Normal redet man über Promille im Festzelt, nicht über Prozente. Doch am Sonntagabend erreichten die Hochrechnungen via Leinwänden auch die Besucher auf den Bierbänken. Ein Minister a. D erläuterte gar die Ergebnisse.

Stuttgart - Kurz hielt das Cannstatter Volksfest inne. Als die Hochrechnungen der Bundestagswahl auf den Leinwänden der Festzelten auftauchten, spielte die Musik zwar weiter, doch ging ein Raunen durch die Reihen. Vor allem als das Ergebnis der AfD aufpoppte. Die Irritation verebbte schnell. Danach war wieder Business as usual. Das nächste Bier wurde bestellt. Promille statt Prozente.

 

In der Loge vom Göckelesmaier-Zelt beschäftigte man sich ein noch länger mit der Wahl. Dorthin hatte der Wirtschaftsrat der CDU geladen. Knapp 170 Mitglieder waren gekommen, darunter auch ein Minister a. D., Hermann Schaufler. Er war Verkehrsminister zu einer Zeit als die CDU noch die stärkste Partei im Lande war. Die Älteren werden sich erinnern. Nach einer Spendenaffäre um das landeseigene Verkehrsunternehmen SWEG gab er alle Ämter auf, mittlerweile lehrt er an einer Universität in China, hat sich als Berater selbstständig gemacht, ist viel unterwegs.

Am Sonntag war er wieder in der Heimat und widmete sich wieder mal der Politik. „Das Ergebnis ist jetzt nicht wirklich überraschend“, sagte er den 170 Gästen. Erschüttert zeigte er sich über das Resultat der SPD. „Mit meiner Lebenserfahrung weiß man, dass eine Partei ausgewechselt werden darf, wenn sie lange genug reagiert hat.“ Dass sei eine Selbstverständlichkeit und in der Bundesrepublik nie ein Problem gewesen, da es stets eine vernünftige Alternative gegeben habe. Und Deutschland sei mit sozialdemokratischen Kanzlern wie Schröder und Schmidt gut gefahren. Schaufler muss die SPD trösten, so weit ist es gekommen.

Vielleicht hätten die Genossen auch ins Bierzelt kommen sollen, da kann man sich das Ergebnis schön trinken. Doch der Kater kommt bestimmt.