Beim 3:0-Sieg im dritten Play-off-Halbfinale gegen den Dresdner SC zeigen die Volleyballerinnen von Allianz MTV Stuttgart die beste Leistung der Saison und erreichen ihr drittes DM-Finale in Serie. Nicht nur deshalb hätte sich der Schweriner SC für die Endspielserie lieber einen anderen Gegner gewünscht.

Stuttgart - Frank Schumacher ist nicht nur der Hallensprecher in der Scharrena, sondern auch der Mann für die Musik. Er hat ein feines Gespür dafür, welcher Titel wann angesagt ist. Am Samstag spielte er schon nach dem zweiten Satz den Gassenhauer „So ein schöner Tag“ von Tim Toupet, auch bekannt als „Fliegerlied“. Die Fans in der ausverkauften Halle stimmten ein – alle waren sich wie Schumacher sicher, dass diesmal kein Absturz droht. Zu dominant waren die Stuttgarter Volleyballerinnen im entscheidenden Play-off-Halbfinale gegen den Dresdner SC, letztlich gewannen sie nach den zwei ersten Sätzen (25:17, 25:19) auch Durchgang drei klar (25:16). „Es war eine super Leistung von uns, auch taktisch“, sagte Kapitänin Deborah van Daelen, die wie Jennifer Pettke überraschend in der Anfangsformation gestanden und voll überzeugt hatte, „es war kein Kampfspiel wie sonst immer, deshalb konnten wir es richtig genießen. Die Stimmung war fantastisch.“

 

Jennifer Pettke überzeugt in der Startformation

Nach den Triumphen im Supercup und im Pokal stehen die Stuttgarterinnen nun auch noch in der Endspielserie um die Meisterschaft, doch zufrieden ist damit niemand. Alle wollen mehr – den wichtigsten Titel im deutschen Volleyball. „Wir sind zum dritten Mal in Folge im DM-Finale, nun ist es an der Zeit für den ersten Erfolg“, sagte Kim Renkema, die neue Sportchefin. „Wir haben in den vergangenen drei Jahren sieben Endspiele erreicht und trotzdem das Gefühl, dass noch eine Rechnung offen ist“, meinte Trainer Guillermo Naranjo Hernández, „jeder von uns will Meister werden.“ Und Geschäftsführer Aurel Irion erklärte: „Man könnte meinen, dass alles, was jetzt noch kommt, Zugabe ist. Aber so denkt bei uns niemand. Wir wollen das Triple.“

Geschäftsführer Aurel Irion: „Wir wollen das Triple“

Einfach wird das nicht. Der Schweriner SC lag nicht nur am Ende der Bundesliga-Runde vorne, sondern hat deshalb auch Heimrecht im ersten Spiel der Finalserie (Modus: best of five) an diesem Mittwoch. Danach geht es am Samstag (19.30 Uhr) in der Scharrena weiter, das dritte Duell steigt am 26. April wieder im hohen Norden. Sollte dann noch keine Entscheidung gefallen sein, warten Spiel vier (am 29. April in Stuttgart) und womöglich Spiel fünf (am 3. Mai in Schwerin). „Der SSC verfügt über eine große individuelle Stärke“, sagte Kim Renkema, „ist um einiges stärker als Dresden.“ Und hat dennoch ein Problem.

Zuletzt unterlag der Schweriner SC stets dann gegen Allianz MTV Stuttgart, wenn viel auf dem Spiel stand. Zweimal in Folge daheim im entscheidenden Play-off-Halbfinale (2015, 2016), zudem im Pokalendspiel 2017. „Wir sind der Angstgegner der Schwerinerinnen“, sagte Renkema. Und Irion erklärte: „Sie wissen, dass sie immer gegen uns verloren haben, als es drauf ankam. Das setzt sich in den Köpfen fest.“

MTV hatte in den letzten entscheidenen Duellen die Nase vorn

Im Ergebnis führt das zu einer ausgeglichenen Serie – meint zumindest einer, der nicht daran beteiligt ist. „Schwerin hätte lieber gegen uns gespielt“, erklärte Dresdens Trainer Alexander Waibl nach der 0:3-Pleite in der Scharrena, „Stuttgart hat eine Chance.“ Ähnlich sieht es der DSC-Vorstandsvorsitzende Jörg Dittrich: „Wir waren diesmal schlechter als Stuttgart. Punkt. Doch wir kommen wieder, da bin ich mir ganz sicher.“

Damit war aus Dresdner Sicht das Halbfinal-Aus gegen den MTV abgehakt, zumindest aus sportlicher Sicht. Länger beschäftigt haben sich die DSC-Verantwortlichen mit Bernhard Lobmüller. Der frühere Stuttgarter Manager hatte erklärt, dass sein Verein mit einem Etat, wie ihn der Dresdner SC zur Verfügung hat (knapp 1,6 Millionen Euro/Allianz MTV Stuttgart: 1,0), ständig Meister werden würde. „Das ist respektlos“, sagte Dittrich, „wir haben drei DM-Titel in Folge geholt und dabei Schulden abgebaut. Jetzt sind wir schuldenfrei – im Gegensatz zu einigen anderen Spielbetriebsgesellschaften von Bundesliga-Vereinen.“ Und Waibl meinte mit Blick auf die nächste Saison: „Wir müssen uns auf einigen Positionen verstärken, doch das ist eine Frage des Geldes. Wenn wir die Mittel von Stuttgart hätten, wäre das kein Problem.“ Lobmüller wollte diese Attacken nicht kommentieren: „Mich interessiert nicht, was die Dresdner sagen.“