Bei prachtvollem Wetter bewegte sich der Volksfest-Umzug am Sonntagvormittag durch Bad Cannstatt. Die Teilnehmer bekamen Unterstützung aus München – und zigtausende schauten zu.

Stuttgart - Lange hat es gedauert. Aber jetzt haben auch die Bayern eingesehen, dass das Volksfest schöner ist als das Oktoberfest. Erstmals hatte sich eine Abordnung der Nachbarn aus dem Osten auf den Weg nach Stuttgart gemacht und war beim Volksfestumzug am Sonntag durch Bad Cannstatts Gassen zum Wasen gezogen. Das lag nicht daran, wie Wasenbürgermeister Michael Föll am Traditionsmorgen spöttelnd vermutete, dass die „weltweite Fluchtbewegung“ auch die Bayern erfasst habe. Es war der Gegenbesuch, weil die Trachtengruppe des Kübelesmarkts die Woche zuvor beim Oktoberfestumzug mitgemacht hatte.

 

Regen in München, Sonne in Stuttgart

In München regnete es, in Bad Cannstatt schien nun die Sonne. So säumten zigtausende die Straßen, als 3500 Teilnehmer sowie mehr als 100 Pferde, Ochsen, Kühe, Geißen und schwäbisch-hällische Schweine vorbeizuckelten. Selbst Ritter waren zu sehen. Die Exoten aus Bayern hatten sich besondere Mühe gegeben, um bella figura zu machen.

Die Damen der Trachtengruppe Eichelsee haben sich ein aufwendiges Hobby gesucht. In aller Herrgottsfrüh begannen sie in der Feuerwache, sich anzukleiden und zu schmücken. Sie streiften vier Röcke über und flochten 37 bis 40 Zöpfe. Vier Stunden brauchen sie, bis die Tracht saß und die Haare schön waren. Hinter ihnen lief ein Verein aus jener Zeit, als es noch ein bayerisches Konsulat in Stuttgart gab. Vor 110 Jahren wurde der Bayernverein Untertürkheim gegründet. Er heißt Edelweiß und feiert bayerisches Brauchtum. Aber was will man erwarten in einer Stadt, in der sogar der OB Fan von Bayern München ist.