Der Projektentwickler PDI hat im Gemeinderat keine Rückendeckung mehr für seine Wohnungsbaupläne auf dem Gelände der Villa Berg. Damit geht der PDI-Chef mit schlechten Karten in die Verhandlungen mit OB Kuhn und Finanzbürgermeister Föll.

Stuttgart - Der Düsseldorfer Projektentwickler PDI, der die Villa Berg, die Tiefgarage und die ehemaligen Fernsehstudios im Park aus der Insolvenzmasse von Rudi Häussler gekauft hat und nun mit der Stadt über das weitere Vorgehen verhandelt, hat seinen wichtigsten Partner verloren. Die CDU-Fraktion, die sich bisher vorstellen konnte, dass die Stadt die Villa kauft und saniert, während PDI den Studiokomplex in 150 Wohnungen umwandelt, steht nicht mehr zur Mischlösung und auch nicht mehr an der Seite des Investors.

 

Damit geht PDI-Chef Mathias Düsterdick am Donnerstag mit schlechten Karten in die Verhandlungen mit OB Fritz Kuhn (Grüne) und Finanzbürgermeister Michael Föll (CDU), die ihn zum Rücktritt vom Kauf überreden wollen. Der Investor hatte die Projekte erworben, obwohl es keine Aussicht auf ein Baurecht gibt, das Voraussetzung für den Wohnungsbau ist. Mit dem Erwerb der drei Immobilien würde die Verwaltung die Voraussetzung schaffen, den Mehrheitsbeschluss von Grünen, SPD sowie SÖS/Linie umzusetzen. Der Gemeinderat hatte im Sommer 2013 für ein rein kommunales Konzept zum Umbau der Villa sowie dem Abriss der Studios gestimmt.

Glückliches Händchen gewünscht

Die CDU war damals dagegen. In seiner Rede beim Neujahrsempfang am Montag nutzte Fraktionschef Alexander Kotz die Gelegenheit, OB Kuhn und Parteifreund Föll ungewöhnlich deutlich ein glückliches Händchen bei den anstehenden Verhandlungen mit Düsterdick zu wünschen. Damit nicht genug: Kotz erklärte auch den Widerstand der CDU gegen die städtische Lösung für beendet. Auf StZ-Anfrage hat er dies am Dienstag bekräftigt und mit einer Abstimmung in der Fraktion begründet.

Die 15-köpfige Gruppe war in der Frage der Mischlösung gespalten gewesen. Sie hatte sie seinerzeit nur mit 8:7 Stimmen befürwortet. Kotz erklärt den Meinungsumschwung damit, dass eine Hängepartie bei der vor dem Verfall stehenden Villa vermieden werden sollte. Mit dieser Klarstellung kann Düsterdick nun auch die Hoffnung begraben, womöglich nach einem etwaigen Erfolg von CDU, FDP und Freien Wählern bei der Kommunalwahl Ende Mai seinen Plan umsetzen zu können. Er vermöge zwar gegenwärtig nicht für die nächste CDU-Fraktion zu sprechen, betonte Kotz, es sei aber sehr unwahrscheinlich, dass der aktuelle Beschluss im Falle einer neuen bürgerlichen Mehrheit gekippt würde.

Unterstützung zugesagt

Der Fraktionsvorsitzende teilte mit, er habe Düsterdick über die veränderten Rahmenbedingungen am Montag informiert. So lassen sich jetzt auch dessen Einlassungen am Montag erklären, in denen er sich dem Votum des Gemeinderats nun „natürlich verpflichtet“ fühlte, der Stadt bei der Umsetzung des Konzepts Unterstützung zusagte und OB Kuhn ein Stillschweigen über die Verhandlungen anbieten wollte.

„Zu Lasten des Steuerzahlers“

Jetzt geht es also nur noch ums Geld. Zur Erinnerung: die PDI hatte die 2007 von Häussler für etwa sechs Millionen Euro vom SWR gekauften Immobilien für einen viel geringeren Betrag erworben – nur für den unrealistischen Fall, dass er auch ein Baurecht erhalten hätte, wären fünf bis sechs Millionen Euro hinzugekommen, heißt es. Diese Konstellation verleiht dem Griff in die Insolvenzmasse den Charakter einer Spekulation – „zu Lasten des Steuerzahlers“, rümpft man in der Verwaltung und im Rat die Nase. Schließlich sah man die Chance, als einziger Interessent die Villa für einen Euro aus der Insolvenzmasse herauszulösen.

Im Rathaus wird nun erwartet, dass Mathias Düsterdick versuchen wird, neben seinem Einstandspreis auch Auslagen und einen Gewinn herauszuschlagen. Das könnte den Steuerzahler zwei Millionen Euro kosten. Man wird den Investor aber daran erinnern, dass Stuttgart ein attraktives Pflaster bleibe und er zu einem anderen Zeitpunkt in Stuttgart bauen könnte.

Die Stadtverwaltung hat vor der Sitzung einen weiteren Trumpf ausgespielt und den Projektentwickler an seine Pflicht erinnert, das Kulturdenkmal Villa Berg zu erhalten. Es würden sechs Maßnahmen gefordert und die denkmalschutzrechtliche Notwendigkeit deutlich gemacht, die Maßnahmen „umgehend umzusetzen“.