Allianz MTV Stuttgart konnte sich beim Erfolg gegen die Ladies in Black Aachen vor allem auf eine Spielerin verlassen: Neuzugang Nika Daalderop steuerte gegen ihren Ex-Verein 24 Punkte bei. Sie ist ein Versprechen für die Zukunft.

Stuttgart - Die Backen waren mit viel Luft aufgeblasen, die durch die zusammengepressten Lippen entwich. Dazu formte sich ein „Puuuuuh“ der Erleichterung. Das war die erste Reaktion von Cheftrainer Giannis Athanasopoulos nach dem Matchball, bevor er nacheinander seine Co-Trainerin Tamari Miyashiro, den Athletiktrainer Ioannis Paraschidis, die Physiotherapeutin Tina Weissfloch sowie Teamarzt Andreas Hoffmann heftig in die Arme schloss. Zuvor hatte Volleyball-Bundesligist Allianz MTV Stuttgart den Saisonauftakt erfolgreich absolviert – und die Ladies in Black Aachen mit 3:1 (25:21, 23:25, 25:23, 25:22) geschlagen.

 

Dieses „Puuuuh“ der Erleichterung war das Bild des Abends in der Scharrena, denn sowohl Sportdirektorin Kim Renkema als auch Geschäftsführer Aurel Irion oder anwesende Sponsorenvertreter zeigten dieselbe Mimik. Denn, wie die Satzergebnisse rein nummerisch bereits verraten, war es ein durchaus knappes und manchmal auch verkrampftes Spiel vor 1850 Zuschauern – darunter die VfB-Granden Wolfgang Dietrich (Präsident), Michael Reschke (Sportvorstand) und Dieter Hundt (ehemaliger Chef des Aufsichtsrats).

Nur die im richtigen Moment gezeigte Kampfeslust gepaart mit einem trotz der sieben Neuzugänge bereits sehr gut entwickelten Teamgeist machten diesen Auftaktsieg für Stuttgarts Volleyballerinnen möglich – und vor allem die 24 Punkte (Angriffsquote überragende 56 Prozent) der niederländischen Nationalspielerin Nika Daalderop. Die 1,89 Meter große Außenangreiferin wird erst Ende November 19 Jahre alt, besticht durch ihre Athletik und Unbekümmertheit. „Ich hatte Nika schon seit zwei Jahren im Visier und bin froh, dass wir das Rennen um sie gewonnen haben, da sie auch bei anderen Bundesligisten auf der Wunschliste stand“, sagte Kim Renkema.

Die zweimalige U-20-Beachvolleyball-Europameisterin und U-19-Vizeweltmeisterin profitiert zudem von dem Fakt, dass Stuttgarts neue Zuspielerin Femke Stoltenborg ebenfalls im Team Oranje die Bälle verteilt. Gerade diese millimetergenaue Präzision bei den Pässen fehlt Stoltenborg, die erst nach der EM vor zehn Tagen nach Stuttgart kam, noch im Zusammenspiel mit den weiteren Angriffskräften. „Was heißt hier Millimeter? Da ist manchmal ein halber Meter, das darf man ruhig sagen“, meinte Femke Stoltenborg und lachte.

Alle waren nach dem Auftaktsieg erleichtert, und Giannis Athanasopoulos brauchte nach seinem ersten Pflichtspielsieg als Chefcoach noch lange, um die Anspannung abzulegen. „Ich glaube, ich kann in der Nacht nicht schlafen, so viel Adrenalin habe ich in mir.“ Er sieht neben der Feinabstimmung, die sein Team noch benötigt, auch die Notwendigkeit einer Erholung gerade für die im Sommer so belasteten Nationalspielerinnen. „Wir spielen jetzt noch in Suhl und dann zuhause gegen Erfurt. Danach gibt es eine Pause. Vier Tage für das Team, sieben Tage für die Nationalspielerinnen, die weit weg sollen. Am besten auf eine Insel – und Volleyball für ein paar Tage komplett vergessen“, sagte Athanasopoulos.

Der Plan: Das „Puuh“ der Erleichterung soll durch steten Jubel abgelöst werden.