Der Name täuscht: Das Lautsprechersystem Berlin Boombox wird zwar in der Hauptstadt produziert, sein Erfinder lebt und agiert inzwischen allerdings wieder in seiner schwäbischen Heimat.

Stuttgart - Von Stuttgart nach Berlin und von dort aus in die ganze Welt: Axel Pfaender könnte man als eine Art modernen schwäbischen Tüftler bezeichnen, der seine eigene kleine Vision verwirklicht hat. Mit internationalem Erfolg.

 

Eigentlich ist der 41-Jährige Grafikdesigner und Illustrator, ein visueller Mensch also. Das ist im Alltag nicht immer einfach, müssen doch auch Produkte des täglichen Bedarfs gewissen gestalterischen Ansprüchen genügen. Die Suche nach einem ganz bestimmten Produkt war Axel Pfaender irgendwann Leid. „Ich wollte ein Lautsprechersystem für mein Smartphone“, erzählt er. Sprich, eine Station mit Lautsprechern, an die ein Telefon oder ein MP3-Player zum Musikabspielen angeschlossen werden kann. Doch keines der Produkte wollte seinen Ansprüchen genügen. Also hat er sich eines dieser uneleganten Plastikdinger zugelegt, aus Pappkarton ein Gehäuse in Form einer Boombox ausgeschnippelt und über das Gerät gestülpt. Als Boombox werden tragbare Radiorekorder bezeichnet, die ihre Blütezeit vor allem in den frühen achtziger Jahren hatten. Die Boombox hat in der Entwicklung des Hip-Hop eine große Rolle gespielt, heute haben die Geräte aus dieser Zeit Kultstatus. Für Axel Pfaender ist die Box eine „Ikone der Popkultur“.

So ein Projekt birgt ein großes Risiko

Auch das selbstgebastelte Pappgerät in Pfaenders Wohnzimmer genoss schon bald Kultstatus – bei seinen Freunden. „Jeder wollte so ein Ding haben“, sagt er. Er sei regelrecht bedrängt worden, ein Produkt daraus zu machen, ein Lautsprechersystem in Form einer Boombox aus Pappkarton.

Und dann hat er das getan, was ein schwäbischer Tüftler so tut.

Er hat sich hingesetzt, ein Konzept ausgearbeitet und Partner gesucht – für die Lautsprecher, für die Produktion und für den Vertrieb. Eine schwierige Phase, in der auch die Frage nach der Finanzierung keine geringe Rolle gespielt hat. „So ein Projekt birgt ein großes Risiko“, sagt er.

Deshalb hat er das getan, was ein moderner Tüftler so tut.

Er hat ein Crowdfundig-Projekt daraus gemacht und versucht über die US-Internetplattform Kickstarter Geld zu sammeln. Die Resonanz war enorm. 14 000 Dollar wollte er zusammen bekommen, nach dreißig Tagen waren es gut 20 000. Plattformen wie Kickstarter sind darüber hinaus ein guter Indikator dafür, ob das Produkt am Markt ankommen wird. „Es gab auf dem Weg viele Hürden“, sagt Axel Pfaender, „wenn ich nicht gemerkt hätte, dass sich viele Leute auf die Lautsprecher freuen, hätte ich sicher aufgegeben.“

Ein wahrgewordener Designertraum

Im Herbst 2012 ist er mit der Berlin Boombox in Serie gegangen. Berlin ist deshalb Teil des Namens, weil der Grafiker und Unternehmer sein Produkt noch in der Hauptstadt entwickelt hat. Der Stuttgarter hat seinen Abschluss in Berlin gemacht und ist danach viele Jahre dort geblieben. „Als junger Erwachsener hatte ich das Gefühl, dass Stuttgart zu klein für mich ist“, sagt er. In den neunziger Jahren war er im Stuttgarter Nachtleben aktiv, hat Veranstaltungen organisiert und in Clubs aufgelegt. „Als ich nach Berlin gezogen war, ging das alles einfacher, es war aufregender“, erinnert er sich. Im August vergangenen Jahres ist er in seine Heimat zurückgekehrt. Auch weil sich hier vieles verändert habe. „Die ganze Atmosphäre rund um den Marienplatz schätze ich hier sehr, die Gastronomie und Bars“, sagt er. Auch Projekte wie die Fluxus Mall in der ehemaligen Calwer Passage machten die Stadt mehr lebenswert.

Im Fluxus ist seine Boombox zu haben, außerdem in vielen Städten Deutschlands, auch in Los Angeles, New York und Brüssel. Die Teile aus recyclebarer Pappe werden nach wie vor in Berlin bedruckt. Um Verpackung, Lagerung und Versand kümmern sich die Mitarbeiter der Mosaik-Werkstätten für Behinderte in Berlin. Auch wenn seine Erfindung seine Familie noch nicht ernährt, ist er stolz auf seinen wahr gewordenen „Designertraum“ – koordiniert aus einem kleinen Studio in Stuttgart-Heslach.

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