Früher war Wolfram Rietschel für die Gesundheit der Wilhelma-Tier zuständig. Im Ruhestand bringt der Tierarzt sein Fachwissen im Ausland ein. Beim 50-Jahre-Jubiläum der Grimminger-Stiftung berichtet er über seine Erfahrungen.

Stuttgart - Der tägliche Umgang mit Tieren kann Probleme mit sich bringen. Infektionen mit Tierkrankheiten gehören dazu, aber auch Bisswunden, bei denen gefährliche Erreger übertragen werden. Manch ein Tierpfleger hat hier schon seine leidvollen Erfahrungen gemacht.

 

So verwundert es nicht, dass auch in der Stuttgarter Wilhelma seit Jahren darüber geforscht wird, wie sich solche Risiken verringern lassen. Unterstützt werden die Wissenschaftler bei ihren Arbeiten unter anderem von der in Stuttgart ansässigen Grimminger-Stiftung für Zoonosenforschung. Sie fördert allgemein die Erforschung von Krankheiten, die von Tieren auf Menschen, aber auch von Menschen auf Tiere übergehen und auf beiden Seiten große Probleme bereiten können. Im Fachjargon werden diese Krankheiten Zoonosen genannt.

Von der Wilhelma in die weite Welt

Anlässlich ihrer Feier zum 50. Gründungsjubiläum hat die Grimminger-Stiftung nun den früheren Tierarzt der Wilhelma, Wolfram Rietschel, zu einem Vortrag über seine Arbeit als Tierarzt in Südwestafrika eingeladen. Auch nach seiner Pensionierung vor drei Jahren ist er in vielen Ländern unterwegs, darunter in Namibia. Dort kümmert er sich auf zwei großen Wildtierfarmen um die dort lebenden Tiere. So werden auf der Farm der Harnas Wildlife Foundation kranke, verletzte und verwaiste Tiere aufgenommen und gepflegt. Im Fernsehen ist die Farm durch die Serie „Das Waisenhaus für wilde Tiere“ bekannt geworden. Bis zu 60 Freiwillige helfen dort, die zahlreichen Tiere zu betreuen – darunter auch hochbedrohte Tierarten.

In großen Freigehegen sind unter anderem zahlreiche Löwen unterwegs. Diese mussten mit Mikrochips versehen werden, außerdem erhielten sie Implantate zur dauerhaften Empfängnisverhütung – schließlich sollen sich die dort aufgenommenen Tiere nicht vermehren und damit zusätzliche Probleme schaffen. Wolfram Rietschel war dabei ein gefragter Blasrohrspezialist, weil sich die Tiere mit dieser Technik besonders wirkungsvoll und schonend in Narkose legen lassen.

Auslandseinsatz mit Gefahren

Besonders fasziniert zeigte sich Rietschel auch von den dort lebenden Leoparden und Geparden. Ungefährlich sind die Raubkatzen nicht: Obwohl sie an Menschen gewöhnt sind, können sie auch zubeißen, was bleibende Narben hinterlässt. Manche der freiwilligen Helferinnen – zum großen Teil sind es junge Frauen – würden solche Souvenirs dann allerdings mit einem gewissen Stolz zur Schau tragen, sagte Rietschel.

Dabei sind Bisswunden von Tieren oft alles andere als harmlos, wie der Tierarzt mehrfach in seinem Vortrag betonte. So sollte die Wunde vor dem Nähen unbedingt mit Antibiotika behandelt werden, um einer womöglich äußerst schlecht heilenden Infektion vorzubeugen. Und er berichtete von einer Helferin, die von einem Erdmännchen gebissen wurde. Der Biss wäre eigentlich harmlos gewesen – wäre es nicht zu einer Infektion mit antibiotikaresistenten Keimen gekommen. Erst nach monatelangem Kampf heilte die Wunde.

Dem Tierarzt geht die Arbeit nicht aus

Afrikanische Wildhunde entwurmen, Elefanten ein Sender-Halsband umlegen, die Auswilderung von Tieren betreuen: „Da hatte ich reichlich zu tun“, erinnert sich Wolfram Rietschel an seine Namibia-Erfahrungen. Es werden nicht seine letzten Reisen als Tierarzt gewesen sein.