Sven Holzberger und Alexander Pflug nehmen im Dezember an der Rallye „Dust and Diesel“ teil. 5000 Kilometer geht es dann durch die Wüste – für die eigene Freude und einen guten Zweck.

Kornwestheim - Mit einem alten Mercedes-Kombi wollen sie durch Mauretanien reisen, mehr als 5000 Kilometer soll das Vehikel mit Dieselmotor dort durchhalten – für den guten Zweck. An diesem Plan sind Sven Holzberger und Alexander Pflug seit 2015 dran. In jenem Jahr zogen die beiden los und kauften einen Daimler, Baujahr 1992, für 750 Euro.

 

„Der Wagen dürfte kurz vor dem Oldtimer-Status gewesen sein“, sagt der Kornwestheimer Holzberger. Rostig war das Modell W124, und Tüv hatte ihr Kauf nicht. Aber das hat den beiden nichts ausgemacht. Sie haben eine genaue Vorstellung davon, was mit dem Wagen geschieht: Die zwei Berufsschullehrer am Berufsschulzentrum Aalen wollten den alten Diesel wieder fahrbereit haben und ihn wüstentauglich umbauen. Von ihrem Engagement soll ein Kinderhaus in der zweitgrößten mauretanischen Stadt Nouadhibou profitieren, das durch die Mauretanienhilfe AEPN unterstützt wird. Dort finden 75 Kinder ein Zuhause, ein Bildungsangebot und Essen. Auch schwangere Frauen werden in dem Haus betreut.

Während in Deutschland mit Blick auf Feinstaub und Stickoxide eine Dieseldebatte läuft, setzt die Rallye „Dust and Diesel“ bewusst auf jenen Antrieb. Ein Dieselmotor gehe nicht kaputt, erläutert Holzberger. Die in Deutschland ausrangierten Fahrzeuge würden anderswo noch nachgefragt. Ihr alter Daimler soll – so er denn die Fahrt nach Mauretanien übersteht – dort versteigert werden. Die Einnahmen gehen an den Verein AEPN.

18 Tage geht die Tour

Außerdem nutzen die Rallyeteilnehmer die Gelegenheit, um für die Organisation und um Spenden zu werben. Holzberger und Pflug haben sich dafür auch an Politiker und Persönlichkeiten aus der Wirtschaft gewandt, darunter die Oberbürgermeister von Schwäbisch Gmünd, wo Pflug lebt, und von Kornwestheim. „Wir wollen, dass so viel Geld wie möglich zusammenkommt“, sagt Holzberger, „und wir wollen das Geld für ein Projekt aufbringen, bei dem wir wissen, dass es möglichst komplett bei den Menschen ankommt.“

Der Verein AEPN Mauretanienhilfe ist ein gemeinnütziger Verein, der von dem Deutschen Florian Schmidt gegründet wurde. Er organisiert auch die zweimal im Jahr stattfindenden Rallyes, um das Projekt zu finanzieren. Die Dieselfahrzeuge, die im Mai starten, fahren auf den Spuren der Rallye Paris – Dakar, über das Atlasgebirge und durch Sandwüsten. Im Dezember geht es entlang der afrikanischen Westküste über Fés und Marrakesch in die westafrikanische Sahara. 18 Tage sind angesetzt, die Etappen sind zwischen 100 und 600 Kilometer lang. Größere Städte werden auch mal einen Tag lang besichtigt. Pflug und Holzberger werden zu zweit in einem Pulk von 25 Dieselautos fahren. Sie haben den Wagen auf eigene Kosten und mit viel Unterstützung von Bekannten, Kollegen und Freunden hergerichtet.

Zuletzt war die Batterie hinüber, aber „der Saugdiesel, der ist leistungsschwächer, aber unkaputtbar“, versichert Holzberger. Darum glaubt er daran, dass das Fahrzeug – es ist inzwischen Anthrazit statt Dunkelblau und von Rost befreit– auch heil ankommt. Das Dachfenster, das undicht war und geklemmt hat, haben sie kurzerhand zugeschweißt und überlackiert. Die Radaufhängung, die Stoßdämpfer, die Federbeine, die Brems- und Benzinleitungen mussten ausgetauscht werden. Das Duo hat einen guten Kontakt zu Schrotthändlern.

Auch Treibstoff und Rückreise belasten den eigenen Etat

Für die Rallye müssen die beiden eine Teilnahmegebühr bezahlen, schließlich werden sie begleitet und haben nachts Schlafmöglichkeiten. Auch für Treibstoff und Rücktransfer müssen sie in die eigene Tasche greifen. Es sei aber auch ein großes Abenteuer , begründet Holzberger das Engagement. Er hatte schon als Student einen alten VW-Bus, mit dem er quer durch Europa reiste. „Aber raus aus Europa habe ich es bisher nicht geschafft.“ Der Bastler bei den beiden ist Alexander Pflug, der schon drei Harley Davidson Motorräder selbst zusammengebaut hat.

Am 28. Dezember treffen sich die Teams zum Start in der südspanischen Stadt Tarifa, wo eine Fähre nach Marokko ablegt. Von dort an wird gemeinsam gefahren. „Ich bin gespannt, auf den Spuren der Rallye Dakar unterwegs zu sein“, freut sich Holzberger.