Dinkelacker investiert in seinen Standort: Derzeit saniert die Brauerei das Gebäude mit der Hausnummer 68.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

S-Süd - Selbst als Mann war er früher nachts nicht gerne allein auf der Tübinger Straße unterwegs. Das sei nun mehr als 30 Jahre her. Während seiner Zeit als Lehrling bei Dinkelacker sei dies gewesen – im Jahr 1984, erzählt Ralph Barnstein. Inzwischen ist er Geschäftsführer der Stuttgarter Brauerei und dort zuständig für Technik, Verwaltung und Logistik und hat wohl keine Angst mehr. „Es wird seit vielen Jahren daran gearbeitet, die Tübinger Straße weiter zu entwickeln“, sagt Barnstein. Dinkelacker wolle dazu beitragen.

 

Die Tübinger Straße galt lange als Sorgenkind von Politik und Verwaltung. Auch viele Anwohner wünschten sich eine Aufwertung. Der Bezirksbeirat Süd hofft seit Jahren, dass die Straße den Anschluss an die Innenstadt schafft und nicht zur Schmuddelecke verkommt. Mit dem Wohn- und Einkaufszentrum Das Gerber, der neuen WGV-Zentrale und dem Caleido mit den Restaurants im Erdgeschoss hat sich bereits viel getan. Derzeit baut das Unternehmen Strenger Bauen und Wohnen an der Ecke Fangels-bachstraße einen Wohnkomplex. Vor zwei Jahren hat Dinkelacker zudem an der Tübinger Straße 46 seine Brauereigaststätte mit Außenbereich eröffnet. „Gastronomie belebt und schafft auch soziale Sicherheit in der Nacht“, sagt Barnstein.

Dinkelacker verhandelt bereits mit einem Gastronom

Derzeit saniert die Brauerei ihr denkmalgeschütztes Gebäude mit der Hausnummer 68. In den oberen Geschossen sollen Wohnungen und Büros entstehen, im Erdgeschoss eine kleine Gastronomie. Mit einem potenziellen Pächter sei man im Gespräch, stehe kurz vor einem Vertragsabschluss, sagt Tobias Distler. Eine kleine, ruhige Bar – ohne Außengastro, ohne Live-Musik – habe man im Auge, sagt der Verwaltungsleiter von Dinkelacker Schwabenbräu.

Nun ist des einen Freud ja oft des anderen Leid. Die einen freuen sich über mehr Kneipen, mehr Leben auf der Straße, die anderen fürchten um ihre wohlverdiente Nachtruhe. „Wir haben den potenziellen Pächter sensibilisiert“, betont Distler. Bei der Bürgersprechstunde, die Dinkelacker eigens dafür in dieser Woche an zwei Tagen eingerichtet hat, war dies tatsächlich die einzige Sorge der Anwohner.

Andere waren gekommen, um zu erfahren, was sich sonst noch so bei Dinkelacker tut. Denn die Brauerei plant in den nächsten beiden Jahren weitere große Veränderungen auf dem Firmengelände. Rund 16 Millionen Euro investiert die Brauerei. 13 Millionen Euro davon fließen in den Hauptsitz. Dafür wird die Abfüllanlage modernisiert und ein neues Automatiklager eingebaut. Etwa 1,6 Millionen Euro kostet die Sanierung der Nummer 68. Für etwa denselben Betrag wird das Festzelt auf dem Cannstatter Wasen neu gestaltet.

Unternehmen bereichern den Stadtbezirk

Der Bezirksvorsteher Raiko Grieb sieht die Investitionen der Brauerei als Bekenntnis zum Stadtbezirk: „Es ist ein positives Zeichen, wenn am eigenen Standort so viel Geld in die Hand genommen wird.“ Dinkelacker sei schließlich ein Markenzeichen im Süden. Ohnehin profitiere auch die Innenstadt von großen Unternehmen vor Ort. Ein Bäcker oder ein Metzger könne von den paar Anwohnern alleine eher nicht überleben. „Aber wenn da Mitarbeiter in der Mittagspause ihre LKWs kaufen, geht das schon eher.“ Für die Tübinger Straße ist jegliche Art von Belebung und Verschönerung insgesamt ein Vorteil. Bleibt nur noch ein Problem: der Verkehr. Die geplante Fahrradstraße soll ja zur Lösung beitragen.