Mit der aus Österreich importierten Serie „Vorstadtweiber“ unterhält die ARD, auch wenn nicht jeder Witz gelingt. Schade ist vor allem, dass man das Original gekürzt hat.

Stuttgart - Jessas! Eine österreichische Version der „Desperate Housewives“. Wiener Vorstadt statt Wisteria Lane, Porsche statt Pick-up, Punschkrapfen und Prosecco statt Schokoladencookies und Schampus. Kann das gutgehen? Ja – wenn man den Vergleich mit dem amerikanischen Kultvorbild, das in seiner Endphase übrigens gar nicht mehr so kultig war, unterlässt und sich einlässt auf diese Dramödie in zehn Teilen, die bei den Nachbarn in Österreich der Serienhit in diesem Fernsehjahr war.

 

Zum Auftakt in der ARD gab es gleich die doppelte Dröhnung „Vorstadtweiber“, und das war auch nötig. Es braucht eben seine Zeit, bis man herausklamüsert hat, wer mit wem und wie verbandelt ist, und bis man sich überhaupt hineingehört hat in die austriakische Mundart. Beispiel? „Wieso kriag i koa Oawatslosngöd?“, will das eine verzweifelte, vom Ehegatten frisch verlassene Vorstadtweib wissen. Antwort von der Arbeitsvermittlerin: „Weil S’ de letzten sieben Joa shoppen, owa ned oawatn woan.“

Derbes im Dialekt

Shoppen und schnackseln – mit diesen beiden „Tätigkeiten“ füllen die fünf titelgebenden „Vorstadtweiber“ Maria Schneider (Gerti Drassl), Waltraud Steinberg (Maria Köstlinger), Nicoletta Huber (Nina Proll), Caroline Melzer (Martina Ebm) und die unfreiwillig Arbeitssuchende Sabine Herold (Adina Vetter) im Prinzip ihren Alltag aus. Sie wissen, „wie man einem Mann das Hirn wegbläst“, und kaufen sich „teure Fetzen“ bloß, „damit sie uns jemand vom Leib reißt“. Bis auf Nicoletta, die eine Modeboutique betreibt, in der ihre Freundinnen fleißig einkaufen, strapazieren die Damen ausschließlich die Kreditkarten ihrer Ehemänner.

Klar, so ein Plot muss die Alice Schwarzers dieser Welt auf die Palme treiben. Die Ehe als reine Versorgungsanstalt? Das Weib als dummschönes Naschwerk im zuckerperlenbestickten Bikini? Dafür haben die lila Latzhosen all die Jahre gekämpft? Postfeministisch korrekte Pädagogik, so viel ist auch klar, hatte Drehbuchautor Uli Brée bestimmt nicht im Sinn. Er überdreht die Hausfrauenspielchen mit rosa Puscheldildo und das testosterongeschwängerte Theater ihrer Männer bis zur Persiflage, um zu unterhalten, und trifft womöglich, Klischee hin, Klischee her, den Kern so mancher vermögenden Vorstadtexistenz.

Nicht jeder Witz gelingt

Nicht jeder Witz gelingt. Alberner Slapstick mit Männern, die beim Porsche-Anschieben im Schlamm landen, stört das überwiegend perlende Sehvergnügen. Denn selten, eigentlich seit „Kir Royal“ oder den „Guldenburgs“ nicht mehr, wurden Frauen, die Prosecco trinken, im deutschsprachigen Serienraum so glamourös auf puderfarbenen Pumps in Szene gesetzt wie hier von Sabine Derflinger und Harald Sicheritz. Und obendrein gibt es ja noch den unvermeidlichen Krimi-Strang (Bestechung und Mord!) und eine für öffentlich-rechtliche Verhältnisse erstaunlich großzügige Soft-Erotik-Komponente.

Dass es in dieser neuen Serie hie und da unsanft hakt und abrupt ruckelt, mag dem Umstand geschuldet sein, dass die ARD-Fassung um knapp zehn Minuten kürzer ist als die vom ORF. Rund fünf Millionen vor allem junge ARD-Zuschauer scheint das nicht gestört zu haben. Die zweite Staffel „Vorstadtweiber“ ist bereits vom ORF in Arbeit. Volle Länge in der ARD unbedingt erwünscht.