Für viele Cannstatter ist der Volksfestumzug nicht nur eine Veranstaltung, sondern birgt Beeinträchtigungen und Arbeit: Hunderte Helfer sind am Sonntag im Einsatz und viele Straßen bleiben für mehrere Stunden gesperrt.
Bad Cannstatt - Wenn am Sonntag mehr als 100 Trachtengruppen, Musikvereine und Festwagen durch Bad Cannstatt ziehen ist das für die meisten Besucher ein schönes, buntes Spektakel, das nach wenigen Stunden vorbei ist. Zahlreiche Cannstatter jedoch begleitet der Volksfestumzug beinahe das ganze Jahr über.
„Wir haben den Umzug im Dezember vergangenen Jahres ausgeschrieben“, sagt Hans-Peter Fischer vom Volksfestverein. Die Resonanz sei überwältigend gewesen, 100 Bewerbern habe man absagen müssen. 104 Startnummern wurden vergeben, mit der Nummer 105 zieht der Aufräumtrupp Rossbollakommando hinter dem Tross her, der sich vom Kursaal durch die Cannstatter Innenstadt zum Wasen schlängelt. Anlässlich des 99. Landwirtschaftlichen Hauptfests ist in diesem Jahr ein großer Block der Landwirtschaft gewidmet, außerdem sind erstmals in diesem Jahr auch ausländische Gruppen dabei, zum Beispiel aus Bad Cannstatts Partnerbezirk Ujbuda in Budapest.
114 überdachte Sitzplätze auf der Tribühne am Rathaus
„Für diese Teilnehmer hat der Volksfestverein Unterkünfte organisiert“, sagt Fischer. Es müssen viele Aufgaben erledigt werden, damit die Veranstaltung gelingt: Unter anderem muss die Volksfestzeitung geschrieben, gedruckt und verteilt werden, es müssen Nummern- und Namensschilder für jede teilnehmende Gruppe angefertigt, die Transparente erstellt und die Marktstraße dekoriert werden. Nicht zuletzt müssen die nötigen Genehmigungen beim Amt für öffentliche Ordnung beantragt und die ehrenamtlichen Helfer eingeteilt werden. Bis zu 300 sind laut Fischer allein am Sonntag als Streckensprecher, Gruppenbetreuer und in anderen Funktionen im Einsatz. Rolf Hohl zum Beispiel zeichnet mit seinem Team für die Tribüne verantwortlich, auf der am Sonntag 114 überdachte Sitzplätze zwischen dem Alten Rathaus und der Stadtkirche entstehen.
Nicht alle Anwohner haben Verstädnis für den Umzug
Nicht eingerechnet in diese Helferzahl sind das Rote Kreuz und die Freiwilligen Feuerwehren Sommerrain und Münster, die am Sonntag mit circa 80 Mann vor Ort sind. „Die Einsatzkräfte leiten den Umzug und bauen die Straßensperren auf“, sagt Thomas Zaiß von der Freiwilligen Feuerwehr Münster. Die Feuerwehrleute müssten früh aufstehen und gute Nerven mitbringen: „Leider trifft der Umzug auf wenig Verständnis“, sagt Zaiß. Die Männer müssten vielfach beruhigend auf Anwohner und Autofahrer einwirken, die sich von Straßensperrungen gestört fühlten.
Besonders beeinträchtigt sind laut Fischer die Anwohner im Stadtteil Kurpark, wo sich die Gruppen aufstellen, sowie die Bewohner des Gebiets rund um die Heinrich-Ebner-Straße: „Die können zwischendurch für zwei bis drei Stunden nicht aus ihrem Wohngebiet hinaus oder hinein“, so der ehemalige Cannstatter Bezirksvorsteher. Dennoch ist er überzeugt: „Die Cannstatter sind stolz auf den Umzug und schauen ihn an.“ Und eigentlich muss man an diesem Sonntag den Stadtbezirk ja auch gar nicht verlassen – schließlich sind von 13 bis 18 Uhr sogar die Geschäfte geöffnet.
Auswirkungen auf den Verkehr
Straßensperrungen
: Die Umzugsstrecke führt vom Königsplatz über Daimlerplatz und König-Karl-Straße, Liebenzeller Straße, Wilhelmstraße, Brunnenstraße, Wilhelmsplatz, Waiblinger Straße, Daimlerstraße und Mercedesstraße bis zum Cannstatter Wasen. Fahrzeuge aller Art sind von 8 Uhr an im gesamten Aufstellungsbereich verboten und von 10 Uhr bis Umzugsende um circa 15 Uhr sind die Straßen der gesamten Umzugsstrecke gesperrt.
ÖPNV
: Die Stadtbahnlinie U 2 kann von 9.05 bis etwa 14.15 Uhr zwischen Wilhelmsplatz und Gnesener Straße nicht fahren. Ab Bad Cannstatt Bahnhof fahren während des Umzuges Busse als Linie U2E zur Oberen Ziegelei. Für die Stadtbahnlinien U 1, U 2 und U 13 wird es während des Umzugs zu Behinderungen am Wilhelmsplatz kommen. Die Buslinien 52, 55, 56 fahren ab 10.30 Uhr über den Bahnhof Bad Cannstatt statt über den Wilhelmsplatz. Die Buslinie 56 fährt etwa ab 9.30 Uhr für die Dauer des Umzugs zwischen Schleyerhalle und Bad Cannstatt Bahnhof in beiden Richtungen über den SWR.