Bis zu 30 000 Fahrzeuge wälzen sich täglich auf der B-10 durch Gingen und lähmen das Dorfleben. Das soll sich ändern.

Gingen - Zum Jahresende soll sie fertig sein. Bis dahin möchte das Regierungspräsidium Stuttgart (RP) die neue B 10 bis Gingen-Ost fortgebaut haben. Für die 4400-Seelen-Gemeinde an der Fils geht dann ein lange gehegter Wunsch in Erfüllung. „Damit wird eine deutliche Entlastung der Ortsdurchfahrt einhergehen“, sagt Bürgermeister Marius Hick. Gemeinsam mit Vertretern der Einwohnerschaft sammelt die Gemeinde an einem Runden Tisch bereits Ideen für einen Rückbau der bisherigen Bundesstraße zu einer Straße mit innerörtlichem Charakter. Neben Mitgliedern des Gemeinderats und der Verwaltung gehören der 25-köpfigen Arbeitsgruppe auch Geschäftsleute, Anwohner sowie Vertreter der Vereine, der Senioren- und der Jugend an. Die bisherigen Beratungen stimmen den Schultes optimistisch: „Da sind echt gute Ansätze gekommen.“

 

Bis zu 30 000 Fahrzeuge pro Tag

Seit Jahrzehnten ist der Ort von der viel befahrenen Straße durchschnitten. Die Häuser entlang der Verkehrsachse sind schwarz von den Abgasen der Autos und Lastwagen. An Spitzentagen quälen sich mehr als 30 000 Fahrzeuge durch den kleinen Ort. Viele Geschäfte stehen leer, Wohnungen ebenso. Der Verkehr verdrängt jegliches Leben, das sich hinter die erste Häuserreihe zurückgezogen hat. Erst dort, hinter einer Barriere der teils fast ruinenartigen Gebäude entlang der Bundesstraße, entfaltet sich idyllisch-dörflicher Charme.

Gingen will mehr Charme entfalten

Derzeit werde am Runden Tisch ein Ortsentwicklungskonzept für die Zeit nach Fertigstellung der neuen B-10-Umfahrung erarbeitet, erklärt Hick. Dies sei notwendig, um in den Genuss der Städtebauförderung des Landes zu kommen. Alleine könne die Kommune die vielen Maßnahmen zum Rückbau nicht stemmen. „Das kostet Millionen“, meint der Rathauschef. Gedacht sei daran, die Straße abschnittsweise schmaler zu machen, mit einem neuen Belag und neuen Kanälen zu versehen. Zudem sollen die städtebaulichen Raumkanten neu definiert werden, durch neue Plätze oder Gebäude entlang der Straße. Ferner gelte es, Bäume zu pflanzen und Parkplätze einzurichten.

Die Hausbesitzer sollen durch Fördermittel ermutigt werden, ihre teils maroden Immobilien zu sanieren. Auch die Ortseingänge sollen schöner gestaltet werden. Die ins Auge gefassten Maßnahmen seien aber noch nicht in Stein gemeißelt, betont Hick. Der Runde Tisch werde weiter tagen. Außerdem gebe es im Juli eine Klausursitzung des Gemeinderates zu dem Thema. Am 30. September soll es schließlich eine weitere Informationsveranstaltung für die Bürger geben. Das Ziel sei es, den Antrag zur Aufnahme in das Städtebauförderprogramm im Oktober zu stellen, um für das kommende Jahr berücksichtigt zu werden.

Alle warten auf die Planfeststellung für Kuchen

Die bisherigen Zeitpläne für den Bau der Umfahrung sind allerdings eng getaktet. Es könne zu Verzögerungen kommen, warnt der Bürgermeister. Er sei zwar ein glühender Optimist, aber der Terminkalender stimme ihn dann doch skeptisch. Momentan dürfe es an keiner Stelle zu einer Verzögerung kommen. Sollte es etwa zu einem frühen und plötzlichen Wintereinbruch geben, werde sich die Fertigstellung der Straße verzögern. Das RP erklärt, dass die Bauarbeiten an der Fahrbahn jetzt begonnen hätten. „Wir hoffen auf gutes Wetter und einen stabilen Sommer“, betont der Behördensprecher Matthias Kreuzinger.

Wie stark der Verkehr nach der Eröffnung der B 10 bis Gingen-Ost im Ortsinnern zurückgeht, darüber kann zurzeit nur spekuliert werden. Der Schultes schätzt, dass sich die Zahl auf 10 000 bis 15 000 Fahrzeuge pro Tag verringert. Er betont jedoch auch, dass sich die Wirkung erst vollständig entfalte, wenn die Bundesstraße bis nach Kuchen weitergebaut werde. Solange der Verkehr hinter Gingen auf die bisherige Trasse geleitet wird, könnte es regelmäßig Staus geben, die zu Ausweichverkehr durch Gingen führen. „Erst wenn die Ortsumfahrung Kuchen da ist, bekommen wir die richtige Entlastung“, sagt Hick. Wann diese gebaut wird, steht allerdings in den Sternen. Die Planfeststellung, so heißt es, könnte im nächsten Jahr beginnen.