Die Volleyballerinnen von Allianz MTV Stuttgart reiten auf einer Erfolgswelle. Nach dem Pokalsieg haben sie jetzt auch das Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft erreicht – und sind dort gegen Schwerin nicht ohne Chance. Im Gegenteil.

Stuttgart - Eine Zugabe, das Sahnehäubchen auf einer Rekordsaison – purer Genuss eben: so spricht der Trainer Guillermo Naranjo Hernandez über das anstehende Halbfinale seines Clubs in der Volleyball-Bundesliga gegen den Schweriner SC, denn das hat Allianz MTV Stuttgart durch das 3:0 gegen den USC Münster erstmals erreicht. Bronze haben die Stuttgarterinnen somit bereits in der Tasche. Das ausgegebene Saisonziel ist erreicht, und alle können sich zufrieden zurücklehnen. Doch Hernandez ruhiger und selbstbewusster Ton zeigt, dass er genau das Gegenteil erwartet: der Druck ist weg. Jetzt greifen wir so richtig an.

 

Druck hatte Stuttgart dagegen noch am Mittwoch im dritten und entscheidenden Viertelfinalspiel gegen Münster. Vor allem als die Gäste im ersten Durchgang zwei Satzbälle hatten, denn plötzlich schien sogar das Aus im Viertelfinale möglich zu sein. Doch die Mannschaft stellte sich mit aller Macht gegen eine Niederlage und rang den Außenseiter im Satzfinale nieder. Es sollte nach 30 Minuten die entscheidende Szene sein. „Das war eine überdurchschnittliche Kampfleistung unseres Teams. Dieses Spiel so für sich zu entscheiden ist beeindruckend“, sagte der Allianz-MTV-Manager Bernhard Lobmüller. Seine US-amerikanische Mittelblockerin Nichole Lindow fand martialischere Worte: „Spielzeit ist unsere Zeit, dann sind wir im Zerstörungsmodus.“

In der Halbfinalserie möchten die Stuttgarterinnen jetzt die Finalträume des Schweriner SC zerstören. Immerhin gewannen sie beide Heimspiele gegen die Schwerinerinnen in dieser Saison – im Pokal und in der Liga. Und sogar beim Auswärtsspiel in Schwerin hofften sie lange auf einen Erfolg, ehe sich die Spielführerin Kim Renkema am Fuß verletzte und die Partie noch mit 2:3 verloren ging. Doch der zehnmalige deutsche Meister hat sich in den vergangenen Wochen gesteigert. Am letzten Spieltag der Hauptrunde gewannen sie beim bis dato ungeschlagenen Tabellenführer in Dresden und warfen zuletzt das italienische Topteam aus Novara aus dem europäischen Challenge-Cup. „Schwerin ist ein Spitzenteam “, sagt der Stuttgarter Co-Trainer Giannis Athanasopoulos und schiebt mit einem Grinsen hinterher: „Aber wir können sie schlagen – mit Sicherheit.“

Schweriner Doppelbelastung

Ein Vorteil für Stuttgart könnte die Schweriner Doppelbelastung werden, denn vor dem Semifinalhinspiel am Mittwoch (19 Uhr) in der Scharrena muss Schwerin am Sonntag noch beim türkischen Vertreter Bursa BBSK antreten. Doch auch die Stuttgarterinnen haben Sorgen. Jelena Wlk fällt mit einem grippalen Infekt weiter aus. Ob sie bis zum Halbfinale fit wird, ist momentan noch ungewiss.

Träumen ist in Stuttgart dennoch erlaubt. So sagt Renkema: „Das Finale ist natürlich unser Traumziel.“ Das hatte sie zuvor allerdings auch schon über den zweiten Platz nach der Hauptrunde, das Pokalfinale, den Pokalsieg und das Halbfinale der Play-offs gesagt – und alle Ziele erreichte ihre Mannschaft im Vorbeigehen, denn die wohl beste Mannschaft, die je in Stuttgart Volleyball gespielt hat, reitet auf einer Erfolgswelle. Noch vor fünf Monaten hätte niemand erwartet, dass Allianz MTV Stuttgart in diesem Jahr zu den vier besten Mannschaften in Deutschland gehören würde, den Pokal gewinnt und dem großen Schweriner SC im Halbfinale auf Augenhöhe begegnen würde.

Doch nun ist all das geschafft – und noch viel mehr möglich. Der Trainer Hernandez sagt: „Ich freue mich für den Club. Das Halbfinale ist ein Geschenk.“ Eine Zugabe, das Sahnehäubchen auf einer Rekordsaison – purer Genuss eben.