Eigentlich sollten Studienanfänger in Stuttgart jetzt Hilfe bei der Wohnungssuche erhalten. Stattdessen müssen die Mitarbeiter der Studierendenwerke Schilder tauschen. Die Umbenennung ist nicht billig, die Zeche zahlen letztlich die Studenten.

Stuttgart - Die Umbenennung in „Studierendenwerk“ verschafft den früheren Studentenwerken neue Arbeit. So müssen sich deren Mitarbeiter neben der Aufsicht über die Wohnheime oder Vermittlung von Zimmern und Bearbeitung von Bafög-Anträgen jetzt auch darum kümmern, dass sie nach und nach allüberall korrekt mit ihrem neuen Namen firmieren. Die Kosten dafür schätzt allein das Studierendenwerk Stuttgart auf 60 000 Euro. Das Studierendenwerk Tübingen-Hohenheim rechnet mit einem sechsstelligen Betrag.

 

Die Landesregierung hatte die diesbezügliche Änderung im Landeshochschulgesetz damit begründet, dass der neue Name „eine geschlechtergerechtere Rechtssprache schaffen“ solle. Die Zeche für diesen Beschluss der Landesregierung müssen am Ende die Studierenden bezahlen, auch wenn das Geld aus dem Topf der allgemeinen Verwaltung genommen werde, der sich aus allen Bereichen des Studierendenwerks speise, wie Simon Leimig vom Studierendenwerk Tübingen-Hohenheim sagt. Doch selbst wenn die Umbenennung 100 000 Euro kosten sollte, würde das bei 55 000 Studierenden mit zwei Euro je Nase kaum ins Gewicht fallen, gibt Leimig zu bedenken. Zumal alles erst nach und nach erfolge.

Online hat die Umfirmierung schon stattgefunden

Das Hauptproblem sei, „dass das wahnsinnig viel Arbeit macht“, sagt Leimig im Blick auf die 108 Wohnheime mit einem Mehrfachen an Schildern auf Türen, an Eingängen, Parkplätzen, Wegen, die allesamt ausgetauscht werden müssten. Ganz zu schweigen von Grundbucheinträgen, Bekleidung oder Firmenstempeln.

Beim Studierendenwerk Stuttgart hat man auf elektronischem Weg den Namen bereits angepasst, etwa auf der Homepage und den E-Mail-Signaturen. Auch die jetzt im August neu aufgelegte Printbroschüre trage bereits den geänderten Namen. Beim Briefpapier und den Beschilderungen an Wohnheimen dauere das noch etwas. „Wir setzen die Umbenennung so kostenbewusst wie möglich um, indem wir beispielsweise gedruckte Werbemittel weiter verteilen, bis der Bestand aufgebraucht ist“, sagt Melanie Westphal vom Studierendenwerk Stuttgart. Sie betont, dass dessen Verwaltungsrat, in dem auch die Verfasste Studierendenschaft vertreten ist, die veranschlagten 60 000 Euro für die Umbenennung einvernehmlich bewilligt habe.

Mieten sollen nicht erhöht werden

„Wir machen erst mal eine Bestandsaufnahme“, berichtet ihr Tübinger Kollege Leimig. „Es ist aber nicht so, dass wir deswegen ein anderes Projekt auf Eis legen müssten“, versichert er. Und Leimig betont auch: „Es gibt in diesem Zusammenhang definitiv keine Erhöhung bei Mieten, in Cafeterien, Mensen oder bei den Beiträgen der Studierenden.“  

Michael Max kümmert sich normalerweise um die Hohenheimer Studentenwohnheime und sorgt dafür, dass auch in diesem Jahr wieder Notunterkünfte für wohnungssuchende Studierende aufgebaut werden. Nun ist er dabei, die Schilder zu zählen – rund 70 seien es.

„Gender, Gender – Geldverschwender“

Bundesweit hat die baden-württembergische Umbenennungsaktion viele Schlagzeilen gemacht. „Gender, gender – Geldverschwender“, titelte etwa „Spiegel Online“. In Stuttgart hingegen hält sich die Aufregung in Grenzen. Zwar kritisierte der Ring Christlich-Demokratischer Studenten Hohenheim die Umbenennung als Geldverschwendung. Für die Studierenden hingegen scheint die Sache kein großer Aufreger zu sein. So erklärt die Hohenheimer Asta-Vorsitzende Friederike Mang, sie habe bisher mit dem Thema noch nicht zu tun gehabt. Auch Ibrahim Köran, der Präsident des Hohenheimer Studierendenparlaments, berichtet, dass viele Studierende davon noch gar nichts mitbekommen hätten, auch auf der Landesastenkonferenz sei die Umbenennung kein großes Thema gewesen, sondern die Qualitätssicherungsmittel seien viel wichtiger gewesen. Er selbst finde, die Umbenennung in Studierendenwerke sei „der Zeit angemessen“. Man sage ja inzwischen auch Studierende.