Die Volleyballer des Zweitliga-Tabellenführers SV Fellbach sehen dem Spitzenspiel am Samstag gegen die Volleys Eltmann entgegen. Gewinnen sie zumindest zwei Sätze, wird der Galaabend in der Gäuäckerhalle I zur Meisterfeier.

Rems-Murr: Thomas Rennet (ren)

Fellbach - Zu seiner Zeit durfte sich Robert Jetschina auf dem Spielfeld eine eigene Fanstrophe („Robert pack’ die Keule aus“) anhören. Der Angreifer mit der gewaltigen Kampf- und Schlagkraft hatte beim SV Fellbach in der Bundesliga stets das Publikum hinter sich, auch weil er einer aus diesem Publikum war. Ein Volleyballer aus der Umgebung. Aus Neckarweihingen. Mittlerweile gehört Robert Jetschina immer öfter zu diesem Publikum, ja, er ist quasi ein Fan. Zuweilen bringt er gar seine selbst gebackenen Nusshörnchen mit, die unter Wissenden einen legendären Ruf genießen, und sagt: „Die Jungs da unten sind ja auch noch alle sympathisch.“ Der junge Jetschina hätte ganz gut hineingepasst in diese Mannschaft, aber jetzt ist er 51 und schaut sich die neue Generation an hochklassigen Netzwerkern lieber von oben an. Da darf er mit Kurzweil rechnen. Die Fellbacher rocken aus guter Gewohnheit die zweite Liga. Und der Höhepunkt kommt erst noch: Am Samstagabend (20 Uhr, Gäuäckerhalle I) erwartet der Tabellenführer den Verfolger Volleys Eltmann zum Spitzenspiel. Wenn der Meister zumindest zwei Sätze gewinnt, kann er direkt den nächsten Titel feiern. Der SVF will die Gelegenheit nutzen – in jeder Hinsicht.

 

Diese Dramaturgie ist von ausgesuchter Qualität. Der Meister kann am vorletzten Spieltag – vor heimischer Kulisse – wieder Meister werden. Und trifft dabei auf den einzigen Konkurrenten, der überhaupt noch, gerade so, in Schlagdistanz ist. Zudem auf den einzigen Konkurrenten, der ebenfalls die Grundvoraussetzung geschaffen hat für eine Beförderung in die erste Spielklasse. Der Tabellenzweite aus Eltmann hat sich wie der SV Fellbach dem dafür erforderlichen Vorlizenzierungsverfahren der Volleyball-Bundesliga (VBL) unterzogen. Der Aufstieg ist jedoch äußerst schwierig zu realisieren. Stephan Strohbücker, der Teammanager des SV Fellbach, geht nicht davon aus, dass er sich in diesem Jahr in die Tat umsetzen lässt. Dafür wäre ein ungleich höherer Etat nötig als in der zweiten Liga. Zumindest 150 000 bis 200 000 Euro fehlen dem Klassenprimus derzeit für die Versetzungschance. Mehr wäre besser in ungleich professionellerer Umgebung.

Für die erste Bundesliga fehlen 150 ooo bis 200 ooo Euro

Der Projektleiter, 33, mit der Vision Aufstieg 2017 will beim für lange Zeit letzten Heimauftritt am Samstag aber noch einmal alles in die Waagschale werfen, was der SV Fellbach zu bieten hat. Die Gastgeber haben sich dazu einiges einfallen lassen. So dürfen andere Champions, egal woher und in welcher Spielklasse am Start, umsonst in die Halle. Ebenso wie die syrischen Schutzsuchenden, die den Volleyballern in diesen Tagen auch beim Verteilen der Flyer behilflich waren. „Wir brauchen jede Unterstützung in der Halle, alle, die Stimmung bringen“, sagt Stephan Strohbücker. Für (potenzielle) Sponsoren und Investoren, die er zum saisonalen Großereignis geladen hat. Und für die Mannschaft natürlich, die den Galaabend mit dem Titel veredeln soll.

19 Spiele hat diese Mannschaft in der laufenden Saison bereits für sich entschieden, drei mehr als in der gesamten Meisterrunde davor. Nur drei Spiele hat sie dem Gegner überlassen, drei weniger als in der gesamten Meisterrunde davor. Der SV Fellbach ist jetzt noch ein Stück weiter, trifft zum Finale daheim aber auch einen Widersacher, der ganz schön weit ist. Die Volleys Eltmann haben zuletzt 14-mal nacheinander gewonnen. „Sie sind zusammengewachsen“, sagt der Fellbacher Trainer Markus Weiß: „Jetzt zeigt sich, warum diese Leute alle in der ersten Bundesliga gespielt haben.“ Sven Kellermann, Nikola Poluga und Hans-Peter Nürnberger waren vor dieser Saison im Frankenland vom Erstligisten VSG Coburg zum Zweitligisten Volleys Eltmann gewechselt. Mit der dreiköpfigen Hammerschmiede nahm auch der brasilianische Libero Thiago Welter diesen Weg. „Er stabilisiert die Mannschaft ungemein“, sagt Markus Weiß, der selbst trotz der langen Zwangspause seines Hauptangreifers Valters Lagzdins auf drei ehemalige Erstliga-Kräfte setzen kann: Marvin Klass, Yannick Harms und Jonas Hanenberg. Das Hinspiel im Dezember gab der SVF nach famosem Start und 2:0-Satzführung mit 2:3 ab. Höchste Zeit für das Wiedersehen. „Wir wollen mit einem Sieg den Titel holen“, sagt Markus Weiß: „Und mit unseren Fans.“

Die Zuschauer werden auch mit Titel von Herbst an eher wieder Zweitliga-Volleyball sehen. Aber der kommt ja auch ganz gut an. Nicht nur bei Robert Jetschina.