht es diverse Fachräume, Werkstätten, Labore, Lager- und Vorbereitungsräume. Nicht zu vergessen Lehrerarbeitsplätze, Sanitäts- und Beratungsräume. Zudem wünscht man sich ein Auditorium mit Foyer und Künstlergarderoben. Dort sollen Theateraufführungen, aber auch feierliche Zeugnisübergaben stattfinden. Der Veranstaltungsraum soll auch extern genutzt werden können; genauso die gewünschte Sternwarte auf dem Dach.

Viel Raumkonzept, wenig Pädagogisches

Eyüp Ölcer (Freie Wähler) äußerte Zustimmung: „Da kriegt man Lust, wieder in die Schule zu gehen.“ Auch der Bezirksvorsteher Wolfgang Meinhardt lobte das Konzept: „Man kann auch ohne Gemeinschaftsschule sehr viel gemeinsam machen.“ Die Einrichtung einer solchen war daran gescheitert, dass nicht alle Schulen bereit dazu waren. Dass man über diesen Punkt aber hinausgekommen sei, machten RKR-Rektor Fred Binder und Pestalozzi-Leiterin Sabine Nafe an diesem Abend deutlich. „Bereits diesen Sommer beginnt eine Kooperation, wir gehen mit drei Klassen in Räume der RKR“, sagte Nafe. Dies ist zwar in der Raumnot begründet; die Pestalozzischule musste das Erdgeschoss ihrer Pavillons schließen, der geplante Interimsbau kommt erst nächstes Jahr.

Aber: „Die pädagogische Zusammenarbeit ist uns ein Anliegen. Rein rechtlich gehen wir als Klassenverband in die Realschule. Wir wollen aber Türen öffnen“, sagte Nafe. Dies müsse jedoch peu à peu gestartet werden, „salopp gesagt, durch die Hintertür“, beschrieb die Schulleiterin. Binder sagte dazu: „Ob über dem Schultor Gemeinschaftsschule steht, ist egal. Was inhaltlich gemacht wird, ist wichtig.“ Diese Ausführungen waren die Antwort auf die Nachfrage von Deborah Castello (SPD), die das vorgestellte Gesamtkonzept einerseits als „innovativ und visionär“ lobte, aber auch kritisierte, dass es zu sehr ums Räumliche gehe und ihr eine pädagogische Weiterentwicklung fehle. Dieser Meinung hatten sich auch Karsten Eichstädt und Ulrich Bayer (beide CDU) und Gabriele Leitz (Grüne) angeschlossen.

Nun sind Planungsmittel nötig

Die Schulleiter stimmten der Kritik zu – teilweise. „Es sieht so aus, als wären es vor allem die Räume. Aber der Ausgangspunkt war immer: Was brauchen unsere Kinder, um bestmögliche Voraussetzungen zu schaffen?“, sagte Binder. Man werde die Präsentation nochmals überarbeiten, versprach er. Schließlich gilt es, für das Konzept zu werben und Geld zu bekommen. Zuallererst braucht es nämlich Planungsmittel. Diese sollen im nächsten Doppelhaushalt beantragt werden. Der Vorschlag war auch im Bürgerhaushalt weit vorne gelandet. Sollte man die Mittel bekommen, werde man mit dem Vorprojektbeschluss nochmals in den Bezirksbeirat kommen, sagte Philipp Forstner, der als Vertreter des Schulverwaltungsamts anwesend war. Gerhard Wick (SÖS) hatte zuvor betont, dass es ihm wichtig sei, bauliche Fragen noch weiter zu diskutieren.

Die Hegel-Rektorin Barbara Graf äußerte zum Abschluss einen Wunsch: „Es gab heute auch kritische Töne. Aber jedes Kollegium ist einen gewaltigen Schritt aus seinem Schneckenhaus herausgegangen“, sagte sie. Und dies trotz all der großen kulturellen Unterschiede und Vorbehalte. „Bitte würdigen Sie das. Die weitere Entwicklung hängt davon ab, wie die Resonanz in der Öffentlichkeit ist. Wir brauchen Ihre Unterstützung“, appellierte Graf.