Dem Volksbund deutsche Kriegsgräberfürsorge geht das Geld aus. Über den Ausweg aus der Krise streiten der Präsident Markus Meckel und die Generalsekretärin Daniela Schily.

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Kassel - Droht dem Volksbund schon bald die Insolvenz? Die Generalsekretärin des Volksbundes deutsche Kriegsgräberfürsorge, Daniela Schily, tritt diesem Szenario entgegen. „Das ist nicht richtig“, sagt Schily, die seit September 2015 im Amt ist. Sie räumte ein, dass der Volksbund in Zukunft weniger Einnahmen haben wird. „Wenn wir aber planen und budgetieren, können wir die Zukunft sichern“, zeigt sich Schily überzeugt. Von einem Schrumpfungsprozess beim Volksbund will sie nicht sprechen, „aber wir können keine Aufgaben übernehmen, ohne zu wissen, wie wir sie finanzieren sollen“. Für sie sei wichtig zu wissen, welche Mittel für die Umsetzung von internen Aufgaben zur Verfügung stünden. Denn bis zum Jahr 2029 stünde noch die Umbettung von 800 000 Kriegstoten an.

 

Keine Einigung über die Kompetenzen

Ein vom Präsidenten des Volksbunds Markus Meckel vorangetriebenes Friedhofsprojekt, das 1,4 Millionen Euro kosten soll, ist vorerst durch die Gremien des Volksbunds gestoppt worden. Mit einer Friedhofs-App sollten Besucher Informationen von mehr als 40 Kriegsgräberstätten abrufen können. Über dieses Vorhaben hat Meckel nach eigener Auskunft bereits Gespräche mit der Unesco aufgenommen, um die Liste ins Weltkulturerbe aufzunehmen.

Daniela Schily Foto: privat
Nicht nur über die Frage des richtigen Vorgehens in Finanzdingen sind sich die Generalsekretärin und der Präsident uneins. Unterschiedlicher Meinung sind sie auch über die Verteilung ihrer Aufgaben und Kompetenzen innerhalb der Organisation. Ein Gespräch darüber, das vergangene Woche stattgefunden habe, sei ergebnislos verlaufen, berichtet Schily. Klare Strukturen seien jedoch für einen Verein notwendig, der mit Ehrenamtlichen zusammenarbeitet. Eine Einigung hatten die 16 Vorsitzenden der Landesverbände, so heißt es, jedoch zur Bedingung gemacht, um die Abwahl Meckels als Präsident von der Tagesordnung der Bundesvertreterversammlung zu nehmen. Danach sieht es allem Anschein nach nicht aus.

Meckel hatte am Montag in einem Interview mit der Stuttgarter Zeitung gesagt, dem Volksbund drohe in drei bis vier Jahren die Insolvenz, wenn nicht gegengesteuert werde. „Diese Entwicklung ist auch gar nicht neu und allen Gremien bekannt“, sagte er am Mittwoch. Das 20-Millionen-Defizit berechnet sich laut einer Presseerklärung Meckels aus einem prognostizierten Rückgang der Spenden und Mitgliedsbeiträge um jeweils vier Prozent bis zum Jahr 2020. Die Einnahmen aus den Sammlungen dürften nach seiner Einschätzung ebenfalls um drei Prozent jährlich zurückgehen. Gleichzeitig würden aber die Kosten um zwei Prozent steigen. Ein Sprecher des Volksbundes nennt die gleichen Zahlen.

Das Leitbild soll nun im Herbst verabschiedet werden

Um die Finanzen zu sichern, verhandelt Meckel mit der Politik über ein Volksbundgesetz und werde nach eigenen Worten auch gehört. Im Moment verfügt der Volksbund nach Auskunft von Daniela Schily über ein Durchschnittsbudget von 40 Millionen Euro. Er betreut damit unter anderem 832 Friedhöfe in 45 Ländern. Im Jahr 2019 feiert er seinen 100. Geburtstag.

Doch der Streit über die Finanzen täuscht darüber hinweg, dass das Tischtuch zwischen dem Verein und seinem Präsidenten endgültig zerschnitten scheint. Für Daniela Schily reduziert sich der Konflikt letztlich auf die Frage, ob der Reformprozess „partizipativ oder autoritär“ vollzogen werde. Im Klartext: Das Ehrenamt und die Hauptamtlichen müssten gewürdigt werden. „Wenn es so aussieht, als ob alles nur einer macht, ist das nur schwer zu ertragen“, sagt Schily. Es herrscht laut Schily kein Dissens über den Reformkurs, den Meckel vorantreibt. Dennoch hat die Erarbeitung eines Leitbildes, das im Herbst verabschiedet werden soll, zwei Jahre gedauert. Von einzelnen Landesverbänden gab es Drohungen, nicht mehr für den Volksbund zu sammeln, wenn es nicht entsprechend abgeändert werde.