Der Schwäbische Chorverband sendet in seinem Livestream Vokalmusik und ein Magazin über Chöre. VocalsOnAir beschäftigt sich darin nicht nur mit der Chorszene in Stuttgart und der Region.

Lokales: Sybille Neth (sne)

Stuttgart - Singen ist wieder cool. „Dazu haben auch Sendungen wie Deutschland sucht den Superstar beigetragen“, sagt Holger Frank Heimsch etwas pikiert. Auch wenn die Castingsshows nicht sein Geschmack sind, so profitiert er doch von diesem Trend. Heimsch ist passionierter Choraktivist im Schwäbischen Chorverband. Zusammen mit Johannes Pfeffer, dem Vorsitzenden des Jugendchores im Verband mit Sitz im Neckarpark hat Heimsch ein bundesweit einzigartiges Projekt. Die beiden jungen Männer produzieren seit zwei Jahren jede Woche zwei Stunden Radiosendungen rund um den Gesang. VocalsOnAir heißt die Sendung, die Dienstags und Donnerstags von 18 bis 19 Uhr im Internet zu hören ist. Der Dienstag ist der Vokalmusik gewidmet, am Donnerstag senden Heimsch und Pfeffer Das Radiomagazin rund um Chöre und Chormusik.

 

Im engen Studio der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg (PH) sitzen sie umgeben von Computern, die Kopfhörer sind auf den Ohren, die Mikrofone an und die Radiomacher werfen sich im Plauderton gegenseitig die Bälle zu: „Beim nächsten Mal präsentieren wir Euch das Festival Chor@Berlin und einen Blick hinter die Kulissen“, kündigt Heimsch den Hörern an. Der 27-jährige ist ausgebildeter Sprecher und Sänger. Als Musiker und Leiter von drei Chören verdient er seinen Lebensunterhalt. Der 26-jährige Pfeffer ist ebenfalls seit Kindesbeinen an leidenschaftlicher Sänger und arbeitet im Kulturmanagement. Die Radiosendungen machen sie ehrenamtlich und für das Magazin werden sie vom 13. bis 16. Februar mit ihrem mobilen Studio an die Spree fahren und dort vom Vokalfest berichten.

Die ganze Bandbreite des Gesangs bei VocalsOnAir

Alle Sendungen sind Aufzeichnungen. „Wir können wegen unserer Interviewgäste leider nicht live senden“, sagt Pfeffer. Immer am frühen Montagmorgen können die beiden ehemaligen PH-Studenten das Studio in Ludwigsburg nutzen. Ihre Gäste kommen – wie könnte es anders sein – aus der Welt des Gesangs. Der Kika-Moderator Malte Arkona zum Beispiel war einmal bei ihnen, denn Akona ist ausgebildeter Opernsänger. „Wir würden auch gerne einen ganzen Chor einladen“, wünscht sich Heimsch. Die Beiträge für das Magazin entstehen häufig vor Ort. „Im Stage Apollo-Theater haben wir für unser Thema Musicals im Chor bei Tarzan unsere Aufzeichnungen dazu gemacht“, berichtet er.

VocalsOnAir soll die ganze Bandbreite des Gesangs abbilden. „Das ist eben mehr als Friedrich Silcher. Es ist auch mehr als nur Chor. Es gehört auch die große a-cappella - Szene bis hin zum Beatboxing dazu“, zählt Pfeffer auf. Deshalb gibt es in ihrer CD-Sammlung auch eine Version des Rammsteintitels „Engel“ als a cappella Gesang. Für ihr Magazin hatten Heimsch und Pfeffer auch einmal den Chor „Die Hohlkehlchen“ porträtiert, in dem Sänger und Sängerinnen mitwirken, denen aufgrund einer Krebserkrankung der Kehlkopf entfernt werden musste. Und selbst politische Themen finden ihren Platz im Vocal-Magazin. So setzten sich Heimsch und Pfeffer unter anderem mit dem „Gesang in Unfreiheit“ auseinander: Singen in der Jugendvollzugsanstalt war ein Themenblock, ein weiterer war die Rolle des Gesangs während des Nationalsozialismus und in diesem Zusammenhang stellten die Internetradiomacher das Holocaust-Oratorium, gesungen vom Solitude-Chor, vor.

Ursprünglich sollte sich VocalsOnAir ausschließlich mit der großen und vielfältigen Chorszene in Stuttgart und der Region beschäftigten. „Schon nach drei Sendungen haben wir dieses Konzept verlassen“, erinnert sich Heimsch. Chöre aus ganz Deutschland meldeten sich bei ihnen und heute bekommen sie jede Woche vier bis acht CDs zugeschickt. Aktive aus der Musikszene melden sich bei ihnen und auf den Festivals finden die Radiomacher ebenfalls ihre Themen. „Für 2015 haben wir bis auf zwei Sendungen schon alle verplant“, rechnet Heimsch vor. Ihre Anfänge hatte VocalsOnAir noch auf der UKW-Frequenz des Hochschulradios. „Aber da konnte man uns gerade bis Zuffenhausen hören“, erzählt Pfeffer. Der Livestream im Internet eröffnet ein unvergleichlich größeres Publikum und so gut wie alle Wortbeiträge gibt es auch als Podcast – für alle, die zur Sendezeit anderweitig beschäftigt sind. Sogar ausgewählte Sendungen der Stunde der Vokalmusik gibt es zum Nachhören.