Der Pokalsieger Allianz MTV bleibt im internationalen Wettbewerb, was die Mannschaft an die Schmerzgrenze bringt. Denn das bedeutet in den sowieso schon stressigen nächsten Wochen zusätzliche Spiele.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Stuttgart - Das Spiel war zu Ende – aber die Entscheidung noch nicht gefallen. So geht das manchmal im Volleyball, wenn die Regeln zwar klar definiert, aber auch schwer zu durchschauen sind. So dauerte es nach dem ebenso klaren wie überraschenden 3:0-Sieg am Mittwochabend in der Champions League gegen Azerrail Baku noch weit mehr als eine Stunde bis alle Unklarheiten beseitigt waren. Und feststand, dass die internationalen Auftritte weitergehen, in der CEV Challenge Runde: Der Bundesligist trifft auf Dinamo Krasnodar. Die Russinnen haben sich gegen Stiinta Bacau (Rumänien) durchgesetzt.

 

Kein Wunder, dass der Manager Bernhard Lobmüller das Weiterkommen mit einem lachenden und einem weinenden Auge sieht, beim Blick auf die erneut drohenden Reisekosten. „Wir wussten, was auf uns zukommt, und die Kosten haben wir erwirtschaftet.“ Bisher. Insgesamt ist die Rede von rund 100 000 Euro (auch durch den größeren Kader), der nicht zuletzt durch das ins Leben gerufene Team Europa gedeckt werden konnte. Schwerer wiegen da die körperlichen Belastungen, nachdem die Mannschaft am Limit spielt, auch durch die Verletzungen von Renata Sandor und deren Ersatz Mari Aase Hole, die demnächst an der Schulter operiert wird.

Geringes Interesse mit nur 1300 Zuschauern

„Eine weitere Nachverpflichtung kommt nicht in Frage, da müssen wir jetzt durch“, sagt Lobmüller. Leichter gesagt als getan. Denn durch das Weiterkommen drohen bis auf Weiteres nur noch englische Wochen, die einen normalen Trainingsbetrieb nahezu unmöglich machen. Allein in der Liga stehen bis zum Ende der Vorrunde Anfang März drei weitere Mittwoch-Spiele an, hinzu kommen nun noch (mindestens) zwei Partien im internationalen Wettbewerb. Und mittendrin der vermeintliche Höhepunkt: das Pokalfinale am 28. Februar, das erstmals in der Mannheimer SAP-Arena ausgetragen wird.

Die Generalprobe läuft schon an diesem Samstag (14 Uhr) in der Liga, dann kommt der Gegner Dresden zum Punktspiel in die Scharrena. Wobei der Trainer Guillermo Naranjo Hernandez auf das Selbstvertrauen aus dem Baku-Spiel setzt. „Jeder Sieg tut gut, auch wenn es am Samstag ein ganz anderes Spiel wird.“ Insgesamt sieht er die Champions League als Entwicklungsprozess für die Mannschaft. „Wir haben zwei Heimspiele gewonnen, wer hätte das nach der Auslosung gedacht?“ Die brachte mit dem Topteam aus Kasan sowie den beiden Baku-Teams die schwerstmögliche Gruppe überhaupt, Reisestrapazen inklusive. „Der Austausch mit den gegnerischen Vereinen war überragend“, sagt Lobmüller.

Am Mittwoch kamen nur 1300 Zuschauer, „was mir zeigt, dass das Interesse einfach nicht da ist“ (Lobmüller). Dennoch stelle der internationale Verband hohe organisatorische Anforderungen, „das ist manchmal etwas weltfremd“. Lobmüller aber ist Realist. Er weiß, dass schwere Wochen vor der Mannschaft liegen, die in der Liga zurzeit nur Sechster ist. Das reicht gerade noch, um sich direkt für die Play-offs zu qualifizieren. Doch die Aufgabe wird durch die Zusatzbelastung nicht leichter. Dabei hat Lobmüller noch ein Ziel: „Wir wollen den Pokal.“ Hoffentlich kommt die Mannschaft beim Tanz auf drei Hochzeiten nicht aus dem Takt.