In den vergangenen fünf Jahren haben 1,27 Millionen Fahrgäste die Verbindung im TGV von Stuttgart nach Paris genutzt.

Stuttgart - Das Jubiläumsfest ist bescheiden ausgefallen, aber immerhin: am Bahnsteig gibt es Kuchen und Muffins für die Fahrgäste, und ein paar Kerzchen brennen auch. Die Deutsche Bahn und ihr französischer Partner SNCF feiern im Hauptbahnhof Stuttgart das fünfjährige Bestehen der Schnellverbindung nach Paris. „Für uns ist das ideal“, sagt Burkhard Klippel, der die kleine Feier direkt am Zug schmunzelnd beobachtet, über das Angebot. Er und seine Frau seien „frankophil“, sie fahren deshalb immer wieder gerne in die Seinemetropole, verrät der 75-Jährige, wie an diesem Wochenende auch. Burkhard Klippel schätzt die Zugverbindung, „weil ich da auf der Erde bleiben kann und nicht in die Luft gehen muss“.

 

Die Deutschen stellen das Gros der Passagiere

Rund 1,27 Millionen Fahrgäste haben die Züge des TGV (Train à grande vitesse) zwischen der schwäbischen Landeshauptstadt und der Seinemetropole seit Juni 2007 genutzt, 836 000 Deutsche, 432 000 Franzosen, die Hälfte sind Geschäftsreisende. Dieses Übergewicht von deutscher Seite ist angesichts des beliebten französischen Fahrziels Paris nicht verwunderlich. Für Alleo, das deutsch-französische Gemeinschaftsunternehmen, das den grenzüberschreitenden Verkehr betreibt, besteht weiter die Aufgabe, „mehr Franzosen für ihr Nachbarland zu begeistern“, sagt Geschäftsführer Frank Hoffmann.

Dennoch ist Hoffmann mit der Entwicklung sehr zufrieden. So habe sich der Südast des Hochgeschwindigkeitsverkehrs nach Paris, auf dem täglich vier Zugpaare über Karlsruhe nach Stuttgart unterwegs sind (eines davon weiter über Ulm bis nach München), mit einem Plus von 23 Prozent und insgesamt rund 2,7 Millionen Fahrgästen etwas besser entwickelt als die Nordroute von Frankfurt an die Seine. Dort liegt das Plus bei 21 Prozent seit der Inbetriebnahme. Allerdings gehen 70 Prozent der bisher 6,3 Millionen Kunden beider Linien auf das Konto der Strecke Frankfurt–Paris. Mit einem Marktanteil von 56 Prozent habe der Zug das Flugzeug auf der Verbindung Stuttgart–Paris deutlich auf Platz zwei verwiesen, sagt Hoffmann. Auf dem Filder-Airport haben die TGV-Verbindungen, durch die die Fahrzeit nach Paris von fünf Stunden und 55 Minuten auf drei Stunden 39 Minuten verkürzt wurde, Folgen gezeitigt. Bald nach der Aufnahme des Schnellverkehrs hat die Fluggesellschaft Germanwings 2008 ihre beiden Flüge nach Paris eingestellt. Seit 2010 hat auch die Lufthansa, die bis dahin jeden Tag dreimal in die französische Kapitale geflogen war, die Destination aus ihrem Streckennetz genommen. Heute steuert nur noch die Air France den Flughafen Charles de Gaulle an, mit täglich fünf Flugpaaren. 2008 lag der Anteil der Air-France-Passagiere auf dem Stuttgarter Flughafen bei 2,9 Prozent, heute sind es 2,8 Prozent, trotz des Rückzugs der anderen Airlines. Bei 9,6 Millionen Fluggästen 2011 in Echterdingen kommen auf die Air France 269 000. Die Bahn gibt ihre Fahrgastzahl mit 290 000 an. Weil bei der Auslastung der Züge, die mit durchschnittlich 61 Prozent zwar deutlich über dem Wert der nationalen ICE-Verbindungen liegt, noch „Luft nach oben“ sei, so Hoffmann, will man im laufenden Jahr mit gezielten Angeboten für weiteren Zuwachs sorgen. So ist geplant, von Ende September bis Anfang Oktober an den Wochenenden, wo die Nachfrage groß ist, Verstärkerzüge zwischen München und Paris einzusetzen, das ist die Zeit des Oktoberfestes. Von diesem Angebot kann auch Stuttgart mit seinem Volksfest auf dem Wasen profitieren. Schon jetzt bewirbt Stuttgart Marketing mit Alleo ausgewählte Bahnangebote von Frankreich nach Stuttgart. Die Zahl der Übernachtungen französischer Gäste ist zwischen 2007 und 2011 jedenfalls von rund 46 000 auf knapp 51 800 gestiegen, wobei sich nicht zuordnen lässt, ob es sich dabei um Geschäftsreisende handelt oder Touristen und wie diese gereist sind.

Fluggesellschaften haben Verbindungen gestrichen

Neue Doppelstock-TGV kommen zum Einsatz

Von Dezember an verkehren zwischen Stuttgart und Paris die neuen TGV-Doppelstockzüge, wodurch die Kapazität pro Zug von 361 auf 509 Fahrgäste steigt. Alleo setzt weiter auf Zuwachs, auf dass auch die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens zunimmt. „Die schwarze Null ist in Sichtweite“, sagt Geschäftsführer Frank Hoffmann.

Harter Kampf um Marktanteile

Fünf Jahre Hochgeschwindigkeitsverbindung Straßburg–Paris sind für die französische Bahn eine Erfolgsgeschichte. Für den Straßburger Flughafen Entzheim spielt sich seit dem Sommer 2007 allerdings ein Albtraum ab. Zwischen 2006 und 2010 halbierte sich die Passagierzahl nahezu. Die Linienflüge zwischen Straßburg und den Pariser Flughäfen Charles de Gaulles und Orly machten bis dahin 50 Prozent der Auslastung des Straßburger Airports aus. Im Jahr nach dem Start des TGV-Ost brachen die Zahlen Straßburg–Paris um 40 Prozent ein. Die Zahl der Bahnbenutzer auf dieser Strecke hatte sich im Gegenzug binnen eines Jahres um 80 Prozent gesteigert. Dem Flughafen hatte schon vor dem TGV-Ost der Wechsel des Billigfluganbieters Rynair zum benachbarten baden-württembergischen Baden-Airpark zu schaffen gemacht.

Seit dem vergangenen Jahr zeichnet sich in Straßburg wieder ein positiver Trend ab. Für 2011 vermeldete das Flughafenmanagement 1,08 Millionen Passagiere. Das dies erreicht wurde, war sowohl für den Flughafen als auch für Air France, die von Straßburg aus die beiden Pariser Flughäfen anfliegt, ein hartes Stück Arbeit. Die Fluggesellschaft begegnet der Konkurrenz auf der Schiene inzwischen, indem sie ihr innerfranzösisches Angebot um Nizza, Toulouse, Korsika und Lyon erweitert hat und touristische Ziele von Straßburg aus anfliegt. „Wir hoffen, auf diese Weise, die Nachfrage stärker anzukurbeln“, sagt die Air-France-Sprecherin in Straßburg. Auch eine Subvention der Industrie- und Handelskammer für eine Senkung der Flughafensteuer in Höhe von 425 000 Euro hat niedrigere Ticktepreise ermöglicht.