Das Vinzenzifest hat sich zu einem Stadtfest entwickelt, das maßgeblich von den örtlichen Vereinen getragen wird. Von Samstag an gibt es Vorträge, Folklore und Party.

Wendlingen - Der Empfang am Samstag, der Gottesdienst und die Prozession am Sonntag – das sind die Markenzeichen des Wendlinger Vinzenzifests, die auch bei der 26. August beginnenden 66. Auflage feste Bestandteile sind. Doch haben sich die Organisatoren auch diesmal wieder etwas Neues einfallen lassen, um die Attraktivität beim Egerländer Landestreffen weiter zu steigern.

 

Erstmals gibt es in diesem Jahr auf dem zentralen St.-Leu-la-Forêt-Platz von 10 Uhr an ein Weißwurstfrühstück mit Blasmusik. Damit solle der Samstagvormittag schon vor der offiziellen Eröffnung Festcharakter erhalten, erklärt Lothar Schreiber, der für die 19 örtlichen Vereine zuständig ist, die am Fest teilnehmen. Von 14 Uhr an wird dann Rainer Bendel von der Arbeitsgemeinschaft der katholischen Vertriebenenorganisationen Stuttgart die Festrede halten. Sein Thema im Treffpunkt Stadtmitte: „Religion – Fremde – Heimat. Kirchliche Integration der Vertriebenen im Südwesten und ihre gesellschaftlichen Auswirkungen.“

Heimatfeste stärken das Zusammengehörigkeitsgefühl

Heimat und Integration sind auch beim Empfang der Stadt und der Rede der Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch am Sonntag von 11 Uhr an zentrale Begriffe. „Wir alle spüren in Zeiten wachsender Globalisierung und weltweiter Vernetzung gleichzeitig eine immer stärkere Vereinsamung des Einzelnen. Gerade deshalb sind Heimatfeste, die den Menschen ein Zusammengehörigkeitsgefühl geben, von großer Bedeutung und erfreuen sich wachsender Beliebtheit“, erklärt Steffen Weigel. Schon immer, so der Wendlinger Bürgermeister, habe das Vinzenzisfest eine politische Seite gehabt. Nach 1945 sei es darum gegangen, „Menschen eine Plattform zu bieten, die von Flucht und Vertreibung betroffen waren.“ Durch die neuen Fluchtbewegungen seit zwei Jahren sei dieses Thema aktueller denn je, so Steffen Weigel.

Gleichzeitig mit dem Vinzenzifest wird die Ausstellung „Die Sudentendeutschen – unsere Geschichte, unsere Kultur, unser Leben“ eröffnet, die bis zum 27. September im Rathaus zu sehen ist. Die Ausstellung soll laut der Egerländer Gmoi Wendlingen auch eine Botschaft deutlich machen: „Die Sudetendeutschen sind Brückenbauer in der Mitte Europas. Von Anfang an gehören sie zu den Pionieren der deutsch-tschechischen Verständigung.“

DJs legen am Samstagabend auf und animieren zum Tanzen

Der Ernte- und Trachtenfestumzug setzt sich am Sonntag um 13.30 Uhr in Bewegung. Die Zuschauer erwarten Trachtenträger, festlich geschmückte Wagen und Pferdefuhrwerke sowie Musikvereine. Bereits um 9.30 Uhr bewegt sich die Vinzenziprozession von Sankt Kolumban zum Marktplatz. Anschließend gibt es einen Gottesdienst und ein Frühschoppenkonzert. Bei einem Krämermarkt können die Festbesucher von 8 Uhr an nach Schnäppchen suchen.

Neben Geschichte und Folklore wartet das Vinzenzifest auch mit einer Party auf. Nach dem Fassanstich am Samstag um 19 Uhr auf dem Marktplatz legen DJs auf und animieren zum Tanzen. Dafür wird ein Unkostenbeitrag von drei Euro fällig.

Egerländer bringen das Fest in ihre neue Heimat mit

Vertreibung
Rund 6400 Einwohner hatte Wendlingen im Jahr 1946 – davon knapp 1500 Heimatvertriebene. Dies entsprach einem Bevölkerungsanteil von rund 23 Prozent. Etwa zur Hälfte stammten die nach dem 2. Weltkrieg Vertriebenen in Wendlingen aus dem Sudetenland.

Tradition
Das Vinzenzifest blickt auf eine 300-jährige Tradition zurück. gestiftet wurde es durch den Magistrat der alten Reichsstadt Eger anlässlich der Verleihung der Kopfreliquie des Heiligen Vinzenz an die Stadt. Die Egerländer haben das Fest nach Wendlingen mitgebracht.

Patenschaft
Die Stadt Wendlingen hat 1966 die Patenschaft für die heimatvertriebenen Egerländer übernommen. Nach der Neuausrichtung vor sieben Jahren hat das Vinzenzifest sich immer mehr zu einem Stadtfest entwickelt – mit einer tragende Rolle der örtlichen Vereine.