Geht den jungen Wilden die Energie aus? Einen Satz holte sich Allianz MTV Stuttgart im dritten DM-Endspiel beim Dresdner SC, zu mehr reichte die Kraft nicht. Jetzt ruhen die Hoffnungen auf dem Heimspiel an diesem Samstag (19.30 Uhr) in der Porsche-Arena.

Dresden - Nach den meisten wichtigen oder spektakulären Punkten packt Myrthe Schoot den Flieger aus. Dann kreiselt die Libera des Dresdner SC mit weit ausgebreiteten Armen über das Spielfeld, als wollte sie gleich abheben. Die gegnerische Mannschaft kann diese besondere Art des Jubels ganz schön nerven. Erst recht, wenn Schoot ein paarmal zu oft losdüst. So wie am Mittwochabend. Durch einen 3:1-Erfolg (25:19, 25:27, 25:16, 25:20) ging der Favorit in der Finalserie um die Deutsche Meisterschaft (Modus: best of five) mit 2:1 in Führung. Die Stuttgarterinnen benötigen nun zwei Siege, um doch noch den Titel zu holen. Das ist nur sehr schwer zu schaffen, aber nicht unmöglich. Doch dazu muss alles passen – nicht so wie in Dresden. „Wir hatten nicht die selbe Streitlust wie am Samstag bei unserem Heimsieg“, meinte die enttäuschte Kapitänin Kim Renkema, „wenn wir nicht das zeigen, was wir drauf haben, vor allem als Mannschaft, dann sind wir gegen Dresden chancenlos. Die Niederlage tut deshalb so weh, weil für uns mehr drin war.“

 

Das zeigte sich vor allem im zweiten Satz. Nach einer Aufschlagserie von Michaela Mlejnkova und sieben Punkten in Folge zum 21:18 wehrten die Gäste beim Stand von 24:25 einen Satzball ab, ehe sie sich den Durchgang mit 27:25 sicherten. Und auch im vierten Satz lagen sie 16:14 vorne, holten aber nach dem 19:19 nur noch einen Punkt. Vor allem die jungen Wilden – Mlejnkova (19) und Kaja Grobelna (21) – kamen nicht an die Leistung des emotionalen 3:2-Heimsiegs vom Samstag heran. Sie wirkten müde. „In Dresden schaffen wir es nicht, so locker und frei aufzuspielen wie daheim“, meinte Manager Bernhard Lobmüller, „wir haben ein paar dumme Fehler zu viel gemacht.“

Bärenstarke Leistung

Allerdings zeigte Titelverteidiger Dresdner SC vor 3000 begeisterten Zuschauern auch eine bärenstarke Leistung – allen voran die weißrussische Diagonalangreiferin Kristina Mikhailenko (26 Punkte). Und auch der Block mit Kathleen Slay (1,98 m) und Nneka Onyejekwe (1,89 m) war an diesem Abend eine Nummer zu groß für die Stuttgarterinnen. „Dresden hat 15 direkte Blockpunkte gemacht“, meinte MTV-Trainer Guillermo Naranjo Hernandez, „das waren zu viele. Unsere Annahme war nicht gut genug, deshalb sind wir bei vielen Angriffen zu nahe am Netz gewesen.“

Enttäuscht waren die Stuttgarterinnen aber nicht nur über die Niederlage. Sondern auch, weil ihnen bewusst wurde, dass ein Auswärtssieg in Dresden nur an einem ganz besonderen Tag zu schaffen ist – doch ein Erfolg in Sachsen ist nötig, wenn es am Ende der Serie zum Titel reichen soll. Andererseits denkt noch niemand daran, die weiße Fahne zu hissen – dazu hat sich das MTV-Team schon zu oft aus ausweglosen Situationen befreit. Und dazu freut sich die Mannschaft zu sehr auf das Heimspiel am Samstag, das von der Scharrena in die Porsche-Arena verlegt worden ist und für das bereits rund 3 500 Karten verkauft worden sind. „Wir wollen noch mehr Leute als bisher schon für Volleyball in Stuttgart begeistern“, meinte Kim Renkema, die in Dresden als beste Spielerin ausgezeichnet wurde, „dieses tolle Event haben sich die Stadt und die Mannschaft verdient.“ Und auch Deborah van Daelen meint, dass DSC-Libera Myrthe Schoot nun oft genug den Flieger gezeigt hat: „Wir sind noch nicht fertig mit Dresden.“